Wochenprognose

Für Deutschland

Wochenpollenvorhersage Vera

Mittwoch, 12. September 2018 - Dienstag, 18. September 2018

Beifuß (Artemisia)
Brennnessel (Urtica)
Gänsefuß (Amaranthaceae)
Gräser (Poaceae)
Traubenkraut (Ambrosia)
Wegerich (Plantago)
Libanonzeder (Cedrus libani) in einem Park in Parma (Italien) © Matthias Werchan

Ambrosia weithin aktiv, Saisonhöhepunkt aber überschritten.

Das warme Spätsommerwetter ist ideal für die Ausbreitung von Pollen. Profitieren können davon aber nur noch wenige windblütige Pflanzenarten, da die Pollensaison für unsere einheimischen Pflanzen ihrem Ende entgegengeht. Einer der wenigen Profiteure des trocken-warmen Wetters ist das aus Nordamerika stammende hochallergene Traubenkraut (Ambrosia), dessen Hauptsaison wir in Deutschland derzeit erleben. Nahezu überall im Land konnten zumindest einzelne Pollen dieser Gattung nachgewiesen werden. Mehrtägig Belastungen auf schwachem bis teils mittlerem Niveau traten und treten im äußersten West und Südwesten des Landes auf, wobei möglicherweise Ferntransporte aus dem benachbarten, stärker belasteten Frankreich eine Rolle spielen. „Selbst produziert“ sind allerdings die seit Tagen anhaltenden mittleren bis starken Belastungen in Nordostsachsen und Südostbrandenburg bis nach Berlin rauf, wo Ambrosia sich bereits mehr oder weniger flächendeckend ausgebreitet hat. Ansonsten bieten Grünstreifen entlang von Autobahnen und Fernstraßen, sowie Bahnanlagen, Baustellen und temporäre Erdlager gute Habitate für diese invasive Art. Im Norden und Nordwesten bleiben Ambrosiapollen in der Luft auch in den kommenden Tagen die Ausnahme. Je nach Vorhandensein größerer Ambrosiabestände sind im Rest des Landes mehr und auch regelmäßiger Pollen unterwegs, wobei ein schwaches Belastungsniveau nur selten überschritten werden dürfte, mit den oben erwähnten Ausnahmen im Osten Deutschlands. Insgesamt scheint der diesjährige Höhepunkt der Ambrosiablüte überschritten und die Pollenproduktion und Pollenfreisetzung nehmen allmählich ab. Ausgehend von der „allergologischen Nähe“ zwischen Ambrosia und Beifuß, leiden neben reinen Ambrosiapollenallergikern, die in Deutschland noch eher die Ausnahme als die Regel bilden, meist die Beifußpollenallergiker beim Kontakt mit diesen Pollen.

Helfen auch Sie mit, die weitere Ausbreitung dieser Pflanze in Deutschland zu verhindern! Wichtig ist es dabei, zuerst die Vorkommen zu erfassen. Über die neue Webseite www.ambrosiafinder.de bitten wir Sie, Ihnen bekannte Fundstellen möglichst präzise einzutragen zusammen mit einem Foto zur Validierung des Fundes!

Gräserpollen (Poaceae) sind in der Luft nur noch selten anzutreffen und ohne Gefahr für Pollenallergiker. Erwähnenswert ist allenfalls das wärmeliebende Hundszahngras (Cynodon dactylon), dessen Blüte unter günstigen Wachstumsbedingungen erst im beginnenden Herbst ihr Ende findet. Auch nichtheimische, spätblühende Ziergräser, wie das Chinaschilf (Miscanthus), haben theoretisch noch die Möglichkeit Pollen abzugeben.

Die Beifußpollensaison (Artemisia) ist beendet. Einzelne Pollen können weiterhin in der Luft sein, bereiten Allergikern aber keine Schwierigkeiten mehr.

