Die nächste Welle Gräserpollen rollt – weithin hohe Belastungen voraus!
In der zurückliegenden Vorhersagewoche und ganz besonders zu Pfingsten gestaltete sich das Wetter in einer Kombination aus häufigen Regenfällen, kühler Luft und Wind oft ungemütlich. Im Zuge dessen verkrochen sich die Pollen tageweise in ihren Pollensäckchen und warteten auf Wetterbesserung. Besonders Gräserpollenallergiker dürften sich nach dem ersten mehrtägigen Belastungspeak Ende Mai/Anfang Juni über diese Art von „Halbzeitpause“ gefreut haben. Hohe Belastungen traten zwar auch auf, aber deutlich weniger flächig und weniger hoch als in der Woche davor. Neben den omnipräsenten Gräserpollen flogen in den letzten Tagen die Pollen von Ampfer und Wegerich überwiegend schwach bis zeitweilig mäßig. Immer regelmäßiger mischten sich Linden- und Esskastanienpollen dazu und allmählich wieder unregelmäßiger Holunderpollen – alle drei traten bis auf Ausnahmen in überwiegend geringer Zahl auf. Als nach den Gräsern zweithäufigste Pollenart etablierte sich nahezu überall im Land der Pollen der Brennnesselgewächse. Konkurrenz um Platz 2 gab es vor allem noch im Nordosten durch die notorischen Kiefernpollen. Mit Beginn der Götterbaum-Blüte traten lokal (im Umfeld blühender Bäume) vermehrt Götterbaumpollen auf. In den Hochlagen der Alpen setzte die Grünerle ihre allergenen Pollen frei, verbunden mit erheblichen, aber eng begrenzten Belastungen. Bei anderen Pollenarten war nicht viel los. Beachtenswert ist der mittlerweile bunte Strauß an Pollen krautiger Pflanzen, die neben den oben erwähnten, hier und da ebenfalls auftraten, wie z. B. Pollen der Dolden- oder Korbblütler, der Hahnenfußgewächse, des Mädesüß oder frühe Pollen der Gänsefußgewächse. Bei den Sporen allergener Schimmelpilze kehrte nach dem zunächst schwungvollen Auftakt in die Cladosporium-Saison witterungsbedingt wieder etwas Ruhe ein. Meist wurde der Sporentyp-spezifische Schwellenwert zur möglichen Auslösung von Allergiesymptomen nicht mehr oder nur vereinzelt knapp überschritten. Alternaria-Sporen erreichten in den letzten Tagen nirgendwo im Land warnwürdige Konzentrationen, waren aber beständig in der Luft vertreten. Epicoccum-Sporen flogen meist in geringer bis mittlerer Konzentration – nicht ungewöhnlich zu dieser Jahreszeit.
Veritable Heißluft kommt in den nächsten Tagen für einen Sprung vorbei und beschert vor allem der Westhälfte bis Samstag (14. Juni) einige schwülwarme bis schwülheiße Stunden. Am Sonntag wird der ganze Spuk nach Osten abgedrängt und durch gemäßigte Warmluft ersetzt. Im Zuge des Wetterwechsels kann es am Wochenende regional ordentlich krachen und schütten. Davor und danach ist es meist trocken. Bis zum nächsten Regen können sich die Pollen ungehindert in warmer Luft breitmachen. Auch nach Abzug der Gewitterfront trocknet es wahrscheinlich für längere Zeit pollenflugtauglich ab.
Die eingangs erwähnte Halbzeitpause beim Gräserpollenflug (Poaceae) ist beendet. Gräserpollen betreten in der warmen und niederschlagsfreien „zweiten Halbzeit“ erneut in großer Zahl das Spielfeld. Im Zuge dessen steigen die Belastungen bis Samstag von den Küsten bis ins höhere Bergland (bis ca. 1.500 m NN) wieder deutlich an, erreichen weit verbreitet ein hohes Niveau mit einem starken Hang zu saisonalen Spitzenbelastungen. Nach gebietsweiser Auswaschung der Pollen irgendwann am Wochenende, kehren diese ab Montag bei Sonnenschein wieder landesweit zurück einschließlich erneut verbreitet hoher Belastungen. Roggenpollen (Secale) spielen dagegen kaum noch irgendwo eine Rolle. Es können sich allerdings ein paar Pollen von Weizen (Triticum) oder anderem Getreide unter die Gräserpollen mischen.
Brennnesselgewächse (Urticaceae) beginnen vermehrt zu blühen, sodass neben verbreitet mäßigem Pollenflug hin und wieder bereits hohe Konzentrationen auftauchen, vor allem im Westen und Südwesten. Von saisonalen Spitzenwerten bleiben wir in den kommenden Tagen allerdings noch ein gutes Stück entfernt. Ampfer (Rumex) und Wegerich(Plantago) machen im Prinzip nichts anderes als in der Vorwoche. Wir befinden uns mitten in der langandauernden Blütezeit der beiden Gattungen. Das vielfach pollenflugtaugliche und wachstumsförderliche Wetter der kommenden Tage wird allerdings zu lokalen Pollenzuwächsen führen, sodass neben den sonst vorherrschend geringen Konzentrationen auch häufiger mittlere Pollenmengen in der Luft erwartet werden können. Auf extensiven Wiesen, Weiden oder Randstreifen mit großen Beständen dieser beiden Gattungen sind hohe Konzentrationen möglich, die vor allem beim Wegerich bei einigen Menschen auch mit merklichen Allergiesymptomen einhergehen können. Kiefernpollen (Pinus) werden immer seltener. Meist handelt es sich um Wiederaufwirbelungen bereits sedimentierter Pollen oder Einträge von Pollen aus nördlichen Regionen oder höheren Berglagen. Viel wird es sowieso nicht mehr sein und ein Einfluss auf irgendwen oder irgendwas ist von den knapp bemessenen Pollenzahlen (meist geringe Konzentrationen) nicht zu erwarten.
