Wochenprognose

Für Deutschland

Wochenpollenvorhersage Sina

Mittwoch, 22. Juni 2022 - Dienstag, 28. Juni 2022

Brennnesselgewächse (Urticaceae)
Ampfer (Rumex)
Esskastanie (Castanea)
Linde (Tilia)
Wegerich (Plantago)
Gräser (Poaceae)
Blühende Esskastanie (Castanea) - ein Vertreter und Pollenlieferant der kleinen Baumblüte © flaviano fabrizi/shutterstock.com

Kleine Baumblüte auf dem Höhepunkt. Gräserpollenflug weiterhin nicht ohne!

Während der zurückliegenden Tage umflogen uns in Deutschland wie bisher Gräserpollen en masse (auch während des Hitzewochenendes) und sorgten bei den Betroffenen häufig für gestresste Nasen, Augen und Bronchien. Dabei wurden zwar die zuvor bereits erreichten Spitzenkonzentrationen nur noch selten erreicht, dennoch blieb es vielerorts zumindest deutlich unangenehm, insbesondere in der großen Nordhälfte des Landes (außer direkt an den Küsten bei auflandigem Wind). Mit von der Partie waren die Pollen der Brennnesselgewächse, die häufiger als in der Vorwoche auftauchten und sich daran machten, den Gräsern zumindest nach der Pollenzahl, nicht nach den Allergieauswirkungen, den Rang abzulaufen.  Die Hauptblütezeit von Linde und Esskastanie machte sich mit häufig geringen, mal mittleren und selten auch hohen Pollenkonzentrationen bemerkbar. Pollen vom Götterbaum spielten lokal in „befallenen“ Städten eine Rolle. Auch bei dieser Baumart ist saisonaler Höhepunkt im Pollenflug. Der Pollenflug des Holunders in seiner Schwäche zog sich in den rauen Norden und andere gekühlte Standorte (Bergland) zurück. Ampfer und Wegerich blühten munter vor sich hin und belasteten je nach Standort schwach bis mittel. Bei den Sporen der Schimmelpilze ließ Alternaria weiter auf sich warten – zumindest blieb diesem wichtigen allergenen Sporentyp das Überschreiten der Warnschwelle in den letzten Tagen noch immer verwehrt. Anders dagegen Cladosporium. Hier wurde die Warnschwelle zumindest an einzelnen Tagen erreicht. Der Sporenflug durch Cladosporium schwächte sich gegenüber der Vorwoche jedoch leicht ab.

Die kommenden Tage gestalten sich meist sommerlich, mit Hitze und selten Regen (man kennt es schon) in der Osthälfte und etwas ausgeglichener (weniger heiß, mehr Regen) in der Westhälfte. Damit stehen schwankende Pollenbelastungen im Westen an und eher gleichbleibende Bürden für die Allergiker im Osten.

Geringe Gräserpollenbelastungen (Poaceae) werden die vielen Betroffenen im Land in den nächsten Tagen weiter nur dann erleben, wenn es mal kräftiger oder länger regnet (bevorzugt im Südwesten und Westen). Ansonsten können sich die Pollenkonzentrationen vielfach auf hohem Niveau behaupten. Insbesondere im norddeutschen Tiefland und in grünlandreichen Gebirgsgegenden hält der Gräserpollennachschub nach wie vor an, hat sich allerdings bereits auf spätblühenden Arten, wie Quecken (Elymus), Lieschgräser (Phleum), Weidelgras (Lolium) oder Reitgräser (Calamagrostis) verlagert. Saisonale Spitzenkonzentrationen werden allerdings nicht mehr erwartet – mit Ach und Krach kann es nochmal richtig heftig werden, wenn bei einer Wiesenmahd lokale Pollenwolken aufsteigen. Diese verziehen sich nach Arbeitsschluss aber glücklicherweise rasch wieder. Von den Getreidepollen, speziell durch Roggen (Secale) ist kaum noch ein Krümel übrig. Zumindest hier zieht für Gräserpollenallergiker wieder Ruhe ein.

Die Ampfer- (Rumex) und Wegerichblüte (Plantago) setzt sich fort. Beim Pollenflug wird das schwache bis mittlere Niveau der Vorwoche im Großen und Ganzen wiederum erreicht. Gräserpollenallergiker könnten durch die Pollen des Wegerichs über allergische Kreuzreaktionen beeinträchtigt werden. Über mögliche unangenehme Begleiterscheinungen des Ampferpollenflugs ist in Deutschland kaum etwas bekannt. Allergiesymptome lassen sich jedoch nicht völlig ausschließen.