Wegerichpollen (Plantago) werden weniger und der Pollenflug vereinzelt sich allmählich. Auf Standorten mit genügend Bodenfeuchte wächst Wegerich und bildet selbst jetzt noch neue Blüten und frische Pollen, wodurch lokal schwache Reizungen bei Betroffenen noch möglich sind. Auch Pollen von Gänsefußgewächsen (Chenopodiaceae) können in den nächsten Tagen noch hin und wieder auftreten, etwas gehäufter an Brachflächen mit großen Beständen dieser Pflanzenfamilie. Es wird aber kein Belastungsrisiko mehr erwartet.

Der Flug von Brennnesselpollen (Urtica) lässt immer mehr nach und ist in den kommenden Tagen nur noch schwach. Das endgültige Blühende der Brennnesseln ist aber erst in einigen Wochen zu erwarten. Nicht zu unterschätzen sind solch warme, mediterran anmutende Sommer, wie in diesem Jahr, bei der Entwicklung und Ausbreitung der ursprünglich im Mittelmeerraum beheimateten allergenen Glaskräuter (Parietaria) hierzulande. An Ruderalstellen und Wegrändern am Rande oder in städtischen Wärmeinseln sowie in anderen wärmebegünstigten Gegenden können bereits heute teils üppige Bestände verschiedener Glaskrautarten nachgewiesen werden. Der Anteil von Glaskrautpollen im Luftstaub lässt sich jedoch nur anhand der Vorkommen dieser Pflanzen grob abgeschätzen, da eine mikroskopische Abgrenzung von den weniger allergenen Brennnesselpollen nicht möglich ist. Auf der Webseite www.florweb.de des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) können sich Interessierte auf Verbreitungskarten die derzeitige Verteilung verschiedener Glaskrautarten in Deutschland anzeigen lassen.

Ein weiterer windblütiger Profiteur des Spätsommerwetters sind die in Südeuropa und Vorderasien heimischen Zedern (Cedrus) (siehe Foto) die dort, wo sie bei uns gepflanzt wurden, allmählich in Blühbereitschaft gelangen und deren Pollen lokal für sichtbaren gelben Staub auf glatten Oberflächen sorgen kann, ähnlich wie der Pollen von Kiefer und Fichte im Mai. Eine allergologische Gefahr geht von Zedernpollen nicht aus. Neben Ambrosia als windbestäubte Art, blühen immer noch zahlreiche weitere insektenbestäubte Korbblütengewächse (Asteraceae). Dabei geraten hin und wieder Pollen in kleiner Zahl, bei Berührung von Goldrute (Solidago), Rainfarn (Tanacetum) und Co. sehr lokal auch größerer Zahl in die Luft. In diesem Fall sind Symptome bei Beifuß- und Ambrosiapollenallergiker möglich, da alle diese Pflanzen zur gleichen Pflanzenfamilie gehören und Kreuzreaktion hervorrufen können.

Regennachschub hat in einigen Regionen des Westens, des Nordens und des äußerten Südostens das Schimmelpilzwachstum angeregt und den Flug von Schimmelpilzsporen wieder verstärkt. Insbesondere dort müssen Betroffene bei windigem und warmem Wetter weiterhin mit Allergiesymptomen, ausgelöst vorrangig durch die allergenen Gattungen Cladosporium, Alternaria und Epicoccum, rechnen. Spitzenbelastungen wie noch im Juli sind bei Cladosporium und Alternaria aber nicht mehr zu erwarten. Sollte in den übrigen Regionen Regen ausbleiben, sinken die Pilzsporenbelastungen in der Außenluft weiter ab und damit verbundene allergische Reaktionen bleiben die Ausnahme.

 

 

Matthias Werchan, 12.09.2018

 

Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen des Beifußes und des Traubenkrauts für Deutschland finden Sie hier.

Tägliche Pollenkonzentrationen der Gräser, des Beifußes und des Traubenkrauts in der Luft in Europa finden Sie hier.

 

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Die Vorhersage beruht auf den Daten unseres Pollenflugmessnetzes mit derzeit 33 aktiven Messstationen. 

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