Wochenprognose

Für Deutschland

Wochenpollenvorhersage Geraldine

Mittwoch, 26. Juni 2019 - Dienstag, 02. Juli 2019

Beifuß (Artemisia)
Brennnessel (Urtica)
Gänsefuß (Amaranthaceae)
Ampfer (Rumex)
Esskastanie (Castanea)
Gräser (Poaceae)
Linde (Tilia)
Wegerich (Plantago)
Holunder (Sambucus)
Mohnblüte (Papaver) in Gerstenfeld

Zu Gräserpollen gesellen sich immer mehr Kräuterpollen – auch der Beifuß ist dabei.

Nur wenig Bewegung herrscht derzeit sowohl beim Wetter, als auch beim Pollenflug. Ein Auf und ab der Temperatur zwischen warm und heiß, kaum Regen und viel Sonnenschein bieten größtenteils ideale Pollenflugbedingungen. Weiter liefern dabei die Gräser (Poaceae) trotz ersten „Ermüdungserscheinungen“ reichlich allergene Pollen und sorgen auch in den kommenden Tagen noch für mittlere bis hohe Belastungen, wobei dann auch im äußersten Norden Deutschlands und in den Höhenlagen bis 1.000 m NN die saisonalen Spitzenwerte erreicht sein dürften. Jedoch kann, ähnlich dem vergangenen Jahr, die zunehmende Trockenheit in der Mitte und im Norden des Landes zum Vertrocknen der Gräser und ihrer Blüten führen und im Verlauf ein rasches Versiegen des Pollennachschubs und eine nachhaltige Verminderung der Pollenkonzentrationen in der Luft hervorrufen. Die bisherige Gräserpollensaison zeichnet sich durch einen relativ milden Verlauf aus. Auffällig hohe Pollenkonzentrationen wurden bisher nur von wenigen Messstationen und nur an einzelnen Tagen gemeldet. Um den Gräserpollen zu entkommen, empfiehlt sich ein Aufenthalt an den Küsten und auf den Inseln von Nord- und Ostsee. Kommt der Wind über das Meer sind nur wenige Gräserpollen in der Luft. Auch das Innere stark versiegelter Ballungsräume und dichter Waldgebiete könne Gräserpollenallergikern etwas Schutz vor den Pollen bieten. Kulturgräser wie Roggen (Secale) und Weizen (Triticum) sind abgeblüht und stellen keine allergologisches Risiko mehr dar.

Die beiden Kräutergattungen Ampfer (Rumex) und Wegerich (Plantago) blühen weiterhin zahlreich auf Wiesen und Wegrainen vom Tiefland bis in die Höhenlagen der Gebirge. Auch nach wiederholter Mahd können diese, im Gegensatz zu den Gräsern, erneut zahlreich frische Blüten ausbilden, so dass deren Pollen den gesamten Sommer über in der Luft angetroffen werden, ohne jedoch deutliche Saisonspitzen im Pollenflug auszubilden.
Zahlenmäßig verdrängen aktuell die Pollen der Brennnesselgewächse (Urticaceae) die Pollen der Gräser vom ersten Platz im Luftstaub. Während die Gräserpollenzahl tendenziell abnimmt, geht es bei der Zahl der Pollen der Brennnesselgewächse stetig bergauf. Zu den Brennnesselgewächsen gehört neben der allseits bekannten und weit verbreiteten Brennnessel (Urtica) auch das in unseren Breiten noch vergleichsweise rare Glaskraut (Parietaria). Allergologisch unterscheiden sich die Pollen der beiden Gattungen – Brennnesselpollen gilt als wenig auffällig, Glaskrautpollen dagegen als stark allergen. Glaskräuter bevorzugen ein warmes Klima und sind deshalb in der Mittelmeerregion häufig anzutreffen. Der sich vollziehende Klimawandel begünstigt die Ausbreitung in Deutschland, mit zu vermutender Auswirkung auf die Allergieproblematik hierzulande. Trotz der allergologischen Unterschiede sind Glaskrautpollen mikroskopisch nicht von Brennnesselpollen unterscheidbar. Ein höherer Anteil von Glaskrautpollen ist an Ruderalstellen und Wegrändern am Rande oder innerhalb städtischer Wärmeinseln oder in anderen wärmebegünstigten Gegenden zu erwarten.
Die hohen Temperaturen begünstigen das beschleunigte Aufblühen weiterer Kräuterarten. So hat im Tiefland die Saison der Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae/Amaranthaceae) begonnen. Geringe Pollenkonzentrationen sind zu verzeichnen, deutliche höhere jedoch in der Nähe größerer blühender Bestände von Melde (Atriplex), Gänsefuß (Chenopodium) und Co. zu vermuten. Ebenso blühen im Tiefland an warme Standorten immer mehr Pflanzen des allergenen Beifuß (Artemisia) auf. Somit sind regional bereits schwache Belastungen möglich, die sich in den kommenden Tagen langsam, sowohl räumlich als auch in Ihrer Intensität, ausdehnen. Vereinzelt fliegen Pollen der Hanfgewächse (Cannabaceae) – jedoch noch des Hopfens (Humulus), sondern des Hanfs (Cannabis).

