Beim Pollenflug brechen ruhige Zeiten an – ganz vorbei ist die Saison aber noch nicht.
Die erste Septemberwoche verlief bis auf den gestrigen Starkregen im äußersten Westen wettertechnisch wenig dynamisch. Gebietsweise zogen Regenfälle durchs Land, besonders im Osten schien auch mal für mehrere Tage vermehrt die Sonne und meist passten sich die Temperaturen der Jahreszeit an. Der Pollenflug unternahm keine großen Anläufe mehr. Beifußpollen warteten mit größtenteils geringen Belastungen auf. An einigen Messstation wurden aber auch mal über Tage hinweg gar keine Beifußpollen mehr gesichtet. Etwas rühriger zeigte sich Ambrosia, beeinflusste mit mäßigen bis starken Belastungen vorwiegend den ausgedehnten Ambrosia-Hotspot Niederlausitz und Umgebung, sowie die verstreut liegende Ecken des Landes mit ihren im Vergleich kleineren Ambrosiavorkommen. Ansonsten trat Ambrosiapollen in praktisch allen Landesteilen als gelegentlicher Zaungast auf, sprich als Einzelpollen. Von relevanten Belastungen war dort in der Regel nichts zu spüren. Außergewöhnlich intensive Ferntransporte von Beifuß- oder Ambrosiapollen, wie sie im Vorjahr zur gleichen Zeit registriert wurden, kamen nicht im Ansatz zustande. Pollen der Brennnesselgewächse verkamen zunehmend zur Randerscheinung. Die anfangs gebietsweise noch mittleren Pollenkonzentrationen verloren selbst bei guten Pollenflugbedingungen immer weiter an Gewicht. Am Ende blieben meist nur noch wenige Pollenkörner pro Tag übrig. Von den übrigen Pollenarten hielten Gräser- und Wegerichpollen, sowie die Pollen der Gänsefußgewächse mehr oder weniger das geringe Pollenflugniveau der Vorwoche aufrecht. Ampferpollen flogen sporadisch, Pollen der Hanfgewächse allenfalls vereinzelt. Einzelne Pollenkörner stammten weiterhin von den Korb- und Kreuzblütleren (z.B. vom Senf), von den Heidekrautgewächsen oder vom Efeu. Bei den Sporen der Schimmelpilze behielt Cladosporium den Hut auf und erreichte anfangs nochmals Werte deutlich oberhalb der Sporentyp-spezifischen Reiz- bzw. Warnschwelle, insbesondere im Westen und Norden. Alternaria war dies nicht mehr „vergönnt“, Überschreitungen der Reizschwelle wurden keine registriert. Epicoccum-Sporen waren in mäßiger oder knapp hoher Konzentration unterwegs und damit oftmals zahlreicher als Alternaria-Sporen.
Die Witterungsverhältnisse der kommenden Tage werden in der Wetterküche des Atlantiks zubereitet und nachfolgend hierzulande serviert. Dabei kommt es wiederholt zu Niederschlägen, die lokal auch mal stärker ausfallen können. Die Sonne spielt zwischendrin ebenfalls mit und bei den Temperaturen kann man sich auf mal etwas über, mal etwas unter 20 °C freuen. Der Pollenflug bekommt eine immer deutlichere, herbstliche Schlagseite und spielt wohl für die meisten Allergiebetroffenen keine Rolle (mehr).
Während der nächsten Tage kommen nur noch wenige Beifußpollen (Artemisia) aus der Deckung. Die Saison ist größtenteils gelaufen. Pollen fliegen somit meist sporadisch. Allenfalls im Nordosten kann der Pollenflug auch mal beständig gering ausfallen. Ähnliches gilt für Ampfer (Rumex) und Wegerich (Plantago) – von Beständigkeit ist beim Pollenflug keine Rede mehr, insbesondere wenn es wiederholt zu Niederschlägen kommt. Die Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae/Amaranthaceae) können trockene Tage am ehesten für seichten Pollenflug nutzen, der im direkten Umfeld zu größeren Beständen auch mal stärker ausfällt. Da die Pollen mancher Arten der Gänsefußgewächse nachweislich allergen sind, können Allergiesymptome nicht ausgeschlossen werden. Vermeidet man dann die räumliche Nähe zu diesen Pflanzen, sind die Pollenkonzentrationen wahrscheinlich größtenteils zu niedrig für (starke) Allergiereaktionen.
