Aktuelle Wochenprognose des Pollenflugs für Deutschland

Wochenpollenvorhersage Nicolas

Mittwoch, 09. Oktober 2024 - Dienstag, 15. Oktober 2024

Traubenkraut (Ambrosia)
Für seine späte Blüte bekannt – das Traubenkraut (Ambrosia), hier mit gelben Pollensäckchen am 08. Oktober 2024 in Berlin. © Matthias Werchan

Die Pollensaison 2024 ist vorüber – Pollen machen klar Schiff für die kalte Jahreszeit.

Während heute und auch morgen Ex-Hurrikan Kirk hierzulande für einiges Aufsehen sorgt, spielte sich in den Tagen zuvor meist ruhiges Herbstwetter ab, mit anfangs recht kühlen, später auch mal milden Temperaturen. Die Pollen scheinen für diese Saison bereits ihren Frieden mit den Allergikern gemacht zu haben. Es wurden nur noch ein paar vereinsamte Exemplare gesehen, speziell von Ambrosia, Beifuß, Brennnesselgewächsen oder anderen noch verbliebenen krautigen Zeugen der zurückliegenden Vegetationsperiode. Eine Belastungssituation bestand nicht mehr. Lokal kam es an trockenen Tagen zudem zu harmlosem Zedernpollenflug – nichts Außergewöhnliches zu dieser Jahreszeit.
Der Sporenflug der Schimmelpilze kam in den letzten Tagen deutlicher zur Ruhe. Sowohl Alternaria als auch Cladosporium schafften es nicht mehr über die Sporentyp-eigenen Warnschwelle – Allergiesymptome durch diese Sporen also (vermutlich) Fehlanzeige. Auch Epicoccum-Sporen schnitten in den letzten Tagen schlechter ab als zuvor, hohe Konzentrationen tauchten nicht mehr auf.

Nach Abzug des Sturm- und Regenfeldes von „Captain Kirk“ erlahmt die Atmosphäre wieder bei zunächst kühlen und im Verlauf milden Temperaturen, vor allem nach Süden. An der herbstlichen Flaute beim Pollenflug vermag nun auch der goldenste Oktober nichts mehr zu ändern.

Sofern sich tatsächlich mal goldene Oktobertage einstellen, halten sich in den kommenden ein bis zwei Wochen zumindest die allergologisch unbedenklichen Pollen der Zeder (meist Atlaszeder, lat. Cedrus atlantica) gerne noch in größerer Zahl in der Luft auf. Die ungleiche Verteilung der Bäume in Gärten und Parks, lässt allerdings auch die Pollen sehr unterschiedlich häufig auftreten. Von punktuell mittleren bis hohen Konzentrationen bis großflächig "tote Hose" ist alles dabei.

Mild und sonnig mag es auch das Traubenkraut (lat. Ambrosia), welches an einigen Orten immer noch blüht und demnach ein paar Pollen loswerden möchte. Relevante Pollenkonzentrationen sind theoretisch bis etwa zur Monatsmitte möglich, treten aber insgesamt nur selten auf. Mögliche Allergiesymptome bleiben die (absolute) Ausnahme und sollten nur im direkten Umfeld blühender Pflanzen zu Buche schlagen.

Ansonsten taumeln bis Anfang November hin und wieder verspätete Pollen von Gräsern (Poaceae) und diversen krautigen Gewächsen, hauptsächlich Brennnessel- (Urticaceae), Gänsefußgewächsen (Chenopodiaceae/Amaranthaceae), Beifuß (Artemisia), Wegerich (Plantago), Efeu (Hedera), einigen Knöterich-Arten (Polygonaceae) oder Korbblütlern (Asteraceae) durch die Gegend. Wer danach noch ein Pollenkorn findet, darf’s behalten.

