Wochenprognose

Für Deutschland

Wochenpollenvorhersage Oskar

Mittwoch, 01. Juni 2022 - Dienstag, 07. Juni 2022

Brennnesselgewächse (Urticaceae)
Gräser (Poaceae)
Esskastanie (Castanea)
Linde (Tilia)
Ampfer (Rumex)
Holunder (Sambucus)
Wegerich (Plantago)
Kiefer (Pinus)
Blühendes Gewöhnliches Knäuelgras in Nahaufnahme (Dactylis glomerata) am 20.05.2022 im Botanischen Garten Berlin © Barbora Werchan

Jetzt geht´s um die Gräser!

Geradezu kümmerlich wirkte die Gesamtpollenzahl der vergangenen sieben Tage im Vergleich zur Pollenzahl der Vorwochen. Ursache war das nahe Ende der Baumpollensaison, denn von unseren hölzernen Freunden stammten bis dato die allermeisten Pollen. Auch wenn es in den kommenden Wochen mit einigen spätblühenden Baumarten weitergeht, ist der allergrößte Teil der Baumpollen für dieses bereits Jahr geflogen und stören niemanden mehr. In der vergangenen Woche waren es vor allem noch die Kieferpollen, die in waldreichen Gegenden und vor allem im hohen Norden des Landes für Blütenstaubwirbel sorgten. Auch etwas Eichen- und Holunderpollen wurde gemessen. An wärmeren Standorten im Westen des Landes begann der Lindenpollenflug. Allerwichtigster Pollen für die Allergiker waren in den zurückliegenden Tagen allerdings der Pollen der Wild- und Kulturgräser. Dabei schwankten die Belastungen durch Gräserpollen aufgrund des leicht wechselhaften und teils recht kühlen Wetters zwischen erträglich und sehr unangenehm hin und her. Zwischen die Gräserpollen mischten sich auch Kräuterpollen von Ampfer, Brennnessel und Wegerich, wobei von allen drei Pollentypen nur schwache bis maximal mäßige Pollenkonzentrationen erfasst wurden. Früher als in anderen Jahren hat der Sporenflug von Cladosporium losgelegt und tageweise die Warnschwelle (deutlich) überschritten.

Die Tage um Pfingsten herum werden vor allem in der großen Südhälfte gewittrig und schwül, während der Nordosten vielfach unter trockenem Hochdruckwetter verbleibt. Somit sind die Pollenflugbedingungen nicht überall ideal aber für einzelne, im Nordosten auch für mehrere Tage mit hohem Pollendruck wird es sicherlich reichen.

Den angesprochenen hohen Pollendruck erzeugen bis zum Ende dieser Vorhersageperiode vor allem die Gräser (Poaceae), die aus einer breiten Palette blühbereiter Arten Pollen schöpfen können. Vor allem im Westen und Süden wurden bereits hohe Konzentrationen an Gräserpollen gemessen. Nun sind zunehmend auch der Norden und Osten dran, so dass sich an trockenen Tagen bzw. bis zum nächsten Regen in allen Regionen unangenehm große Pollenmengen in der Luft verteilen können, die dann häufig zu starken Allergiebeschwerden führen! Am unangenehmsten kann es dann werden, wenn bei der Wiesenmahd zusätzlich große Pollenmengen aufgewirbelt werden, die dann die Umgebung mit Belastungsspitzen traktieren. Auch die Wiesen in den Bergen blühen bereits, wodurch einem Ausweichen vor den Pollen in die Höhe wahrscheinlich nur (deutlich) oberhalb von 1.500 m ü NN gelingen wird. Der Höhepunkt der Gräserpollensaison ist also vielerorts in „Sichtweite“. In der Südhälfte können die vorhergesagten kräftigen Gewitter vor allem am Pfingstwochenende wieder das allgemeine Risiko für Gewitterasthma bei Gräserpollenallergikern erhöhen. Etwas besser können die Beschwerden werden, sofern man sich im Inneren größerer, geschlossener Waldgebiete, in großflächig versiegelten Zentren großer Städte und an den Küsten bei Seewind aufhält. Hier fehlt der allergenen Pollenfracht die Substanz. Erwähnt werden sollen auch wieder die Kulturgräser, deren Blüte und Pollenausstoß nun ebenfalls den Zenit erreicht. Die Nähe zu blühenden Roggen- (Secale) und anderen Getreidefeldern sollte von Gräserpollenallergikern daher ebenso vermieden werden, wie die Nähe oder das Durchwandern von blühenden Wiesen und Weiden. Unmittelbar nach (kräftigem) Regen, ist für die Betroffenen aktuell die beste Zeit zu lüften und um draußen Sport zu treiben.

Die Pollensaison von Ampfer (Rumex) und Wegerich (Plantago) ist nun in vollem Gange. Auf vielen Wiesen und anderen Grünländereien gedeihen diese beiden Windbestäuber und können dort lokal vereinzelt hohe, zumindest aber mittlere Pollenkonzentrationen verursachen. Wegerich steht im Verdacht bei Gräserpollenallergikern, zu allergischen Kreuzreaktionen zu führen.

