Wechselhaftes Sommerwetter hilft den Schimmelpilzen auf die Beine – Pollen fliegen eher verhalten.
In den vergangenen Tagen konnte insbesondere der trockenheitsgeplagte Nordosten des Landes ordentlich Niederschlag einsacken, womit hier das „Niederschlagssoll“ bereits zur Monatsmitte teils übererfüllt wurde. An anderen Landesteilen, speziell dem Westen, Teilen der Mitte und dem hohen Norden zogen die Regenfälle vorbei oder hinterließ nur sporadisches Getröpfel. Große Hitze war im gesamten Zeitraum kein Thema, eher blieb es mäßig warm, im Regen auch kühl. Der Pollenflug machte, speziell in den immer wieder von Regenfällen betroffenen Regionen (Osthälfte), eine ausgeprägte Schwächephase durch. Vor allem die sonst zu dieser Jahreszeit zahlenmäßig starken Pollen der Brennnesselgewächse machten schlapp oder sich an Regentagen (fast) gänzlich aus dem Staub. Tageweise hohe Konzentrationen konnten gerade mal im hohen und überwiegend trockenen Norden gemessen werden. Speziell von dort wurden auch nochmals knapp hohe Gräserpollenbelastungen gemeldet, während es sonst bei größtenteils geringen bis knapp mäßigen Belastungen blieb. Sofern es trocken blieb, flogen auch Ampfer- und Wegerichpollen mit geringer Intensität. Dazu gesellten sich wenige Pollen von Gänsefußgewächsen und vom Beifuß, die in ihrer Zahl allerdings kaum oder nur sehr lokal belastet haben dürften. Im äußersten Norden steuerte zudem die Linde etwas Pollen bei, gelegentlich unterstützt durch Esskastanie oder Kiefer. Zur Erhöhung der Diversität gab es Einzelpollen von Dolden- und Korbblütlern, Nelken-, Röte- oder Zypressengewächsen, Springkraut oder Natternkopf. Trotz regionaler Nässe legten die Sporen der Schimmelpilze ihre „Hände nicht in den Schoß“ und nahmen die Sporentyp-spezifischen Warnschwellen ins Visier, wobei vor allem Cladosporium diese immer wieder überschritt. Alternaria flog weiterhin zurückhaltend, konnte aber beispielsweise im äußersten Norden die Warnschwelle erstmals und an mehreren Tagen hintereinander deutlich übersteigen und auch im Rest des Landes gegenüber der Vorwoche zulegen, mit zumindest tageweisen Überschreitungen des Schwellenwertes. Gegenüber dem sporenstarken Vorjahr blieb es bisher vergleichsweise ruhig. Epicoccum-Sporen waren ebenfalls im hohen Norden in oft hoher Konzentration vertreten, sonst in mittlerer Zahl.
Die aktuelle Vorhersagewoche lässt sich wettermäßig kurz und knapp mit „warm, aber wechselhaft“ beschreiben. Komplett trockene Tage tauchen zwischendurch auch auf, nur beständiges Hochdruckwetter sucht man hierzulande derzeit vergeblich. Der Pollenflug tritt dieser Tage von einem Bein aufs andere und kommt nicht recht zur Geltung. Schimmelpilzsporen finden zumindest gutes Wachstumswetter vor.
Die Hauptblüte der Gräser (Poaceae) ist vorüber und zirka 90 Prozent aller Gräserpollen dieses Jahres sind bereits im Sack. In den kommenden Tagen ist daher bei insgesamt wenig Änderung geringer bis mäßiger Gräserpollenflug zu erwarten. Wo es Allergiker noch am ehesten jucken könnte, sind ländliche, grünlandreichen Gebiete im äußersten Norden und in den höheren Gebirgslagen der Alpen. Speziell auf Almen und in deren Umfeld stehen noch zahlreiche Gräser in Blüte und können Gräserpollenallergikern aus dem Flachland den Alpenurlaub madig machen. Abseits der Berge kann man zudem in den „Genuss“ der beginnenden Maisblüte (Zea mays) kommen. Maispollen können, wie andere Gräserpollen auch, Allergiesymptome hervorrufen, treten als Pollenschwergewichte allerdings nur in Maisfeldern oder in deren unmittelbarem Umfeld in allergierelevanter Zahl auf.