Die Sporen der Schimmelpilze gehen zwar noch nicht zur Neige, allerdings zeigen sich Alternaria und Cladosporium im Vergleich zur Sommerszeit zunehmend schwach auf der Brust. Allergiker-relevante Konzentrationen sind nur noch sehr vereinzelt bei mehrtägig trockenmilden Wetterlagen zu erwarten, mit dem norddeutschen Tiefland als Schwerpunktregion. Epicoccum-Sporen können möglicherweise ebenfalls eine Rolle bei der Allergieauslöse spielen – hohe Sporenkonzentrationen sind stellenweise bis in den November hinein möglich. Ob damit spürbare allergische Symptome einhergehen, kann nicht beantwortet werden, da Schwellenwerte für diesen Sporentyp bisher nicht zur Verfügung stehen.
Die kleinen Basidiosporen der Ständerpilze (Basidiomycota), den meisten eher als Pfifferling, Steinpilz oder Täubling bekannt, können ebenfalls bis weit in den Herbst hinein in großer Zahl auftreten und zum häufigsten Sporentyp in der Luft avancieren. Zur Intensität des Sporenflugs der Ständerpilze liegen uns jedoch keine eigenen Messwerte vor. Einzelne Studien sehen für die Sporen einige Ständerpilzarten ein allergenes Potential. Allergiesymptome in milder Herbstluft sind demnach nicht völlig auszuschließen.

Auch die längste Pollensaison ist irgendwann vorüber. Wir beenden daher unsere Vorhersagen für das Pollenjahr 2024. Allen Allergiebetroffenen wünschen wir von Herzen eine möglichst lange und erholsame Pollenpause. Sobald sich draußen wieder etwas regt, sind wir mit unserem Pollenbulletin zurück und versorgen Sie regelmäßig mit wöchentlichen Vorhersagen über die kleinen, luftgetragenen Unholde. Wir bedanken uns bei allen Leserinnen und Lesern sehr herzlich für Ihre Treue und manch bestärkendes und wohltuendes Wort.

Herzlich, Ihr Matthias Werchan, 09.Oktober 2024


Medizinische Hinweise
(Prof. Dr. med. Karl-Christian Bergmann)

Liebe Leserin, lieber Leser,

in dieser letzten Vorhersage für 2024 erfahren Sie, dass sich der Flug der allergenen Pollen in Deutschland der Jahreszeit entsprechend dem Ende nähert. Das Ende der Pollenzeit bedeutet für Pollenallergiker den Beginn einer angenehmen beschwerdefreien Zeit, sollte aber auch die Zeit für den Beginn einer Immuntherapie sein.
Heute kann man zwar mit den verbesserten Allergenextrakten zu praktisch jeder Jahreszeit mit einer Immuntherapie gegen Pollen beginnen, aber die Erfahrung vieler Allergologen spricht dafür, eine Therapie am besten 3 bis 4 Monate vor dem Beginn der nächsten Pollensaison zu beginnen.  Durch den präsaisonalen Beginn einer Immuntherapie kann man bereits die Symptome während der neuen Saison deutlich niedriger halten.
Die Immuntherapie kann - wie seit über 100 Jahren - mit Injektionen unter die Haut durchgeführt werden; bezeichnet als „subkutane Immuntherapie“, abgekürzt SCIT. In den letzten 20 Jahren wurde aber auch die „sublinguale Immuntherapie“ (SLIT) entwickelt, bei der die Allergenextrakte über die Mundschleimhaut aufgenommen werden, mithilfe von Tropfen oder Tabletten.
Die Immuntherapie ist heute deutlich sicherer als noch vor 20 Jahren geworden; sicherer in Bezug auf nur wenige Nebenwirkungen und sicherer beim Erreichen eines therapeutischen Effektes.  Ein großer Teil der Betroffenen wird bereits in der ersten Pollensaison deutlich weniger Symptome während des Pollenflugs empfinden, andere brauchen möglicherweise etwas länger. Dabei gilt, dass die längere Nutzung der Extrakte auch zu einem besseren Ergebnis führt, dass dann auch für längere Zeit, d.h. bis zu fünf oder mehr Jahren anhält. Im Übrigen: wer jemals bei einer Immuntherapie gut reagierte, d.h. erfolgreich war, hat eine größere Chance bei einer erneuten Immuntherapie wiederum gute Ergebnisse zu erzielen.

Kommen Sie gut durch den Herbst und den Winter; Barbora und Matthias Werchan werden Ihnen zu Beginn der Pollensaison 2025 wieder mit neuen Nachrichten zur Verfügung stehen.

Ihr Prof. Karl-Christian Bergmann

 

Zur Wochenpollenvorhersage des PID für die Stadt Berlin gelangen Sie hier.

Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen für Deutschland finden Sie zu Beginn der neuen Pollensaison wieder hier.
Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Gräser, des Beifußes und des Traubenkrauts in der Luft in Europa finden Sie hier.

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