Wochenprognose

Für Deutschland

Wochenpollenvorhersage Janet

Mittwoch, 16. Juni 2021 - Dienstag, 22. Juni 2021

Brennnesselgewächse (Urticaceae)
Esskastanie (Castanea)
Linde (Tilia)
Ampfer (Rumex)
Gräser (Poaceae)
Wegerich (Plantago)
Holunder (Sambucus)
Blühende Wiese von unten – ein riskanter Anblick für Gräserpollenallergiker.

Gipfel der Gräserpollensaison ist erreicht.

Begünstigt durch das regenreiche und kühle Frühjahr und den nun erfolgten plötzlichen Übergang zu bestem Sommerwetter kannten die Gräser in den letzten Tagen kein Halten mehr und stiegen den Gräserpollenallergikern förmlich aufs Dach. Nicht „nur“ wurden dabei verbreitet hohe Belastungswerte erreicht. Nein, da ging auch noch mehr. Teilweise waren es die höchsten Gräserpollenkonzentrationen seit Jahren und das oftmals mehrere Tage hintereinander – „Au Backe!“ Begleitet wurde die Gräserpollenschwemme durch Getreidepollen, einer anwachsenden Zahl von Pollen der Brennnesselgewächse, nebst Wegerich- und Ampferpollen. Dazu bunt durcheinander weitere niedrigstdosierte Kräuterpollen, erste Linden- und letzte Kiefernpollen.

Die Frage ist nun: Wie unangenehm werden die nächsten Tage? Wenn man sich die Temperaturen anschaut, dürfte es für so manchen schwer auszuhalten sein, egal ob allergiegeplagt oder nicht. Und auch für viele Gräserpollenallergiker ist die Kuh noch nicht vom Eis.

Nachdem die Gräser (Poaceae) zuletzt bereits schwindelerregend hohe Belastungsgipfel erreicht hatten, ist davon auszugehen, dass es in den kommenden Tagen in den allermeisten Gegenden zumindest nicht noch weiter nach oben geht, sondern sich die Pollenkonzentrationen allenfalls seitwärts oder schon allmählich abwärts bewegen, jedoch ohne das hohe Belastungsniveau dauerhaft zu verlassen. Ansteigende Pollenkonzentrationen sind vor allem noch ganz im Norden und in den Bergen möglich. Kurz gesagt: Die Hauptsaison des Gräserpollenflugs setzt sich auf hohem Niveau fort! Zumindest die Unterstützung durch Getreidepollen, hauptsächlich durch Roggen (Secale) lässt deutlich nach. Hier ist die Nachsaison erreicht und Roggenpollen treten nur noch vereinzelt auf, vornehmlich ganz im Norden oder in höher gelegenen Anbauregionen. Prognostiziert werden für die kommenden Tage heftige Gewitter in weiten Teilen Deutschlands (beginnend im Westen). In Zusammenhang mit der hohen Gräserpollenbelastung sind beim Aufzug eines Gewitters und in den ersten Minuten des Gewitterregens deutliche Verstärkungen von Allergiesymptomen möglich – Gewitterasthma! Betroffene sollten sich zu dieser Zeit möglichst drinnen bei geschlossenen Fenstern aufhalten und Wohnung oder Büro erst lüften, nachdem der Regen eine Zeit lang angehalten hat.

Bei Ampfer (Rumex) und Wegerich (Plantago) gibt es keine Veränderung in den nächsten Tagen. Fast überall blühen nun Vertreter dieser beiden Kräutergattungen. Deren Pollen sind beständig in geringer bis mittlerer Konzentration in der Luft, je nach umgebender Landnutzung und Wetterlage. Wegerichpollen kann eine Relevanz für Gräserpollenallergikern haben (kreuzreaktiv). Die Rolle von Ampferpollen am Allergiegeschehen ist schwierig zu beurteilen, wird, falls vorhanden, wahrscheinlich häufig als Gräserpollenallergie gedeutet.
Die Brennnesselgewächse (Urticaceae) mit ihren beiden bekannten Vertretern Brennnessel (Urtica), und Glaskraut (Parietaria) befinden sich auf der Überholspur und haben sich mit ihren Pollenkonzentrationen in der Luft an die Spitze der Kräuterpollen vorgearbeitet auf ein weit verbreitet mäßiges Konzentrationsniveau. Von diesem Niveau geht es in den kommenden Tagen tendenziell weiter und weiter nach oben, wodurch sich Allergiesymptome, die durch Pollen der Brennnesselgewächse ausgelöst werden, allmählich intensivieren dürften, bzw. spürbar werden. Besonders bei Glaskräutern ist die Allergierelevanz nachgewiesen und bekannt. Im Mittelmeerraum gelten diese als bedeutsame Allergieverursacher. Hierzulande machen es sich die wärmeliebenden Glaskräuter insbesondere innerhalb oder am Rande städtischen Wärmeinseln oder ähnlich wärmebegünstigten Orten (zunehmend) bequem. Glaskrautpollen sind daher beispielsweise in Großstädten wie Berlin oder Köln ein Thema.

