Aktuelle Wochenprognose des Pollenflugs für Deutschland

Wochenpollenvorhersage Ramona

Mittwoch, 24. Juli 2024 - Dienstag, 30. Juli 2024

Beifuß (Artemisia)
Ampfer (Rumex)
Brennnesselgewächse (Urticaceae)
Gänsefußgewächse (Amaranthaceae/Chenopodiaceae)
Wegerich (Plantago)
Gräser (Poaceae)
Blühende Brennnesseln (Urtica) sorgen für den größten Teil des derzeitigen Pollenaufkommens.

Pollen krautiger Pflanzen haben nun überall das Sagen.

Der beständig unbeständige Schaukelsommer setzte sich in den letzten Tagen fort. Neben der Hitze zum Wochenende gab es auch kühlere Tage drumherum und regional größere Regenmengen. Bezüglich Pollen beherrschten die krautigen Pflanzen den Luftraum. Stark zu Buche schlugen vor allem die Brennnesselgewächse. Hier meldeten einige Pollenmessstationen neue saisonale Höchststände (z.B. im Norden und Nordosten). Auch sonst gab es verbreitet und an vielen oder an allen Tagen hohe Pollenkonzentrationen. Nur in der waldreichen und gebirgigen Landesmitte war der Pollenflug der Brennnesselgewächse insgesamt weniger stark. Auch beim Beifuß stachen republikweit die Pollenkonzentrationen im Nordosten besonders hervor. Immer öfter wurden von hier hohe Belastungen gemeldet, während es im Süden und in der Landesmitte größtenteils bei geringen bis mäßigen Belastungen blieb. In dem Maße, wie die Beifußpollenbelastungen zunahmen, gingen sie bei den Gräsern zurück. So gab es Stationen, wo sich die vor kurzem noch so zahlreichen Gräserpollen im Pollenranking bereits hinter den Beifußpollen einsortierten und entsprechend nur gering oder knapp mäßig belasteten. Hohe Gräserpollenbelastungen bildeten mittlerweile die absolute Ausnahme und betrafen vor allem den äußersten Süden (Alpenraum). Geschäftig blieben Ampfer und Wegerich und zunehmend die Gänsefußgewächse. Baumpollen waren praktisch keine unterwegs. Beim Sporenflug trug vor allem Alternaria dick auf und verursachte hohe saisonale Spitzenkonzentrationen an vielen Messstationen in der gesamten Nordhälfte des Landes, wobei der trockenwarme Freitag und Samstag, in der Osthälfte auch der Sonntag, besonders hervorstachen. Aber auch an den Tagen davor und danach wurde der Sporentyp-spezifische Schwellenwert zur möglichen Auslöse von Allergiesymptomen (oft mehrfach) überschritten. Deutlich zahmer zeigte sich Cladosporium. Diesen Sporentyp musste man fast über den Schwelle – aka den Sporentyp-spezifischen Schwellenwert – tragen. An einigen Tagen wurde dieser knapp überschritten, an vielen Tagen allerdings gar nicht erst erreicht. Epicoccum-Sporen traten, dort wo gemessen, in mittlerer bis hoher Konzentration auf.  

Die nächsten Tage werden warm, aber nur selten heiß. Einer durchziehenden Kaltfront mit Regen am Freitag/Samstag folgen wieder mehrere größtenteils trockene und sonnige Tage. Der Pollen- und Sporenflug findet somit ab Sonntag wieder genügend Zeit und Raum, um den Betroffenen das Leben schwer zu machen.

Inzwischen sind Beifußpollen (Artemisia) regional Belastungs-relevanter als Gräserpollen, speziell in Teilen des Nordens und Ostens. Daran wird sich bis zum Ende dieser Vorhersageperiode nichts ändern. Viel mehr vergrößert sich das Gebiet, in dem Beifußpollen eine mittlere bis hohe Belastungsrelevanz haben bis zum Ende der Vorhersageperiode immer weiter. Ab Beginn der neuen Woche sind in den Tieflagen von Nord- und Ostdeutschland auch erste saisonale Spitzenkonzentrationen möglich. In der Südhälfte und im Nordwesten fallen die Belastungen in der Fläche (vorerst) geringer aus, erreichen ein geringes bis mittleres Niveau, in den mittleren und hohen Lagen der Berge höchstens ein geringes.

Gräser
pollen (Poaceae) fliegen ebenfalls, werden allerdings nur noch wenige Gräserpollenallergiker jucken. Die Pollenkonzentrationen bleiben selbst bei sonnigem und warmem Wetter vielerorts niedrig, bzw. mühen sich auf ein knapp mittleres Level. Solide mittlere Konzentrationen werden bei trockenem Wetter in Alpennähe und ganz im Norden erreicht. In den Hochlagen der Alpen (ca. ab Baumgrenze) sind aufgrund des phänologisch späten Beginns der Gräserblüte lokal hohe Konzentrationen und deutlich spürbare Belastungen möglich. Auch im Zusammenhang mit der Grünlandmahd oder dem Wenden des Heus können kurzzeitig und punktueller stärker spürbare Beschwerden auftreten. Auf Wiesen mit zahlreichen Spät- oder Zweitblühern, wie dem Hundszahngras (Cynodon) oder dem Weidelgras (Lolium) können ebenfalls Beschwerden auftreten oder sich diese intensivieren. Hier hilft es die entsprechenden Orte zu meiden. Dies gilt auch für Maisfelder (Zea mays). Mais verursacht als Kulturgras aktuell zusätzliche Gräserpollenbelastungen, die direkt in den Feldern oder in unmittelbarer Nähe derselben zum Teil stark ausfallen können. Mit einiger Entfernung zu den blühenden Pflanzen sind die schwerfälligen Maispollen kaum in der Luft vertreten.

