Wochenprognose

Für Deutschland

Wochenpollenvorhersage Sebastian

Mittwoch, 13. Juli 2022 - Dienstag, 19. Juli 2022

Beifuß (Artemisia)
Ampfer (Rumex)
Brennnesselgewächse (Urticaceae)
Gänsefußgewächse (Amaranthaceae/Chenopodiaceae)
Wegerich (Plantago)
Esskastanie (Castanea)
Gräser (Poaceae)
Linde (Tilia)
Hier drohen Allergiesymptome durch Maispollen (Zea mays). Die Maisblüte hat begonnen. © nila.pictures/ Shutterstock.com

Menge allergener Pollen in der Luft derzeit ohne große Substanz. Sporenflug bleibt Thema!

Aus allergologischer Sicht liegt eine verhältnismäßig ruhige Woche hinter uns. Die Gräserpollenkonzentrationen gingen überall weiter zurück und belasteten zumeist gering bis mäßig. Teilweise kamen Gräserpollen gar nur als „Einzelfälle“ daher. Auch die Menge an Kräuterpollen blieb überschaubar. Pollen der Brennnesselgewächse flogen im Vergleich zur Vorwoche eher etwas weniger denn mehr, womit die Pollenflugintensität von mäßig bis stark reichte. Beifußpollen wehte zwar lokal schon häufiger durch die Gegend, auf die Fläche gesehen blieben die allermeisten Beifußpollen allerdings noch in ihren Depots und die Belastungen (sehr) gering. Die Baumpollen von Esskastanie und Linde wurden insgesamt weniger. Lindenpollen hielt sich vor allem noch im Norden des Landes auf (geringe Pollenkonzentrationen), Esskastanienpollen flog unstet und bevorzugte ebenfalls eher den Norden. Selbst die Sporen von Alternaria und Cladosporium, die zu dieser Jahreszeit für ihr extrovertiertes Auftreten bekannt sind, ließen es entgegen den Erwartungen ruhiger als in der Vorwoche angehen. Mit den recht kräftigen Regenfällen am vergangenen Donnerstag gingen die Konzentrationen in weiten Landesteilen (Mitte/Osten/Norden) zurück und der Sporenflug dümpelte in der Folge mal unterhalb mal oberhalb der sporenspezifischen Warnschwelle umher, mit zuletzt wieder ansteigender Tendenz.

Für die aktuelle Vorhersagewoche ist eines bereits sicher: Regen wird es nur für die wenigsten unter uns geben. Die Dürresituation verschlimmert sich also weiter und viele Pflanzen leiden unter zunehmendem Trockenstress. Sommerlich warm bis heiß ist es anfangs nur im Süden und Südwesten, später, ab Beginn der neuen Woche, könnte auch der Norden mal kurz Heißlaufen.

Bei den Gräsern (Poaceae) ist in den kommenden Tagen zwar noch nicht alles im „grünen Bereich“ (sprich: geringe Belastungen), allerdings ist die Menge blühbereiter und noch blühfähiger (Trockenheit!) Gräser in den Tieflagen recht überschaubar geworden. Damit wird es an vielen Orten nur noch zu einer geringen oder knapp mäßigen Belastungssituation reichen. Ausnahme bleibt, wie in der Vorwoche, das Bergland. In den höheren Lagen oberhalb von etwa 800 m NN gehen der verzögerte Blühbeginn der Gräser und die bessere Wasserversorgung der Pflanzen mit stärkeren Belastungen durch Gräserpollen einher, die lokal hoch sein können und dann auch zu starken Allergiesymptomen führen (Bergurlauber aufgepasst!). Beim spätblühenden Kulturgras Mais (Zea mays) beginnt derzeit die Blüte an wärmeren Standorten. Damit besteht ein zunehmendes Symptomrisiko im direkten Umfeld (windabgewandte Seite) größerer Maisfelder. Auch beim Durchlaufen eines Maisfeldes sind starke Reaktionen möglich, da dann die schweren und großen Maispollen durch das Berühren der hoch aufragenden Maispflanzen von oben aus den Blütenständen direkt auf die Betroffenen herunterrieseln. Also besser Distanz zum Feld halten, da mit etwas Abstand kaum noch Maispollen in der Luft sind. Speziell das Innere von Wäldern oder größerer Städte ist nahezu Maispollen-frei.

Der Beifuß (Artemisia) bringt Pollenallergiker, die auf dessen allergene Pollen reagieren, auch in den kommenden Tagen noch nicht wirklich „zum Schwitzen“. Allerdings nimmt die Blühbereitschaft der Pflanzen insbesondere des sehr häufigen Gewöhnlichen Beifußes (A. vulgare) allmählich weiter zu, womit es zu einer Verstetigung des Pollenflugs im Land kommt. In diesem Zusammenhang sind geringe Pollenbelastungen zu erwarten. Das unmittelbare Umfeld größerer Bestände kann allerdings auch stärker belastet sein, insbesondere am Morgen und vormittags, wenn sich die unscheinbaren Beifußblüten öffnen. Sollten dann Symptome eintreten, hilft Abstand halten oder zum Abend wiederkommen, wenn die Pflanzen ihre Pollen ausgestoßen haben und die Blüten des Morgens verwelkt sind. Beifuß ist kaum an einen bestimmten Landschaftstyp gebunden. Er wächst sowohl auf dem Land als auch inmitten großer Städte, bevorzugt in Ruderal- und Unkrautfluren, auf Ackerbrachen, auf Halden oder an Feld-, Weg- und Waldrändern von den Küsten bis hinauf in die Höhenlagen der Berge.
Die Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae/ Amaranthaceae) bevorzugen ähnliche Standorte wie der Beifuß. Deren Blütezeit ist in vollem Gange, die Pollenzahlen bleiben jedoch häufig bescheiden, trotz Windverbreitung der Pollen. So ist der Pollenflug meist schwach und richtet wahrscheinlich nur im Umfeld größerer Pflanzenansammlungen spürbare „Schäden“ bei den Betroffenen an. Es ist bekannt, dass Pollen mancher Arten der Gänsefußgewächse Ursache einer Pollenallergie sein können. Insbesondere in ariden Gebieten (z.B. Südeuropa, Mittlerer Osten) spielen Allergien gegen Gänsefußgewächse eine (größere) Rolle. Zu den Gänsefußgewächsen zählen neben den Arten der namensgebenden Gattung Gänsefuß (Chenopodium) auch die Melden (Atriplex), der salztolerante Queller (Salicornia) und der sich in Ausbreitung befindliche Amaranth (Amaranthus).

