Gräserblüte verliert immer mehr an Kraft – Belastungen nur noch selten hoch.
Nach Beendigung der schwer verdaulichen Hitze zog zum vergangenen Donnerstag (3. Juli) und dann nochmals verstärkt zu Wochenbeginn (7. Juli) deutlich gemäßigte und tiefdruckgeprägte Atlantikluft ein. Diese brachte insbesondere dem Westen und Nordwesten sowie dem Alpenrand wiederholt Niederschläge und ab 2.000 m Höhe zwischenzeitlich Schnee. Der Regen und die kühlere Luft besänftigten den Pollenflug. Vor allem bei den Gräsern glätteten sich die Wogen. Hohe Belastungen wurden meist nur noch zu Beginn der zurückliegenden Vorhersagewoche erreicht bzw. zogen sich diese mehrheitlich in die grünlandreichen Gegenden des hohen Nordens zurück oder in die höheren Berglagen, sofern es dort überhaupt trocken blieb. Ansonsten flogen Gräserpollen mehr schlecht als recht, sprich schwach bis mäßig – sicherlich eine Wohltat für viele Betroffene nach den belastungsreichen Wochen. Auch der Pollenflug der Brennnesselgewächse blieb unter seinen Möglichkeiten. Saisonal übliche Zuwächse beim Pollenflug fielen mehrheitlich aus, sodass es bei häufig mittleren und nur stellenweise hohen Pollenkonzentrationen blieb. Im Großen und Ganzen unverändert gering bis mäßig vertreten waren die Pollen von Ampfer und Wegerich. Anfangs vereinzelt ebenfalls noch mäßig häufig flogen Pollen von Esskastanie oder Linde – speziell im Norden des Landes. Ansonsten nahm der Pollenflug dieser beiden Baumgattungen auf ein geringes Maß ab oder erlosch nahezu gänzlich. Geringer Pollenflug wurde von den Gänsefußgewächsen gemeldet, einzelne Pollen von Beifuß, Hanfgewächsen, Kiefer und diversen insektenbestäubten krautigen Pflanzen. Beim Sporenflug kam vor allem Alternaria weniger stark in die Gänge als zunächst angenommen. Die Sporenkonzentrationen blieben häufig knapp unterhalb der Sporentyp-spezifischen Warnschwelle. An einzelnen Tagen und vor allem an Messstellen in ländlichen Gegenden wurde die Warnschwelle auch mal überschritten. Auch die Sporen von Cladosporium flogen nur an einzelnen Tagen in Konzentrationen oberhalb der Warnschwelle, meist blieben sie darunter. Epicoccum-Sporen legten gegen den Trend etwas zu und flogen teils sogar in hoher Konzentration, zumindest aber in mittlerer.
In den nächsten Tagen kommt vor allem im trockenheitsgeplagten Osten Deutschlands immer wieder linderndes Nass vom Himmel. Beständiges Sommerwetter stellt sich dort voraussichtlich bis zum Ende der Vorhersagewoche nicht ein. Am meisten Sonne und pollenflugtaugliches Wetter ist der großen Südwesthälfte vorbehalten, wo auch mal die 30 °C-Marke erreicht werden könnte. Sonst dürfte es bei allenfalls mäßig warmem Wetter bleiben.
Die Gräser (Poaceae) sind nach wochenlangem Pollenflug ausgepowert. Vieles ist verblüht oder vertrocknet. Der Rest sorgt zwar noch wochenlang für weiteren Pollennachschub, der aber in diesem Jahr nicht noch einmal die zuvor gemessenen hohen Konzentrationen in der Luft hervorrufen wird. So stehen in den nächsten Tagen im größten Teil des Landes mäßige Belastungen auf dem Programm. In der Osthälfte können bei beständig unbeständigem Wetter geringe Belastungen vorherrschen, speziell am Wochenende. Bleibt es länger trocken sind hohe Belastungen weiterhin in grünlandgeprägten Gegenden im (äußersten) Norden Deutschlands sowie im Alpenraum ab ca. 1.500 m Höhe möglich bzw. wahrscheinlich.
Die Brennnesselgewächse (Urticaceae) sind zwar ab jetzt zahlenmäßig häufigster Pollen in der Luft, werden sich aber vorerst nicht zu plötzlichen Ausbrüchen im Pollenflug hinreißen lassen. Allenfalls ist in den kommenden Tagen in der Tendenz ein leichter Zuwachs in der regenärmeren West- und Südwesthälfte zu erwarten, sodass dort wiederkehrend hohe Pollenkonzentrationen auftauchen werden. In der regenfeuchten Osthälfte machen sich Pollen generell rar, sodass auch bei den Brennnesselgewächsen nur anfangs vereinzelt hohe Konzentrationen möglich sind, sonst eher geringe bis mittlere. Im Vergleich zu den enormen Pollenkonzentrationen des Vorjahrs ist dieses Jahr weiterhin nicht mal der „halbe Weg“ beschritten. Neben den namensgebenden Brennnesseln (Urtica) gedeihen in der Familie der Brennnesselgewächse besonders in den Wärmeinseln größerer Städte auch die mediterranen Glaskräuter (Parietaria). Dort kann sich zwischen den zahlreichen Brennnesselpollen auch einiges an Glaskrautpollen in der Luft befinden. Pollen der Glaskräuter gelten in den südlichen Ländern als wichtiges Allergen und könnten auch hierzulande bei fortschreitender Klimaerwärmung als Allergietreiber an Bedeutung gewinnen. Aber auch Brennnesselpollen stehen im Verdacht, bei einigen Pollenallergikern die typischen Allergiebeschwerden hervorzurufen.