Die Pollenmenge der Brennnesselgewächse (Urticaceae) in der Luft nimmt geringfügig weiter zu, wodurch an trockenen Tagen hohe Pollenkonzentrationen überall im Land möglich sind. Gelegentliche Regenfälle im Westen des Landes lassen die Pollenkonzentrationen dort stark schwanken. Im Osten könnte dagegen mittlerweile der fehlende Regen die Höhe des Pollenausstoßes durch dürrebedingtes Minderwachstum der Pflanzen dämpfen. Ansonsten sind die Bedingungen für Pollenflug in diesen Regionen in den kommenden Tagen häufig ideal und die kleinen, leichten Pollen der Brennnesselgewächse können sich gut in der Luft verteilen. Die bekanntesten Vertreter der Brennnesselgewächse in Deutschland sind Brennnessel (Urtica) und Glaskraut (Parietaria). Die Pollen beider Gattungen sind unterschiedlich stark allergieauslösend. Das Glaskraut hat eine hohe allergologische Relevanz, wohingegen die Brennnessel unauffällig(er) ist. Während jedoch Brennnesseln überall im Land weit verbreitet sind, beschränken sich nennenswerte Glaskrautvorkommen (bisher) auf die Zentren und Ränder städtischer Wärmeinseln oder auf andere wärmebegünstigte Gegenden. Das zunehmend wärmere Klima lässt es diesen, eher am Mittelmeer heimischen Pflanzen, auch hierzulande immer besser gehen, wodurch mit Blick auf die kommenden Jahre immer mehr Menschen in Deutschland in Kontakt mit Glaskrautpollen kommen dürften.

Die kleine Baumblüte der Spätblüher Linde (Tilia), Esskastanie (Castanea) und lokal Götterbaum (Ailanthus) bewegt sich am alljährlichen Maximum. Ein Abebben der Pollenkonzentrationen ist in den kommenden sieben Tagen nicht zu erwarten. Nur die Regenfälle im Westen und Südwesten unterbrechen das rege Fluggeschehen. Lindenpollen kann in bis zu mäßigen Konzentrationen fliegen (im Umfeld großer Bäume auch darüber), was offensichtlich ausreicht, um gelegentlich Allergien gegen Lindenpollen auszulösen. Betroffene sollten längere Aufenthalte unter diesen Bäumen meiden. Auch Götterbaumpollen vermag zu sensibilisieren – in der chinesischen Heimat des Götterbaumes reagieren ca. 1/3 der Pollenallergiker im Pricktest auf dessen Pollen. Nennenswerter Pollenflug beschränkt sich jedoch auf die Verbreitungsschwerpunkte der Art, die hierzulande in Ballungszentren und Innenstadtbereichen zu finden sind. Esskastanienpollen können gelegentlich zu schwachen Reaktionen bei Birkenpollenallergikern führen. Allerdings ist deren Pollenzahl hierzulande im Vergleich zur Pollenzahl der Birke verschwindend gering, da Esskastanien nur in wenigen, meist kleinen Anpflanzungen vorkommen. Ferntransporte aus südlich angrenzenden Ländern sind aber möglich und führen zu kurzzeitigem Anstieg der Pollenzahlen. Selbst die tageweise Übernahme des „gelben Trikots“ im Pollenflug ist dann ganz vereinzelt möglich.

Der Holunder (Sambucus) hat es fast überstanden. Die Blüte ist nun auch in Norddeutschland deutlich abgeflaut und Holunderpollen wird hier, wie zuvor schon im Süden und Westen ein seltener Gast in der Luft. Einzig in den Bergen und ganz im Norden ist der Pollenflug dieser wenig allergenen Art in den kommenden Tagen noch erwähnenswert.

Zu den oben genannten Pollentypen kommen vermehrt Pollen von Gänsefußgewächsen (Chenopodiaceae/Amaranthaceae), einige Restpollen von Kiefer (Pinus), insbesondere der Latschenkiefer (P. mugo) in den Alpen, letzte Pollen von Liguster (Ligustrum), Sauergräsern (Cyperaceae) und immer wieder ein paar Pollen der großen Familie der Zypressengewächse (Cupressaceae). Zahlreich blühen die unterschiedlichsten insektenbestäubten Kräuter und Sträucher. Daher können sporadisch Pollen von z.B. Natternkopf (Echium), Pfeifenstrauch (Philadelphus), diversen Korbblütlern (Asteraceae), Hahnenfußgewächsen (Ranunculaceae) oder Doldenblütlern (Apiaceae) in unseren Pollenflugmessgeräten und auch überall sonst auftauchen.

Bei den allergenen Schimmelpilzsporen der Gattung Cladosporium dürfte es in den nächsten Tagen mit gelegentlichen Überschreitungen der sporenspezifischen Warnschwelle weitergehen. Warm und zumindest im Westen feucht – da „freut“ sich so mancher Schimmelpilz über die guten Wachstumsbedingungen. Tendenziell näheren wir uns nun der Zeit der größten Belastungen. Bei Alternaria bahnt sich in den kommenden Tagen noch nichts Großes an, allerdings gibt es mit dem bevorstehenden Beginn der Getreideernte erstmals „gesicherte“ Ausschläge der Sporenkonzentrationen auf ein Niveau, bei dem entsprechend klinisch Sensibilisierte mit Symptomen zu rechenden haben. Die Sporen von Epicoccum fliegen weiterhin in geringer Zahl, ebenso gering bleibt das zu erwartende Allergierisiko.

Matthias Werchan, 22.06.2022

 

*** Wir danken der Allergopharma GmbH & Co. KG, der AstraZeneca GmbH und der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***

 

Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Gräser und des Roggens für Deutschland finden Sie hier.

Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Gräser in der Luft in Europa finden Sie hier.

 

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