Die grazilen und mobilen Pollen der Brennnesselgewächse (Urticaceae) verteilen sich in den nächsten Tagen weiter munter im ganzen Land bis hinauf in die Berge. Hohe Pollenkonzentrationen sind an trockenen Tagen die Regel und können, wenn alles passt, überall saisonale Spitzenwerte erreichen. Mit Sicherheit ist dieser Pollentyp der mit Abstand häufigste in der Luft und bringt teils das Fünf- bis Zehnfache an Pollen auf die Waage was alle anderen derzeit in der Luft vertretenen Pollentypen zusammengenommen schaffen. Da vor allem Brennnesseln (Urtica) hierzulande überall rumlungern, stammt das Gros der Pollen dieses Pollentyps von dieser Gattung. Glaskräuter (Parietaria) gehören ebenfalls zu den Brennnesselgewächsen, sind als mediterrane Gattung bei uns im Land aber auf wärmebegünstigten Lokalitäten beschränkt und tragen daher nur dort substanziell zum Pollenflug bei. Da sich die Wachstumsbedingungen in Deutschland für das Glaskraut stetig verbessern, könnte Glaskrautpollen auf kurz oder lang zu den relevanten Allergieauslösern im Land gehören. Die heimischen Brennnesselpollen gelten als allergologisch deutlich weniger auffällig als Glaskrautpollen, Allergien sind allerdings möglich.

Ampfer (Rumex) und Wegerich (Plantago) sorgen weiterhin für ein gesichertes „Hintergrundrauschen“ beim Pollenflug krautiger Pflanzen. Der Pollenflug dieser beiden Gattungen bleibt in den kommenden Tagen nahezu unverändert, womit geringe bis mittlere Pollenkonzentrationen auftreten, mit punktuell höheren Werten. Bei Wegerichpollen wird in der Literatur über Kreuzreaktionen zu Gräserpollen berichtet. Da Wegerichpollen teils bereits häufiger auftauchen als Gräserpollen, soll an dieser Stelle darauf hingewiesen werden.

Die Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae/Amaranthaceae) erreichen ihre Hauptblütezeit. Der Pollenflug bleibt in der Fläche dennoch nur schwach bis knapp mittel, kann sich aber punktuell darüber hinausbewegen. Pollen mancher Arten dieser Pflanzenfamilie sind nachweislich allergen und zählen zumindest in Ländern des ariden Südens, z.B. im Nahen Osten, zu den bedeutsamen Allergieauslösern. Bei den Hanfgewächsen (Cannabaceae) beginnt in Kürze die Blüte des weit verbreiteten Hopfens (Humulus), womit dann der Pollenflug deutlich an Intensität gewinnt. In den nächsten Tagen werden nur vereinzelt erste Hopfen- und ansonsten einzelne Hanfpollen (Cannabis) auftreten.

Die Blüte und der Pollenflug des verrufenen Traubenkrauts (lat. Ambrosia) hat vor allem in der Niederlausitz (Südostbrandenburg) eingesetzt. Dort sind bei trockenwarmen Wetter durchaus mittlere bis örtlich hohe Belastungen möglich. Bei den deutlich kleineren Vorkommen außerhalb der Niederlausitz können hier und da Einzelexemplare zu blühen beginnen, so dass lokal etwas Ambrosiapollen fliegen kann – in der Regel zu wenig, um bereits Allergiebeschwerden auszulösen.

Weitere Pollenarten, die momentan in kleiner Zahl fliegen, gehören zu Binsen- (Juncaceae) und Rötegewächsen (Rubiaceae), Doldenblütlern (Apiaceae), Esskastanie (Castanea), Korbblütlern (Asteraceae) beispielsweise von der Goldrute (Solidago), Sauergräsern (Cyperaceae) oder Zypressengewächsen (Cupressaceae). Selten sind Pollen von Löwenzahn (Taraxacum – Cichorioideae), Kreuzblütlern (Brassicaceae) oder unzähligen weiteren insektenbestäubten Kräutern, wie dem Natternkopf (Echium) in der Luft.

Der Sporenflug der allergologisch wichtigen Gattungen Alternaria und Cladosporium bleibt für die Allergiebetroffenen weiterhin sehr relevant. Konzentrationen deutlich oberhalb des Sporentyp-spezifischen Schwellenwerts sind insbesondere bei Alternaria und vor allem im gesamten norddeutschen Tiefland weit verbreitet möglich, inklusive lokaler saisonaler Spitzenwerte. In bewaldeten und gebirgigen Gegenden treten Alternariasporen weniger häufig auf, können aber auch dort den Konzentrationsschwellenwert überschreiten. Der Regen am Freitag/Samstag bietet den „Alternarianern“ eine zwischenzeitliche Verschnaufpause. Die Sporenkonzentrationen von Cladosporium sind zwar höher als von Alternaria, allerdings liegt der Schwellenwert zur möglichen Symptomauslöse bei Cladosporium weit über dem von Alternaria und wird in den nächsten Tagen nicht immer erreicht und schon gar nicht meilenweit überschritten (wie teils bei Alternaria).
Epicoccum-Sporen sind ebenfalls recht häufig, erreichen verbreitet mittlere bis vereinzelt hohe Konzentration. Pleospora-Sporen sind aktuell nur sehr selten in der Luft.

Matthias Werchan, 24.07.2024

 

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Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Gräser und des Beifußes für Deutschland finden Sie hier.
Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Gräser und des Beifußes in der Luft in Europa finden Sie hier.

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