Wochenprognose

Für Deutschland

Wochenpollenvorhersage Vincent

Mittwoch, 06. August 2025 - Dienstag, 12. August 2025

Beifuß (Artemisia)
Brennnesselgewächse (Urticaceae)
Hopfen (Humulus - Cannabaceae)
Ampfer (Rumex)
Gänsefußgewächse (Amaranthaceae/Chenopodiaceae)
Gräser (Poaceae)
Wegerich (Plantago)
Beifuß (Artemisia) in Vollblüte kann man in den nächsten Tagen überall erleben. Hier am 4. August 2025 in Berlin © Matthias Werchan

Pollen und Sporen bitten reichlich zu Tisch – Höhepunkt der Pollensaison krautiger Pflanzen voraus!

Der Sommer kam auch in den letzten Tagen nicht wirklich auf Betriebstemperatur. Vereinzelt wurden mal ein Sommertag (Tmax > 25 °C) gemeldet, ansonsten blieb es kühler und vor allem regnete es immer wieder – häufig in Form von Schauern, teils aber auch mal länger anhaltend. Entsprechend schwach auf der Brust war auch der Pollenflug. „Enttäuschend“ wenig Pollen kamen und kommen dieses Jahr von den ansonsten prinzipiell pollenstarken Brennnesselgewächsen. So wurden in der zurückliegenden Vorhersagewoche an den meisten Stationen gerade mal mittlere Konzentrationen erreicht, hohe Konzentrationen beschränkten sich auf einzelne Tage an einzelnen Stationen. Der Start in die Beifußpollensaison verlief bisher ebenfalls etwas holprig, es reichte aber in den letzten Tagen trotzdem für weitere Zuwächse, besonders deutlich im äußersten Norden und Osten, wo trotz Sommerflaute immer verbreiteter markant hohe Belastungen auftraten. Auch weiter nach Süden sprang der Pollenmotor an, verstetigte den bisher sporadischen Pollenflug und sorgte für geringe bis mäßige Belastungen. Zuwachs gab es auch bei den Pollen der Hanfgewächse. Der Beginn der Hopfenblüte führte an einigen Stationen bereits zu mäßigem Pollenflug dieser Pollenart. 
Alle anderen Pollenarten bewegten sich meist auf geringem Konzentrationsniveau. In ländlichen Gebieten des Nordens und Südens ließen sich zwischenzeitlich auch mal mäßige Gräserpollenbelastungen detektieren, bzw. mittlere Konzentrationen von Ampfer oder Wegerich. 
Die Sporen der Schimmelpilze hatten es witterungsbedingt schwer, längere Zeit in der Luft zu bleiben. An den wenigen durchweg trockenen und milderen Tagen kam es zu nennenswerten Überschreitungen der Warnschwellen bei Alternaria und Cladosporium, ansonsten blieb es sporentechnisch verhältnismäßig ruhig. 

In den nächsten Tagen kehrt verbreitet die Sonne zurück und die Temperaturen rücken in sommerliche Niveaus vor. Trockenheit. Sonnenschein. Wärme. Da war doch was? Richtig, unter diesen Bedingungen herrscht Reisefreiheit für Pollen – genau richtig zum alljährlichen Höhepunkt der Pollensaison krautiger Pflanzen. Aber auch wer die Sporen von Schimmelpilzen mag, kommt wohl in den nächsten Tagen auf seine Kosten. 