Weiterhin zahlenmäßig vorherrschend sind die Pollen der Brennnesselgewächse (Urticaceae). Inwieweit trotz der Dürresituation die Pollenzahlen bei den überwiegend guten Pollenflugbedingungen der kommenden Tage wieder ansteigen, lässt sich nur schwer prognostizieren. Sehr wahrscheinlich wird eine ähnliche Intensität beim Pollenflug wie in der Vorwoche erreicht, womit dann mäßig hohe bis hohe Pollenkonzentrationen zu erwarten sind. Rekordhohe Werte lassen sich unter den diesjährigen Umständen (Dürre) absehbar nicht erkennen. Brennnesselpollen (Urtica) gelten meist als harmlos für Pollenallergiker. Allerdings gehören zur Familie der Brennnesselgewächse auch die allergenen Glaskräuter (Parietaria). Diese spielen im Mittelmeergebiet eine wichtige Rolle am Allergiegeschehen, sind bei uns jedoch (noch) eher selten zu finden. Nichtsdestotrotz können sich auch hierzulande unter die Brennnesselpollen die mikroskopisch nicht unterscheidbaren allergen Glaskrautpollen mischen (Siehe unser letztes Pollenwissen-to-go vom 29. Juni). Glaskrautbestände finden sich an Ruderalstellen und Wegrändern am Rande oder in städtischen Wärmeinseln oder in anderen wärmebegünstigten Gegenden. Das zunehmend wärmere Klima fördert die Ausbreitung des Glaskrauts in unseren Breiten.

Pollen von Ampfer- (Rumex) und Wegerich (Plantago) fliegen beständig schwach bis mäßig, zum Teil bereits gleichauf mit den Gräserpollen. Der Wegerich kann Gräserpollenallergiker durch allergische Kreuzreaktionen beeinträchtigen. Über Allergien durch Ampferpollen ist zumindest aus Deutschland nichts weiter bekannt. Allergiesymptome lassen sich jedoch nicht völlig ausschließen.
 
Weiterhin treten einzelne Pollen der Hanfgewächse (Cannabaceae) auf. Der Hanf (Cannabis) blüht, während das andere Mitglied dieser kleinen Pflanzenfamilie, der weit verbreitete Hopfen (Humulus), in den kommenden Tagen noch nicht bzw. nur ganz vereinzelt bereits aktiv wird.

Die Blüte der Linden (Tilia) und Esskastanien (Castanea) macht bis zum Ende des aktuellen Vorhersagezeitraums auch im Norden des Landes langsam schlapp. Nur noch wenige Pollen fliegen umher. Die geringe Zahl dürfte sich kaum für spürbare Allergiesymptome eignen.

Zu den oben genannten Pollentypen kommen einige Restpollen von Kiefer (Pinus) und selten ein paar Pollen der Zypressengewächse (Cupressaceae). Im Umfeld großer Ambrosiabestände können erste Ambrosiapollen (deutsch: Traubenkraut) auftreten.  Eine große Anzahl insektenbestäubter Kräuter blüht. Daher können sporadisch Pollen von z.B. Natternkopf (Echium), diversen Korbblütlern (Asteraceae), Hahnenfußgewächsen (Ranunculaceae), Doldenblütlern (Apiaceae) und anderen Pflanzenfamilien in unseren Pollenflugmessgeräten und auch überall sonst auftauchen. Deren allergene Relevanz ist in der Regel unbedeutend.

Der letztwöchige Einbruch der Sporenkonzentrationen dürfte sich kaum für eine längere Verschnaufpause eignen. Für Schimmelpilzsporen-Allergiker ist jetzt die Zeit der höchsten Belastungen und mit Fortschreiten der Getreideernte werden immer wieder große Mengen Cladosporium- und Alternaria-Sporen sowie Bruchstücke der ebenfalls allergenen Pilzhyphen in die Luftgeschleudert. Das ständige Überschreiten der sporeneigenen Warnschwellen ist in landwirtschaftsgeprägten Gegenden in den nächsten Tagen verbreitet zu erwarten. Auch saisonale Höchststände des Sporenflugs sind bei diesen beiden allergenen Sporentypen möglich. Weniger stark, aber zuverlässig in meist mittlerer Konzentration vorhanden, sind die Sporen von Epicoccum. Ein Schwellenwert zur möglichen Auslösung von Allergiesymptomen existiert für diesen Sporentyp allerdings nicht.

Matthias Werchan, 13.07.2022

 

*** Wir danken der Allergopharma GmbH & Co. KG, der AstraZeneca GmbH und der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***

 

Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Gräser und des Beifußes für Deutschland finden Sie hier.

Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Gräser und des Traubenkrauts in der Luft in Europa finden Sie hier.

 

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