Bei den Bäumen haben in den kommenden Tagen mehrheitlich die spätblühenden Arten Linde (Tilia) Götterbaum (Ailanthus) und Esskastanie (Castanea) das Sagen. Alle drei bringen hierzulande nur sehr selten oder nur örtlich eng begrenzt hohen Pollenkonzentrationen hervor. Dennoch sollten diese Arten als potenzielle Allergieauslöser erwähnt werden. So ist beispielsweise der in Deutschland in Ausbreitung befindliche Neubürger Götterbaum in seiner Heimat China eine häufige Ursache für Sensibilisierung unter Pollenallergikern, so zumindest belegen es Daten aus Peking, wo etwa ein Drittel der Patienten im Pricktest positiv auf Götterbaumpollen reagiert. Auch Lindenpollen kann gelegentlich Allergien auslösen. Esskastanienpollen sorgt zuweilen für Kreuzreaktionen bei Birkenpollenallergikern. Das sehr warme Wetter fördert in den kommenden Tagen das rasche Aufblühen der Bäume in den allermeisten Regionen (sofern Götterbaum und Esskastanie überhaupt vorkommen), womit dann schnell die jährlichen Höchststände im Pollenflug erreicht werden oder zumindest in greifbare Nähe rücken. Pollen der Esskastanie können zusätzlich von den großen Beständen in Frankreich und Italien nach Deutschland verfrachtet werden und hier für ein plötzliches „Hallo“ in der Luft sorgen, wobei sich dann Tage mit hohen Pollenkonzentrationen in ansonsten eher pollenarme Tage einschleichen können.

Die allergologisch irrrelevante Kiefer (Pinus) wird hier der Form halber noch einmal erwähnt, da immer noch Pollen in der Luft sein kann, mehrheitlich durch Wiederaufwirbelung bereits sedimentierter Pollen bei Wind oder durch die Blüte der Latschenkiefer (P. mugo) in den Hochlagen der Gebirge.  

Holunderpollen (Sambucus) sind nicht gerade Gewinnertypen was die Pollenzahl in der Luft anbelangt, aber auch Holunderpollen kann Einfluss auf Pollenallergiker nehmen. Der in der Fläche meist schwache Pollenflug steigert sich in der Nähe zu blühenden Büschen bis auf ein hohes Niveau. Die Blüte ist aufgrund der hohen Temperaturen nun schon etwas mitgenommen. Daher ist Holunderpollen bis zum Ende des aktuellen Vorhersagezeitraums mehr und mehr auf die etwas kühleren Ecken (schattige Waldlagen oder Höhenlagen der Berge) in der Landschaft beschränkt, statt die Bewohner warmer Innenstädten oder ähnlich wärmebegünstigten Lagen weiter zu traktieren.

Weitere Pollentypen die aktuell in mengenmäßig kleiner, teils zunehmender, teils abnehmender Zahl messbar sein können, gehören zu Birke (Betula), Doldenblütlern (Apiaceae), Eiche (Quercus), Fichte (Picea), Hahnenfußgewächsen (Ranunculaceae), Korbblütlern (Asteraceae), Liguster (Ligustrum), Robinie (Robinia), Rosengewächsen (Rosaceae), Rosskastanie (Aesculus), Sauergräsern (Cyperaceae), und Zypressengewächsen (Cupressaceae). Die Erle (Alnus) ist weiterhin in den Höhenlagen der Alpen und des Schwarzwalds mit der Blüte der Grünerle (A. viridis) aktiv. Das kleine Comeback ist meist mit lokalem Erlenpollenflug, nebst entsprechendem Allergierisiko verbunden.

Bei den Schimmelpilzen hat der Sporentyp Cladosporium einen Gang hochgeschaltet und regional bereits die Warnschwelle erreicht, ab der angenommen wird, dass Allergiesymptome ausgelöst werden können. Über die nächsten Tage geht es vermutlich weiter nach oben und die Warnschwelle wird mehr oder weniger beständig überschritten (sofern es trocken bleibt). Bei Alternaria geht es noch lockerer zu. Hier wird die angenommene Warnschwelle auch in den nächsten Tagen noch nicht tangiert, eine langsame Zunahme der Sporenkonzentrationen ist allerdings einzukalkulieren. Pleospora können im Zuge möglicher Regenfälle wieder vermehrt auftreten, insbesondere im Westen und Süden. Epicoccum bleibt weiterhin unauffällig.  

Matthias Werchan, 16.06.2021


*** Wir danken der AstraZeneca GmbH und der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***

 

Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Gräser und des Roggens für Deutschland finden Sie hier.

Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Gräser in der Luft in Europa finden Sie hier.

 

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