Ampfer- (Rumex) und Wegerichpollen (Plantago) sind die „Dauerbrenner“ des Sommers und weiterhin beständig in geringer bis knapp mittlerer Zahl zugegen. Pollenhotspots, wie verkrautete Wiesen und deren Umgebung, können auch mal mit hohen Pollenkonzentrationen aufwarten. Vor allem der Wegerich kann bei einigen Menschen merkliche Allergiesymptome hervorrufen. Der Regen im Osten nimmt aber auch Ampfer- und Wegerichpollen zwischenzeitlich aus dem Rennen.
Linde (Tilia) und Esskastanie (Castanea) sind größtenteils abgeblüht. Restkontingente dürften noch hier und da im Norden und in den höher gelegenen Teilen des Landes mit Linden- bzw. Esskastanienbewuchs verteilt werden. Nur selten werden dabei mehr als nur geringe Pollenkonzentrationen erreicht. Die späte Baumblüte geht zu Ende.
Die Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae/Amaranthaceae) blühen. Geringer Pollenflug ist in der Fläche die Regel. Mit Annäherung an größere Bestände blühender Pflanzen (auf Brachflächen, Halden, oder an Wegrändern) kann der Pollenflug auch mal höhere Niveaus erreichen.
Die Beifußblüte (Artemisia) macht langsam Fortschritte. Es können an trockenen Tagen in allen Tieflagen immer wieder einzelne Pollen fliegen, die auch mal für geringe Belastungen auf größerer Fläche ausreichen. Mehrere blühende Pflanzen an einem Ort belasten lokal bereits darüber hinaus. Bevor die Pollen so richtig auf die Betroffenen losgehen, verstreichen jedoch mit Sicherheit noch mehr Tage als die aktuelle Vorhersageperiode abdeckt.
Pollenarten, die weiterhin oder erstmals in kleiner Zahl messbar sein können, gehören zu Götterbaum (Ailanthus), Hanf – Hanfgewächsen (Cannabaceae), Löwenzahn (Taraxacum – Cichorioideae), Sauergräsern (Cyperaceae), Traubenkraut (lat.Ambrosia) und Zypressengewächsen (Cupressaceae). Zahlreich und weit verbreitet blühen insektenbestäubte krautige Pflanzen, wie Dolden- (Apiaceae), oder Korbblütler (Asteraceae), Hahnenfuß- (Ranunculaceae) oder Rötegewächse (Rubiaceae), Büschelblume (Phacelia) oder Natternkopf (Echium). Das ein oder andere Pollenkorn dieser Pflanzengattungen bzw. -familien ist damit in der Luft. Beim Durchstreifen blühender Wiesen oder Wegränder können auch von diesen Gewächsen mal etwas „deftigere“ Pollenzahlen abgegeben werden. Sollten sich dadurch Allergiesymptome entwickeln, kehrt mit etwas Abstand zu den Pflanzen schnell wieder Ruhe ein, da ohne mechanische Einwirkung keine größeren Pollenzahlen an die Luft abgegeben werden.
Die Getreideernte dürfte sich angesichts des feuchten Wetters in der Osthälfte in den kommenden Tagen auf den Südwesten und Westen konzentrieren. Damit versammeln sich insbesondere dort die Sporen allergener Schimmelpilze, speziell von Alternaria. Überschreitungen der Sporentyp-spezifischen Warnschwelle sind häufig und auf größerer Fläche einzukalkulieren, während es in den regenfeuchten Gebieten des Ostens zu unterdurchschnittlichem Sporenflug kommt, der die Warnschwelle nur selten übersteigt. Eine ähnliche Verteilung der Belastungen ist von Cladosporium zu erwarten mit den höchsten Werten im Südwesten und Westen, zumindest, solange es dort überwiegend trocken bleibt. Epicoccum-Sporen konnten bereits mit den ersten hohen Konzentrationen der Saison aufwarten. Bleibt es länger trocken, sind wiederum mittlere bis knapp hohe Konzentrationen möglich. Im Regen schwächt sich der Sporenflug auf geringe Werte ab.
Matthias Werchan, 09.07.2025
*** Wir danken allergyinsider, einem Service von Thermo Fisher Scientific, für die Unterstützung dieser Wochenpollenvorhersage. ***
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