Dem Beifuß (Artemisia), als einer der allergologisch bedeutsamsten Pflanzen des Spätsommers, spielt das warme und sonnenscheinreiche Wetter der kommenden Tage in die Karten. Vor allem der am weitesten verbreitete Gemeine Beifuß (A. vulgaris) blüht dann wie wild und dürfte einen Großteil seiner Pollen bereits in den kommenden sieben Tagen abgeben. Der Gipfel der Beifußpollensaison liegt damit direkt vor uns. Vor allem in der großen Nord- und Osthälfte sind nun rasch ansteigende Belastungen auf ein verbreitet hohes Niveau zu erwarten! Im Süden, Westen und in den etwas höher gelegenen Gebieten sind zumindest verbreitet mäßige und nur örtlich hohe Belastungen drin. In die höheren Berglagen verirren sich dagegen nur wenige Pollenkörner. Generell sind Beifußpollen nicht allzu reisefreudig, sondern gelten eher als „lokale“ Pollen. Die höchsten Pollenkonzentrationen treten daher in der Umgebung ausgedehnter Beifußbestände auf. Beifuß findet sich praktisch überall in Stadt und Land, ist aber im Norden und Osten stärker vertreten als im Süden und Südwesten. Pflanzen- bzw. Pollen-Hotspots sind ungepflegte Grünanlagen, Straßenbegleitgrün, Brachflächen, Abraumhalden und Schuttplätze, Ufer und Bahnböschungen oder Weg- und Feldränder. Das zur gleichen Pflanzenfamilie zählenden Traubenkraut (lat. Ambrosia) hat seine Hauptblütezeit erst Wochen nach dem Beifuß, kann aber bereits jetzt vereinzelt zu blühen beginnen. Lokal ist geringer Pollenflug im Umfeld größerer Ambrosiabestände möglich (Niederlausitz!), ansonsten bleibt es bei gelegentlichen Einzelpollen ohne Allergierisiko. 

Nach langen kargen Wochen wittern die Brennnesselgewächse (Urticaceae) Morgenluft, und sie werden wohl recht bekommen. Angesichts hervorragender Pollenflugbedingungen dürften die Pollenkonzentrationen in den kommenden Tagen rasch ansteigen und dann weit verbreitet hohen Werte annehmen. Saisonale Spitzenwerte sind absehbar. Vor allem die namensgebenden Brennnesseln (Urtica) lungern hierzulande überall rum, die zur gleichen Familie zählenden Glaskräuter (Parietaria) sind mit verstreuten Vorkommen in wärmebegünstigten Gegenden aktiv. Für diese Gattung aus dem europäischen Süden verbessern sich die Wachstumsbedingungen in Deutschland stetig, womit sich die Pflanzen bzw. deren als allergen eingestufte Pollen hierzulande als Allergieauslöser zukünftig einen Namen machen dürften. 

Bei den Gräsern (Poaceae) bleibt trotz Sonnenscheins und Sommerwetter alles beim Alten. Es tritt geringer Pollenflug auf, der kaum jemanden belastet. Lokal ist der Pollenflug allerdings auch mal stärker und kann bei empfindlichen Gräserpollenallergikern zu leichten Allergiesymptomen führen. So sind innerhalb von Städten und Siedlungen spätblühende fremdländische Ziergräser in Gärten oder Blumenrabatten oder andere spätblühende Arten, wie die Borstenhirse (Setaria) oder das Hundszahngras (Cynodon) tonangebend. Vormals abgemähte oder vertrocknete Wiesen können nach den Regenfällen erneut ergrünen und zu einer schwachen Zweit- oder Drittblüte bei einigen heimischen Gräserarten führen, die dann das örtliche Belastungsniveau besonders im ländlichen Raum erhöhen. Der Maisblüte (Zea mays) geht in den kommenden Tagen allmählich die Puste und der Pollen aus. Bevorzugt in kühleren Landesteilen und in den bergigen Regionen mit Maisanbau können Maispollen, wie bei Gräserpollen üblich, noch das ein oder andere Allergiesymptom bei den Betroffenen hervorrufen, allerdings nur direkt im Maisfeld oder knapp daneben, viel weiter kommen diese schweren Pollen nicht.

Auch die Hanfgewächse (Cannabaceae), aka Hopfen (Humulus) und Hanf (Cannabis), drücken angesichts des Sommerwetters auf die Tube. Der weit verbreitete Hopfen kommt nun landesweit in Blühlaune und sorgt damit für rasch ansteigende Pollenkonzentrationen von anfangs meist geringen Werten hin zu Konzentrationen, wie sie auch der Beifuß erreicht. Lokal können durch die stark stäubenden Pflanzen deutlich sichtbare Pollenwolken in die Luft abgegeben werden, was man beim Beifuß vergeblich sucht. Diesen Pollenwolken sollten sich Betroffene mit Verdacht auf eine Sensibilisierung gegen Hopfenpollen besser nicht aussetzten, da hier die Hintergrundbelastung, die wir an unseren Messstellen ermitteln um ein Vielfaches übertroffen werden dürfte. Hanfpollen gilt als zumindest moderat allergen, Hopfenpollen löst möglicherweise Kreuzreaktionen bei einigen Birken- Beifuß- und Gräserpollenallergikern aus. 

