Wochenprognose

Für Deutschland

Wochenpollenvorhersage Sophie

Mittwoch, 17. Juni 2020 - Dienstag, 23. Juni 2020

Brennnessel (Urtica)
Esskastanie (Castanea)
Linde (Tilia)
Ampfer (Rumex)
Gräser (Poaceae)
Wegerich (Plantago)
Holunder (Sambucus)
Blühende Esskastanie mit den charakteristischen männlichen Blütenständen. Aufnahme vom 17.06.2020 aus Berlin © Matthias Werchan

Auf und ab beim Gräserpollenflug geht weiter – Sporenflug gewinnt an Relevanz.

Wie in der letztwöchigen Vorhersage angesprochen, turnten die Gräserpollenkonzentrationen der letzten sieben Tage in Zeiten und in Regionen mit schönem Sommerwetter im Bereich der saisonalen Spitzenwerte herum und belasteten Allergiker entsprechend stark. Auffällig viele Pollen waren beispielsweise am vergangenen Freitag und zum Teil auch noch am Samstag vor Beginn der kräftigen Regenfälle in der Luft. Nach Abzug des Regens stiegen die Belastung ebenfalls schnell wieder an, wobei sich hier speziell der Norden und Nordosten Deutschlands hervortaten, sowohl mit besonders viel Sonne als auch mit besonders viel Pollen in der Luft. Weiter in der Mitte und im Süden kam häufig (reichlich) Nass vom Himmel und ließ Pollenallergiker ruhiger schlafen und befreiter durch den Tag gehen. Neben den Gräserpollen wurden kleinere Mengen Baumpollen von Esskastanie, Linde und Kiefer gemessen und ein Potpourri an Kräuterpollen. Bis zum Wochenende dominiert eine niederschlagsträchtige Wetterlage, von der nacheinander alle Regionen mehr oder weniger betroffen sein werden. Während dieses Zeitraums sind also nur regional, dort wo die Mittsommersonne brutzelt, hohe Pollenkonzentrationen möglich. Anderswo sorgt der Regen für einige gute Stunden oder sogar ganze gute Tage bei Pollenallergie-Betroffenen. In der kommenden Woche deutet sich wiederum warmes, sonnenscheinreiches Sommerwetter an – und damit eher gute Stunden und Tage für die Windbestäuber (Gräser); womit wir zur aktuellen Vorhersage kommen.

Die diesjährige (Süß-)Gräserpollensaison (Poaceae) hat nun schon einige Höhepunkte zu verzeichnen gehabt und es stellt sich immer mehr die Frage: Geht es noch höher hinaus? Das Potential dafür ist weiterhin gegeben, da Gräser ja bekanntlich immer „mehrere Eisen im Feuer haben“, sprich eine Vielzahl von Gräserarten zur gemessenen Gesamtpollenbelastung beitragen. Insbesondere im frühjahrskühlen Norden und Osten und auf den Höhen der Berge sind an einzelnen Tagen höhere Pollenkonzentrationen als in den Vorwochen denkbar, weiter nach Süden und Westen könnte der Gipfel dagegen bereits vollends überschritten sein. Von Entwarnung kann allerdings nicht die Rede sein. Herrschen gute Pollenflugbedingungen sind von der Küste bis zu den Alpen und die Berge hinauf hohe Belastungen mit Gräserpollen zu erwarten. Immerhin plagen in den kommenden Tagen auch im Norden kaum noch Roggenpollen (Secale) oder andere Pollen von Kulturgräsern die Gräserpollenallergiker. Generell sind innerhalb geschlossener Wälder oder stark versiegelter Innenstädte und an den Küsten bei auflandigem Wind auch an regefreien Tagen weniger Gräserpollen in der Luft, als im offenen Land mit blühenden Feldrainen und teils noch ungemähten Wiesen. Solange durchziehende Gewitter auf hohe Gräserpollenkonzentrationen treffen, muss abermals das Thema Gewitterasthma aufs Tapet gebracht werden.

Ampfer (Rumex) und Wegerich (Plantago) befinden sich inmitten ihrer langanhaltenden Pollenflugzeit. Die Pollenflug-Tendenz ist daher – gleichbleibend gute Pollenflugbedingungen vorausgesetzt – seitwärtsgerichtet. Geringe bis mittlere Pollenkonzentrationen werden von unseren Pollenmessstationen gemeldet. Insbesondere Wegerichpollen enthält bekannte Allergene, die allergische Reaktionen auslösen können. Diese Reaktionen können leicht als Gräserpollenallergie interpretiert werden, aufgrund der sehr ähnlichen Blühzeit der beiden Pflanzenfamilien. Kreuzreaktionen zur Gräserpollen sind ebenfalls möglich.

Der stetige Zuwachs in der Produktion der kleinen, gut flugfähigen Pollen der weit verbreiteten Brennnesselgewächse – Brennnessel (Urtica) und Glaskraut (Parietaria) – führt in der Folge dazu, dass Brennnesselpollen die Dominanz im Luftstaub übernehmen und damit Baum- und Gräserpollen „beerben“. Dies kann lokal bereits im Laufe dieser Vorhersagewoche geschehen. Spätestens ab Mitte Juli kommt an Brennnesselpollen niemand mehr vorbei. Die Tendenz ist also in den kommenden Tagen klar aufwärtsgerichtet, sofern Petrus für entsprechende Pollenflugvoraussetzungen sorgt.