Die Holunderblüte (Sambucus) ebbt von Südwesten her immer weiter ab. Auch an wärmebegünstigten Standorten weiter nach Norden und Osten blüht in den kommenden Tagen die Mehrzahl der Büsche bis auf ein paar Restblüten ab. Damit verschwinden Holunderpollen zwar noch nicht aus der Luft, werden aber vor allem in den wärmsten Regionen immer seltener. Ganz im Norden, Osten und in den mittleren Berglagen halten sich Blüten und Pollen am längsten. Dort sind lokal auch weiterhin mittlere bis vereinzelt hohe und gebietsweise geringe Pollenkonzentrationen möglich.
Angeheizt durch die sommerlichen Temperaturen blühen Bienen-taugliche Baumarten wie Linde (Tilia), Esskastanie (Castanea) und Götterbaum (Ailanthus) in den kommenden Tagen vielerorts volle Lotte auf. Da sich diese Bäume bei der Bestäubung anscheinend nicht nur auf Insekten verlassen wollen, macht sich einiges an Pollen mit dem Wind auf die Reise. Im weiteren Umfeld blühender Bäume können daher hohe Pollenkonzentrationen auftreten, ansonsten geringe bis mittlere. Der fremdländische, invasive Götterbaum ist vor allem in größeren Städten verbreitet – dort ist auch der Pollenkontakt am wahrscheinlichsten. Linden- und Götterbaumpollen gelten zwar als potenzielle Allergieauslöser, spielen aber aufgrund der vorwiegend lokalen Pollenverbreitung nicht in einer Liga mit den pollenstarken Allergietreibern des Frühjahrs wie Erle, Esche oder Birke. Wer allerdings während der Gräserblüte Symptome verspürt, sollte zumindest bedenken: Es muss nicht immer an den schnöden Gräserpollen liegen. Bei den Pollen der Esskastanie wird angenommen, dass diese besonders bei Birkenpollenallergikern zu Kreuzreaktionen führen können. Esskastanien sind jedoch in Deutschland nur im Südwesten heimisch, ansonsten hier und da angepflanzt. Daher ist der Pollenflug selten stark. An den meisten Orten kreuzen nur ein paar Pollen auf, die „den Kohl nicht fett machen“.
Weitere Pollenarten, die noch oder weiterhin in kleiner Zahl messbar sein können, gehören zu Beifuß (Artemisia), Birke (Betula), Fichte (Picea), Gänsefußgewächsen (Chenopodiaceae/Amaranthaceae), Hanf – Hanfgewächsen (Cannabaceae), Liguster (Ligustrum), Löwenzahn (Taraxacum – Cichorioideae), Binsen- (Juncaceae) und Rosengewächsen (Rosaceae), Sauergräsern (Cyperaceae) und Zypressengewächsen (Cupressaceae). Insektenbestäubte krautige Pflanzen, wie Dolden- (Apiaceae) oder Korbblütler (Asteraceae), Rötegewächse (Rubiaceae), Mädesüß (Filipendula) oder Natternkopf (Echium) können ebenfalls mit einzelnen Pollenkörnern aufwarten. In den Höhenlagen der Alpen belastet die voll erblühte Grünerle (Alnus viridis) lokal mäßig bis stark. Teils werden die Pollen bis in die Täler oder in ausgedünnter Zahl bis ins Alpenvorland getragen.
Beim Sporenflug allergologisch bedeutsamer Schimmelpilze ist in den nächsten Tagen besonders Cladosporium „angesagt“. In warmer Luft kann nach den vorausgegangenen Regenfällen wieder verbreitet die Sporentyp-spezifische Warnschwelle überschritten werden – mit Allergiesymptomen ist bei den Betroffenen demnach zu rechnen. Alternaria-Allergiker können dagegen nochmals relativ beruhigt „schlafen“. Ein Überschreiten der Warnschwelle ist bis zum Ende der Vorhersagewoche unwahrscheinlich. Es können aber durchaus wieder ein paar Sporen mehr in der Luft sein als noch in der Vorwoche. Dazu kommen Epicoccum-Sporen in bis zu mittlerer Konzentration. Eine mögliche Warnschwelle ist für diesen Sporentyp jedoch nicht bekannt.
Matthias Werchan, 11.06.2025
*** Wir danken allergyinsider, einem Service von Thermo Fisher Scientific, für die Unterstützung dieser Wochenpollenvorhersage. ***
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