Pollen von Ampfer (Rumex), Wegerich (Plantago) und Gänsefußgewächsen (Chenopodiaceae/Amaranthaceae) lassen es sich während der bevorstehenden Sommersonnenwoche gut gehen und treten wieder etwas häufiger als zuvor auf den Plan. Neben geringem Pollenflug ist besonders bei Ampfer und Wegerich auch mäßiger Pollenflug möglich. Verkrautete Wiesen sind Pollen-Hotspot für diese beiden Pflanzengattungen, Gänsefußgewächse bevorzugen dagegen eher brachgefallene offene Bodenstellen, Böschungen, Bodenaufschüttungen, Halden, ungepflegte Blumenrabatten oder Baumscheiben.

Pollenarten, die weiterhin oder erstmals in kleiner Zahl messbar sein können, gehören zu Heidekrautgewächsen (Ericaceae), Linde (Tilia) – die fremdländische Henrys Linde (T. henryana) blüht lokal, Löwenzahn (Taraxacum Cichorioideae) und Zypressengewächsen (Cupressaceae). 
Zahlreich und beständig blühen insektenbestäubte krautige Pflanzen, wie Dolden- (Apiaceae), Kreuz- (Brassicaceae) und besonders auch Korbblütler (Asteraceae), Hahnenfuß- (Ranunculaceae) oder Rötegewächse (Rubiaceae), Springkraut (Impatiens), Büschelblume (Phacelia) oder Natternkopf (Echium). Auch Blumensträuße in der heimischen Stube können zu Allergiesymptomen führen, speziell wenn darin zahlreiche Korbblütler, wie die Goldrute (Solidago) vertreten sind. Die Pollen verschiedener Korbblütler-Arten können untereinander kreuzreaktiv sein, sodass Beifuß- oder Ambrosiapollenallergiker Leidtragende sein können. 

Wie eingangs bereits erwähnt, nimmt der Sporenflug wieder deutlich Fahrt auf. Insbesondere bei Alternaria dürfte es an einigen Messstationen zu saisonalen Spitzenwerten kommen. Werden diese verfehlt, ist zumindest eine deutlich Überschreitung der Sporentyp-spezifischen Warn- bzw. Reizschwelle zu erwarten mit den höchsten Werten im ländlichen Raum von Nord- und Ostdeutschland. Cladosporium dürfte ebenfalls erneut zulegen. Ob dabei neue Spitzenwerte erreicht werden, ist schwer zu prognostizieren. Flächige Überschreitungen der Warnschwelle sind jedoch einzukalkulieren, gebietsweise ist auch ein mehrfaches Überschreiten möglich. Neben den gut abgrenzbaren Sporen, gilt auch das Pilzmyzel der Schimmelpilze bzw. dessen Bruchstücke als symptomauslösend. Als mögliche Ursache für die teils zahlreichen Myzelbruchstücke in der Luft kommt der Getreidedrusch in Frage, der neben den Sporen wahrscheinlich auch das Myzel in der Luft verteilt. Bei Epicoccum sind die Zuwächse in den kommenden Tagen weniger erheblich. Es können weiterhin stellenweise hohe Konzentrationen in der Luft sein, wenigstens aber solide mittlere Werte. Kreuzreaktionen zwischen den Sporen von Epicoccum und Alternaria sind möglich.  

Matthias Werchan, 06.08.2025

 

*** Wir danken allergyinsider, einem Service von Thermo Fisher Scientific, für die Unterstützung dieser Wochenpollenvorhersage. ***


Zur Wochenpollenvorhersage des PID für die Stadt Berlin gelangen Sie hier.

Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Gräser, des Beifußes und der Ambrosia für Deutschland finden Sie hier.
Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Gräser, des Beifußes und der Ambrosia in der Luft in Europa finden Sie hier.

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