Dem Traubenkraut (lat. Ambrosia) stehen weiterhin umfangreiche Pollenkontingente zur Verfügung. An trockenen Tagen oder sobald es längere Zeit aufheitert, kommen diese zum Einsatz. Belastet wird hierzulande vorwiegend die nähere Umgebung von Ansammlungen blühender Pflanzen. Für flächendeckenden Pollenflug reicht es mal wieder „nur“ im südöstlichen Brandenburg und drumherum, je nachdem, wie der Wind steht. Geringe Ferntransporte von Ambrosiapollen sind bei vorherrschenden Winden aus West bis Südwest eher im Westen des Landes zu verorten als im Osten und stammen dann aus den Tiefen Frankreichs.
Bei den Brennnesselgewächsen (Urticaceae) wird der Pollen-Hahn weiter zugedreht. Gebietsweise reicht es für geringen Pollenflug, anderswo sind fast nur noch einzelne Pollenkörner unterwegs. Eine Allergie- bzw. Symptomgefahr besteht daher nicht mehr.
Die Gräser (Poaceae) bleiben aktiv. Das Schilfrohr (Phragmites) blüht in Feuchtgebieten, gelegentlich begleitet von nachblühenden Wiesengräsern à la Glatthafer (Arrhenatherum) und Co. in ungemähten Grünstreifen und feuchten Wiesen oder Ziergräsern, wie dem Lampenputzergras (Pennisetum) in Städten und Dörfern. Geringer Pollenflug ist möglich, wird jedoch durch die gelegentlichen Niederschläge immer wieder unterbrochen. Stellenweise oder zumindest punktuell treten bei sonnigem Wetter im „Idealfall“ Allergiker-relevante Pollenkonzentrationen auf. Ansonsten dümpeln einzelne Pollen durch die Luft.
Pollenarten, die weiterhin in kleiner Zahl messbar sein können, gehören zu Efeu (Hedera), Hanfgewächsen (Cannabaceae), Heidekraut- (Ericaceae) und Zypressengewächsen (Cupressaceae). Immer noch blühen insektenbestäubte krautige Pflanzen, wie Kreuz- (Brassicaceae) und Korbblütler (Asteraceae). Die Kreuzblütler werden durch die Blüte des Senfs (Sinapis) gestärkt, welcher „Raps-gleich“ auch mal auf größeren Flächen zur Gründüngung angebaut wird und dann zu möglicherweise relevantem Pollenflug im Umfeld führt. Pollen von Raps und Senf kann bei ausreichend starkem Pollenkontakt Allergiesymptome hervorrufen. Vereinzelte Pollen streuen auch die Röte- (Rubiaceae) und Knöterichgewächse (Polygonaceae) oder das Springkraut (Impatiens) ein.
Die Schimmelpilze kredenzen weiterhin einiges an Sporen, wobei das Allergierisiko bei Cladosporium nach vorausgegangenen Niederschlägen und nachfolgend milden Temperaturen auch im Frühherbst erhöht ist. Zwischenzeitliche Ausschläge über die Sporentyp-spezifische Reizschwelle sind in den kommenden Tagen nach wie vor einzukalkulieren. Bei Alternaria besteht dagegen kaum eine Gefahr, dass der Schwellenwert erreicht oder gar deutlich überschritten wird. Epicoccum-Sporen dürften größtenteils in solide mittlerer Konzentration fliegen und häufig auch die Werte von Alternaria hinter sich lassen. Eine Reizschwelle ist bei Epicoccum jedoch nicht bekannt, über mögliche Kreuzreaktionen zwischen den Sporen von Epicoccum und Alternaria wird aber in der Fachliteratur berichtet.
Matthias Werchan, 10.09.2025
*** Wir danken allergyinsider, einem Service von Thermo Fisher Scientific, für die Unterstützung dieser Wochenpollenvorhersage. ***
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