Die Blüte der Brennnesselgewächse (Urticaceae) steht noch ganz am Beginn, ist daher seicht und die Pollenkonzentrationen dieser Pflanzenfamilie werden in den kommenden Tagen allenfalls ein mittleres Niveau erreichen, wobei zuvorderst wieder der Westen und Südwesten behelligt werden, weniger der kühlere und phänologisch zurückhängende Norden oder die Gebirgsregionen. Leichter Pollenflug von Brennnessel (Urtica) und regional auch Glaskraut (Parietaria) ist aber bereits überall möglich.

Die Schwefelregenverursacher Kiefer (Pinus) und Fichte (Picea) sind im Tiefland am Ende ihrer Saison angekommen. Deren Pollen werden in den kommenden Tagen nur noch unter „ferner liefen“ betrachtet. Sie bescherten uns dieses Jahr bereits genug Aufregung. In den kommenden Wochen blüht dann nur noch die Latschenkiefer (Pinus mugo) in den hohen Gebirgslagen. Zu sichtbarem Schwefelregen dürfte diese lokale Besonderheit – mangels Masse – selbst im Alpenraum nicht führen.

Duftende Holunderbüsche (Sambucus) erhellen mit ihren großen weißlichen Blütendolden weithin sichtbar die Frühsommerlandschaft. Holunderpollen fliegen nun zahlreich im Umfeld blühender Sträucher und meist nur schwach und unstet, wo lokale Pollenquellen fehlen. Holunderpollen hat in der Literatur nur eine sehr untergeordnete Bedeutung für Pollenallergiker, Allergien sind aber nicht völlig ausgeschlossen.

Mit den ansteigenden Temperaturen weitet sich die Lindenblüte (Tilia), sowie die Blüte der Esskastanie (Castanea) allmählich aus. Vor allem im Südwesten und Westen sind deren Pollen in den kommenden Tagen in der Luft. Dabei sind Lindenpollen, sobald die Blüte einsetzt, aufgrund der weiten Verbreitung von Linden (auch als Straßenbaum) deutlich stetiger in der Luft als die Pollen der Esskastanie, die nur recht selten gepflanzt wird und nur im Südwesten Deutschlands natürlicherweise vorkommt. So trifft man an trockenen Tagen im Umfeld von Rhein, Main und deren Nebenflüssen ab sofort auf stetigen Lindenpollenflug, wobei aufgrund der instabilen Wetterlage höchstens ein mittleres Konzentrationsniveau erreicht wird. Die Esskastanie produziert und verbreitet als Windbestäuber mehr Pollen als die Linde, nur fehlt es meist an größeren Pollenquellen, so dass der Pollenflug zwar unstet ist, aber lokal oder tageweise trotzdem bis auf ein hohes Niveau ansteigen kann, je nach Anzahl blühender Bäume in der Nachbarschaft bzw. je nach Windrichtung. In die Landesmitte, den Osten und Norden pirscht sich die Blüte dieser beiden Baumarten in den kommenden Tagen ganz allmählich voran und erste Pollen lassen sich hier möglicherweise ebenfalls aufspüren, ohne zu belasten. Pollen der Esskastanie können, falls in größerer Menge präsent, bei einigen Birkenpollenallergikern leichte Symptome hervorrufen. Lindenpollen kann in seltenen Fällen ebenfalls zu Sensibilisierungen und zu allergischen Symptome führen, die dann leicht den zeitgleich vorhandenen Gräserpollen angelastet werden könnten.

Zu den oben genannten Pollentypen kommen einzelne Pollen von Birke (Betula), Eiche (Quercus), Fichte (Picea), Götterbaum (Ailanthus), Liguster (Ligustrum), Platane (Platanus), Robinie (Robinia), Rosengewächsen (Rosaceae), Rosskastanie (Aesculus), Sauergräsern (Cyperaceae), Spierstrauch (Spirea) und Zypressengewächsen (Cupressaceae). Im Alpenraum blüht die Grün-Erle (Alnus) und kann lokal mäßig bis stark belasten (Gebirgsurlauber aufgepasst!). Mittelmeerurlauber mit Eschenpollenallergie sollten sich dort weiterhin auf mäßigen bis starken Olivenpollenflug (Olea) einstellen, der häufig zu Kreuzreaktionen bei Eschenpollenallergikern führt. Vereinzelt treten Kräuterpollen von Doldenblütlern (Apiaceae) und Korbblütlern (Asteraceae) auf.

Der Sporenflug der allergenen Schimmelpilzsporengattung Cladosporium hat vor allem nach Westen hin bereits deutlich an Fahrt gewonnen. Daher muss davon ausgegangen werden, dass die Warnschwelle, ab der Symptome bei den Betroffenen ausgelöst werden können, in den kommenden Tagen – sofern trocken – häufig oder sogar beständig überschritten wird. Sporenallergiker, die gegen Alternaria sensibilisiert sind, müssen sich noch keine allzu großen Gedanken machen. Die Konzentrationen steigen zwar peu a peu an, das Erreichen der Warnschwelle ist jedoch bis zum Beginn des nächsten Vorhersageintervalls nicht zu erwarten.

Matthias Werchan, 01.06.2022

 


*** Wir danken der Allergopharma GmbH & Co. KG, der AstraZeneca GmbH und der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***

 

Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Gräser und des Roggens für Deutschland finden Sie hier.

Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Birke, der Gräser und der Olive in der Luft in Europa finden Sie hier.

 

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