Beim Pollenflug der Brennnesselgewächse (Urticaceae) könnte saisonal bereits deutlich mehr los sein. Dieses Jahr geben sich die Pflanzen bisher allerdings bescheiden. Ein leichter Aufwärtstrend gegenüber der schwachbrüstigen Vorwoche ist trotz immer wieder auftretenden Niederschläge zu erwarten. Die Feuchtigkeit lässt die Pflanzen jetzt besser gedeihen und auf kurz oder lang intensiver blühen. Deutlich hohe Konzentrationen sind aber vorerst nur stellenweise und an trockenwarmen Tagen möglich. Es überwiegen ansonsten mittlere bis knapp hohe Konzentrationen und an Regentagen vorwiegend niedrige Werte.
Langsam nähern wir uns der Hauptblütezeit des Beifußes (Artemisia). Bevor dieser jedoch richtig „Terz macht“, vergehen auch die nächsten sieben Tage mit noch meist geringen Belastungen in der Fläche. Punktuell können an sonnig-warmen Vormittagen im Umfeld mehrerer gemeinschaftlich blühender Pflanzen jedoch immer häufiger stärkere und möglicherweise bereits deutlich spürbaren Belastungen auftreten. Größerer Abstand zu den Pflanzen kann die Symptome dann wieder verschwinden lassen.
Ampfer (Rumex) und Wegerich (Plantago) werden durch die Regenfälle ebenfalls belebt, deren Pollenflug dadurch allerdings meist ausgebremst und auf ein Minimum reduziert. Daher ist hier vorwiegend schwacher Pollenflug, an Sonnentagen auch knapp mäßiger Pollenflug möglich. Ähnliches gilt für die Familie der Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae/Amaranthaceae). Geringer Pollenflug ist in den tieferen Lagen nahezu überall einzukalkulieren, da diese Pflanzenfamilie vielfach aus Pionierarten besteht, die selbst kleinste brachgefallene Flächen, Abraumhalden, Ufer- und Wegrandbereiche rasch in großer Zahl besiedeln können. Die oftmals großen Stauden von Gänsefuß (Chenopodium) oder Melde (Atriplex) sind kaum zu übersehen, deren unscheinbaren Blüten allerdings schon eher – typisch Windbestäuber eben.
Pollenarten, die weiterhin oder erstmals in kleiner Zahl messbar sein können, gehören zu Esskastanie (Castanea), Hanf – Hanfgewächsen (Cannabaceae), Linde (Tilia), Löwenzahn (Taraxacum – Cichorioideae), Sauergräsern (Cyperaceae), Traubenkraut (Ambrosia) und Zypressengewächsen (Cupressaceae). Zahlreich und weit verbreitet blühen insektenbestäubte krautige Pflanzen, wie Dolden- (Apiaceae) oder Korbblütler (Asteraceae), Hahnenfuß- (Ranunculaceae) oder Rötegewächse (Rubiaceae), Büschelblume (Phacelia) oder Natternkopf (Echium). Immer wieder bereichern „versehentlich“ windverfrachtete Pollenkörner dieser Pflanzengattungen bzw. -familien die Luft. Beim Durchstreifen blühender Wiesen oder Wegränder können von diesen Gewächsen auch mal etwas mehr Pollen abgegeben werden. Blumensträuße in der heimischen Stube können ebenfalls zu Allergiesymptomen führen, speziell wenn zahlreiche Korbblütler-Arten, wie die Goldrute (Solidago) enthalten sind. Die Pollen verschiedener Korbblütler-Arten können untereinander kreuzreaktiv sein, sodass hiervon Beifuß- oder Ambrosiapollenallergiker im besonderen Maße betroffen sind.
Trockenwarme Tage nach Regenfällen können für die Betroffenen mit einer Allergie gegen Schimmelpilzsporen in nächster Zeit unangenehm werden. Egal ob Alternaria und Cladosporium, beide treiben es dann kunterbunt. Es kann zum mehrfachen Überschreiten der Sporentyp-spezifischen Warnschwelle kommen. Da jedoch auch niederschlagsreiche Tage vorhergesagt sind, sind Hochbelastungszeiten erst einmal nicht von Dauer. Epicoccum-Sporen bleiben ebenfalls aktiv und können in trockener Luft überall in ländlichem Raum in bis zu hohen Konzentrationen auftauchen, ansonsten in meist mäßiger Konzentration. Kreuzreaktionen zwischen den Sporen von Epicoccum und Alternaria sind möglich.
Matthias Werchan, 16.07.2025
*** Wir danken allergyinsider, einem Service von Thermo Fisher Scientific, für die Unterstützung dieser Wochenpollenvorhersage. ***
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