Die „kleine Baumblüte“ der „Spätblüher“ wie Linde (Tilia), Esskastanie (Castanea) und Götterbaum (Ailanthus) findet in den besonders heißen Ballungszentren absehbar ein Ende. In ländlichen und generell kühleren Hochlandregionen blüht insbesondere die Linde noch munter weiter. Die Linde, als einzige heimische der drei genannten Baumart, ist so gut wie überall verbreitet und belastet daher die Luft in der Regel am stärksten. Es sind Allergien gegen Lindenpollen bekannt. Betroffene sollten den längeren Aufenthalt bzw. die Nähe zu diesen Bäumen meiden und die heruntergefallenen Blüten nicht selbst zusammenfegen. Der Götterbaum befindet sich in Ausbreitung und besiedelt (wild oder gepflanzt) vorwiegend Flächen innerhalb menschlicher Siedlungsgebiete, wo dann dessen Pollen in geringer bis mittlerer Zahl in der Luft sein kann. Götterbaumpollen vermag zu sensibilisieren und allergische Reaktionen hervorzurufen. In der chinesischen Heimat des Götterbaumes reagieren ca. 1/3 der Pollenallergiker im Pricktest auf dessen Pollen. Esskastanienpollen können gelegentlich zu schwachen Reaktionen bei Birkenpollenallergikern führen. Allerdings ist deren Pollenzahl hierzulande im Vergleich zur Pollenzahl der Birke verschwindend gering, da Esskastanien nur in wenigen, meist kleinen Anpflanzungen vorkommen. Ferntransporte aus größeren Beständen auf der Alpensüdseite Ländern sind möglich und führen bei uns dann zu einem kurzzeitigen Anstieg der Pollenzahlen.

Der Holunder (Sambucus) ist im Tiefland abgeblüht. Einzig in den Höhenlagen der Gebirge ist noch nennenswerter Holunderpollenflug zu erwarten.

Weitere Pollenarten die noch, bereits oder weiter in kleiner Menge messbar sind, gehören vor allem zu Kiefer (Pinus), Liguster (Ligustrum), zu Zypressengewächsen (Cupressaceae), Rosengewächsen (Rosaceae), Sauergräsern (Cyperaceae), Binsengewächsen (Juncaceae) und Doldenblütlern (Apiaceae). Zahlreich blühen die unterschiedlichsten insektenbestäubten Kräuter und Sträucher. Daher können sporadisch Pollen von z.B. Natternkopf (Echium), Pfeifenstrauch (Philadelphus), Mädesüß (Filipendula), diversen Korbblütlern (Asteraceae) oder Hahnenfußgewächsen (Ranunculaceae) in unseren Pollenflugmessgeräten auftauchen. In den Alpenregionen können gebietsweise noch Grünerlenpollen (Alnus viridis) die Besucher der Hochlagen belasten. Mit Südwind werden einzelne Grünerlenpollen bis in den Norden Deutschlands getragen.

Im Tiefland kann die Sporenbelastung durch Schimmelpilze der beiden allergologisch wichtigen Gattungen Alternaria und Cladosporium bei Betroffenen zu (auch deutlichen) Symptomen führen. Weiter ansteigende Konzentrationen sind in Trockenphasen zu erwarten. Die höchsten Werte treten aber erst im Zusammenhang mit der Getreideernte auf und werden die derzeitigen Messwerte nochmals um ein Vielfaches übertreffen.

 

 

Matthias Werchan 26.06.2019

 

Ärztliche Hinweise (Prof. Dr. med. Karl Christian Bergmann):

Nun kommt also die Zeit, in der die Kräuterpollen ihre Wirkung an Nase, Auge und Bronchien entfalten werden. Die Beifußpollen gehen zwar in ihrer Menge in ganz Europa seit Jahren zurück, führen aber doch häufig zu Heuschnupfen und allergischem Asthma. Und zirka ein Drittel der Erwachsenen, die an einer allergischen Rhinokonjunktivitis durch Beifußpollen leiden haben auch Symptome beim Essen von Gewürzen, rohen Karotten, Mango, Sellerie (auch in gekochter Form!) und bei Sonnenblumenkernen. Sie beobachten dann einen Juckreiz im Mund, ein Anschwellen der Mundschleimhaut und/oder der Zunge – d.h. alles Symptome, die auf ein sog. Orales Allergie-Syndrom hinweisen. Für dessen Zunahme im Auftreten in Deutschland und ganz Europa ist bis heute kein schlüssiger Grund gefunden worden. Während der Saison der Kräuterpollen werden die Beschwerden häufig als stärker empfunden als außerhalb.
Auch eine Beifußallergie ist einer spezifischen Immuntherapie zugängig und kann zu einem wesentlichen Rückgang der Beschwerden führen, übrigens auch der Symptome im Mund beim Essen der genannten Gewürze etc. Bekanntermaßen ist der Beifuß eng verwandt mit der Ambrosia. Wer an einer Beifußallergie erkrankt ist reagiert auch auf die Pollen der Ambrosia und umgekehrt. Dies schränkt die Wirksamkeit der alleinigen Entfernung von Ambrosia etwas ein – trotzdem sollte deren Ausbreitung selbstverständlich so gut wie möglich verhindert werden.
Auf der Webseite unserer Stiftung ist die Häufigkeit sowohl von Beifuß- als auch von Ambrosiapollen in Deutschland über die Jahre graphisch dargestellt; besuchen Sie die Webseite.

 

*** Wir danken der AstraZeneca GmbH für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***

 

Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Gräser, des Roggens und des Beifußes für Deutschland finden Sie hier.

Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Gräser und des Beifußes in der Luft in Europa finden Sie hier.

 

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