Für Pollenallergiker brechen gute Zeiten an – für Sporenallergiker ist die Luft noch etwas dicker.
Der Herbst macht sich in Deutschland bereits ordentlich breit. So prägten vielfach kalte Nächte und kühle Tage die zurückliegende Vorhersagewoche. Im Süden regnete es anfangs noch verbreitet und ergiebig. Nur ganz im Osten und Nordosten rückte zum Wochenende der Altweibersommer ein und sorgte für einen versöhnlichen Septemberausklang. Auf dem Warntableau gab es während der zurückliegenden Tage nicht mehr viel zu sehen. Sehr geringer Beifuß- und Ambroisapollenflug betraf vorwiegend die östlichen und nordöstlichen Landesteile. Ansonsten flogen einzelne Gräserpollen und sporadisch weitere Pollenarten, namentlich Ampfer, Efeu, Brennnessel- und Gänsefußgewächse, Hanf-, Röte- und Knöterichgewächse, Korb- und Kreuzblütler. Zudem begann die Pollensaison der Zeder, die an trockenen Tagen punktuell – in der Umgebung der Bäume – für stabilere Verhältnisse beim Pollenflug, möglicherweise gar für hohe Pollenkonzentrationen gesorgt haben könnte, ansonsten allenfalls mit Einzelpollen vertreten war. Die Sporen der Schimmelpilze fuhren nach der sporenreichern Vorwoche wieder in ruhigerem Fahrwasser, vor allem in der feuchtkühlen Südhälfte des Landes war nur wenig los. Geringfügige Überschreitungen der Sporentyp-spezifischen Warnschwelle traten bei Alternaria in Begleitung des sonnigen Wochenendwetters stellenweise im Nordosten und Norden auf, ansonsten wurde die Warnschwelle sowohl bei Alternaria als auch bei Cladosporium nur noch von unten „angeschaut“. Epicoccum-Sporen traten meist in mittlerer, im Norden auch mal in hoher Zahl auf, die saisonalen Spitzenwerte der Vorwoche gerieten jedoch rasch wieder außer Sicht.
Nach einem verbreitet freundlichen Donnerstag rollt das Wetter ab dem Wochenende den verbliebenen Pollen nicht gerade den roten Teppich aus. Es herbstelt sich weiter ein, späte Wärme ist über die gesamte Vorhersagewoche nicht in Sicht. Im Süden könnte es zumindest zu Wochenbeginn wieder etwas freundlicher werden. Bis auf wenige hartgesottene Vertreter ihrer Zunft haben die meisten Pflanzen ihre Blüte hinter sich gebracht und den Pollenflug eingestellt.
Eine praktisch warnfreie Vorhersagewoche steht an. Der morgige Donnerstag (2. Oktober) und gebietsweise noch der Feiertag taugen zumindest für ein paar Pollen in der Luft. An der Pollenartenzusammensetzung ändert sich gegenüber der Vorwoche aber nichts mehr. Am „häufigsten“ fliegen vermutlich die Pollen der Gräser (Poaceae) und des Traubenkrauts (lat. Ambrosia). Gänzlich von der Liste streichen kann man aber auch Ampfer (Rumex), Beifuß (Artemisia), Wegerich (Plantago), Brennnessel- (Urticaceae) und Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae/Amaranthaceae) noch nicht. Nennenswerte Ferntransporte von insbesondere Ambrosiapollen aus dem Südosten Europas stehen aus heutiger Sicht ebenfalls nicht auf der Agenda.
Punktuell können jedoch Pollen der Kreuzblütler gehäuft vorkommen, was dem Senf- (Sinapis) oder Ölrettichanbau (Raphanus) geschuldet ist. Diese Arten können bis zum ersten Frost noch auf größeren Feldern blühen und dort Pollenflug verursachen. Bei ausreichend starkem Pollenkontakt sind dann Allergiesymptome durch diese Pollen nicht ausgeschlossen.
Die in Gärten und Parkanlagen angepflanzten Zedern (meist Atlaszeder, lat. Cedrus atlantica) haben mit der Blüte begonnen. Trockene und milde Tage werden zur Verbreitung der allergologisch unauffälligen Zedernpollen genutzt. Die großen Pollenkörner können im Umfeld blühender Bäume auch mal auf Gartenmöbeln oder Autoscheiben sichtbar werden bzw. in bis zu hoher Pollenkonzentration in der Luft auftreten. Außerhalb menschlicher Siedlungsräume treten Zedernpollen mangels Pollenquellen nicht oder nur vereinzelt auf.
Vereinzelt treten an sonnig-milden Nachmittagen auch Pollen von Efeu (Hedera), Hanf- (Cannabaceae) und Zypressengewächsen (Cupressaceae), Korbblütlern (Asteraceae), Röte- (Rubiaceae) und Knöterichgewächsen (Polygonaceae) oder des Springkrauts (Impatiens) auf.
Die Sporen der allergologisch bedeutsamen Schimmelpilze erreichen in den kommenden Tagen fast ausschließlich Werte unterhalb der Sporentyp-spezifischen Reizschwelle. Lokale Ausnahmen gehören dazu und bestätigen sozusagen die Regel. „Gefahrenträchtig“ könnte aus Sicht der Alternaria-Allergiker noch die Maisernte sein. Auch das Zusammenharken oder Verblasen von herumliegendem Laub kann verschiedenste Sporentypen punktuell in größerer Zahl in die Luft befördern. Epicoccum-Sporen fliegen häufig bis in den Spätherbst hinein in nennenswerter Menge. Ist es trocken und mild stehen also weiterhin zumindest mittlere, gebietsweise auch hohe Konzentrationen dieses Sporentyps auf dem Programm. Eine Reizschwelle ist bei Epicoccum nicht bekannt, über mögliche Kreuzreaktionen zwischen den Sporen von Epicoccum und Alternaria wird aber in der Fachliteratur berichtet. Das feuchte Herbstwetter ruft zudem die heimische Ständerpilz-Welt (Basidiomycota) auf den Plan. Aus Steinpilz, Bovist oder Hallimasch können ebenfalls zahllose kleine Sporen entweichen, welche unter Umständen in teils Cladosporium-ähnlichen Konzentrationen durch die Luft wirbeln. Zur Intensität des Sporenflugs der Ständerpilze liegen uns jedoch keine eigenen Messwerte vor. Einzelne Studien sehen für die Sporen einige Ständerpilzarten ein allergenes Potential. Allergiesymptome in milder Herbstluft sind also auch aus diesem Grund nicht völlig auszuschließen.
Matthias Werchan, 02.10.2025
*** Wir danken allergyinsider, einem Service von Thermo Fisher Scientific, für die Unterstützung dieser Wochenpollenvorhersage. ***
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