Die drei bekanntesten Nachzügler der frühjährlichen Baumblüte, die messbaren Pollenflug verursachen, sind: Linde (Tilia), Esskastanie (Castanea) und Götterbaum (Ailanthus). Die Blüte aller drei Baumarten ist aktuell in vollem Gange, hat aber je nach Region noch Luft nach oben, das heißt, der Pollenflug verstärkt sich noch. Die häufig als Straßenbaum gepflanzten aber auch natürlich vorkommenden Linden produzieren Pollen, der bei einigen Pollenallergikern nachweislich Beschwerden hervorruft. Erfreulicherweise sind die Konzentrationen an Lindenpollen in der Luft nie besonders hoch, da vorwiegend insektenbestäubt (Lindenblütenhonig!) – also kein Vergleich mit den Windbestäubern wie Birke oder Erle. Betroffene sollten jedoch längere Aufenthalte unter blühenden Linden meiden. Der aus China eingeschleppte Götterbaum produziert ebenfalls Pollen der allergieauslösend wirkt. Nennenswerter Pollenflug beschränkt sich auf die Verbreitungsschwerpunkte der Art, die hierzulande in Ballungszentren und Innenstadtbereichen zu finden sind. Die Pollen der zu den Buchengewächsen zählenden Esskastanie können Birkenpollenallergikern durch Kreuzreaktion zu schaffen machen. Reichlich Esskastanienpollen treten südlich der Alpen auf, wo diese Baumart ihren Verbreitungsschwerpunkt hat. In Deutschland sind Esskastanien eher seltene Gesellen. Es gibt meist nur kleinere Anpflanzungen oder kleine wildwachsende Bestände (besonders in Südwestdeutschland). Daher sind die kleinen Esskastanienpollen, die wir in Deutschland messen, häufig zugereist aus südlichen Gefilden, wobei dann tage- oder stundenweise hohe Konzentrationen möglich sind. Ansonsten verursachen die heimischen Bäume auf die Fläche gesehen nur einen kleinen Beitrag und geringe Pollenkonzentrationen, in den meisten Fällen wohl ohne Einfluss auf Pollenallergiker. Nur bei größeren Ansammlungen blühender Bäume können lokal auch hohe Konzentrationen über einen längeren Zeitraum auftreten.

Blühende Holunderbüsche (Sambucus) finden sich vereinzelt noch an kühlen, schattigen Standorten und ganz im Norden, sowie im Bergland. Hier ist Pollenflug (insbesondere in der unmittelbaren Umgebung der Büsche) auch in den kommenden Tagen noch möglich. Ansonsten treten Holunderpollen nur noch selten in Erscheinung.

Weitere Pollenarten, die in der aktuellen Vorhersagewoche in kleiner, teils zunehmender, teils abnehmender Zahl messbar sein können, stammen insbesondere von der Familie der Zypressengewächse (Cupressaceae), der Sauergräser (Cyperaceae), der Rosengewächse (Rosaceae) und der Binsengewächse (Juncaceae), von der Birke (Betula), der Fichte (Picea), dem Liguster (Ligustrum), und diversen insektenbestäubten Kräuterfamilien, wie den Doldenblütlern (Apiaceae), den Hahnenfußgewächsen (Ranunculaceae), den Korbblütlern (Asteraceae) u.a. . Es sind auch schon Pollen der windblütigen Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae/Amaranthaceae) und vereinzelte erste Beifußpollen (Artemisia) in der Luft. In den Alpenregionen ist weiterhin teils bedeutender allergener Erlenpollenflug möglich, ausgehend von dortigen Grünerlenbeständen (Alnus viridis) in den Hochlagen. Es kommt zu lokal hohen Erlenpollenbelastungen. Dazu gesellt sich Pollen der Latschenkiefer (Pinus mugo), der aber keine Belastung darstellt. Mit Südwind werden einzelne Grünerlen- und Kiefernpollen bis in den Norden Deutschlands verfrachtet.

Die Sporenbelastung der Außenluft durch Schimmelpilze der allergologisch wichtigen Gattung Cladosporium und in immer stärkerem Maße auch durch die Gattung Alternaria, kann ab jetzt ein Niveau erreichen, welches ausreicht, bei den Betroffenen auch deutliche Symptome hervorzurufen. Das warmfeuchte Wetter ist dem Wachstum der Schimmelpilze zuträglich. An trockenen Tagen sind warnrelevante Konzentrationen zu erwarten. Die höchsten Werte im Jahresverlauf messen wir für gewöhnlich im Zusammenhang mit der Getreideernte. Dann werden die derzeitigen Messwerte nochmals deutlich übertroffen. Die von uns ebenfalls erfassten Sporen der Gattungen Epicoccum und Pleospora sind in niedriger Konzentration in der Luft.

Matthias Werchan, 17.06.2020

 

 

*** Wir danken der Allergopharma GmbH & Co. KG, der AstraZeneca GmbH und der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***

 

Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Gräser und des Roggens für Deutschland finden Sie hier.

Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Birke, der Gräser und des Beifußes in der Luft in Europa finden Sie hier.

 

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