Wochenprognose

Für Deutschland

Wochenpollenvorhersage Martina

Mittwoch, 15. August 2018 - Dienstag, 21. August 2018

Traubenkraut (Ambrosia)
Gänsefuß (Amaranthaceae)
Hopfen (Humulus - Cannabaceae)
Wegerich (Plantago)
Ampfer (Rumex)
Brennnessel (Urtica)
Beifuß (Artemisia)
Gräser (Poaceae)
Spätsommerliche Abendstimmung in einem Heidegebiet in Brandenburg © Matthias Werchan

Zeit des maximalen Kräuterpollenflugs vorbei!  - nur Ambrosia hat noch Potenzial

Der Zenit der Kräuterpollenbelastung ist an den allermeisten Stationen in Deutschland erreicht oder schon überschritten. Die allergenen Pollen des Beifußes (Artemisia) fliegen in den nächsten Tagen bereits weniger häufig, als noch in der Vorwoche, ohne jedoch ein für Allergiker unbedenkliches Niveau zu erreichen. Dies gilt besonders im Nordosten des Landes, wo Beifußpollen im Regelfall ein deutlich höheres Konzentrationsniveau in der Luft erreichen, als im Rest des Landes und daher auch in den nächsten Tagen dort noch für teils starke Beschwerden sorgen können. Sonst stellt sich ein verbreitet schwaches, teils mittleres Belastungsniveau ein. Die unmittelbare Nähe zu Ruderal- und Unkrautfluren mit großen Beifußbeständen sollten Beifußpollenallergiker in den nächsten Tagen aber weiterhin im gesamten Land meiden.

Im Gegensatz zum Pollenflug von Beifuß und anderen heimischen Kräutern steigen die Pollenbelastungen durch das invasive, stark allergene Traubenkraut (Ambrosia) dagegen weiter an. Hier kommt die „heiße Phase“ des Pollenflugs voraussichtlich erst zum Monatsende bzw. zu Beginn des Folgemonats. Beifußpollenallergiker können kreuzreaktiv auf das allergologisch verwandte Traubenkraut, aber auch andere Pollen von Korbblütlern, reagieren. Allerdings ist nur das Traubenkraut als windblütige Pflanze in der Lage, sehr große Pollenmengen zu produzieren und auch in die Luft zu streuen. Mit der bisher noch sehr heterogenen Verteilung dieser aus Nordamerika eingeschleppten Pflanzenart in Deutschland bleibt auch die Pollenbelastung sehr heterogen. Spitzenwerte werden Jahr für Jahr aus dem südöstlichen Brandenburg und dem nördlichen Sachsen gemeldet. Hier sind die Belastungen anhaltend hoch. Anderswo führen einzelne auch größere Ambrosiabestände etwa entlang von Autobahnen und Fernstraßen oder auf Baustellen und temporären Erdlagern zu lokal bedeutsamen Belastungen, die unseren Messstellen möglicherweise verborgen bleiben. Ohne Ambrosiapflanzen in der Nachbarschaft liegt die Belastungen in den nächsten Tagen deutschlandweit auf einem schwachen Niveau, im Nordwesten kann die Luft auch frei von Ambrosiapollen sein. Nur mögliche Ferntransporte dieser Pollen aus stark betroffenen Ländern (z.B. Ukraine, Ungarn) können in Deutschland überall zu tageweisen Belastungen führen – auch fern jeglicher größerer Vorkommen.

Die Gräser (Poaceae) sind vom langen Sommer und der Dürre „pollentechnisch am Ende“. Nur sehr wenige spätblühende, wärmeliebende Gräserarten, u.a. das Hundszahngras (Cynodon) oder die Borstenhirse (Setaria) können dort, wo sie verbreitet vorkommen, zusammen mit einigen wenigen „nachblühenden“ Arten noch für so etwas wie eine Pollenbelastung sorgen. Diese hält sich aber in Grenzen und kommt nicht mehr über ein geringes Niveau hinaus. Auch die Maisblüte (Zea mays) ist vorüber, so dass Gräserpollenallergiker das weiter anhaltende Sommerwetter nun weitestgehend ungestört genießen können.
Wegerichpollen (Plantago) werden bis in den Frühherbst hinein neu gebildet. Daher sind weiter geringe Pollenmengen in der Luft.  Wegerichpollen gilt als kreuzreaktiv zu Gräserpollen und kann daher entsprechend Sensibilisierte reizen. Der Ampfer (Rumex) ist am Ende seiner Blütezeit angelangt. Pollenflug findet in den nächsten Tagen nur noch vereinzelt statt.

Die Intensität des Brennnesselpollenflugs (Urtica) hat in den letzten Tagen bereits nachgelassen und blieb - als mögliches Resultat der außergewöhnlichen Trockenheit - in dieser Saison vielerorts weit hinter den „Erwartungen zurück“. Die Blüte der Brennnesseln hält aber weiter an, nur wird die Pollenzahl allmählich kleiner. Die zur Familie der Brennnesselgewächse (Urticaceae) gehörenden allergenen Glaskräuter (Parietaria) blühen ebenfalls noch, jedoch kann deren Anteil im Luftstaub nur anhand der Vorkommen dieser Pflanzen grob abgeschätzt werden, da eine mikroskopische Unterscheidung von den weniger allergenen Brennnesselpollen nicht möglich ist. Größere Glaskrautvorkommen finden sich an Ruderalstellen und Wegrändern am Rande oder in städtischen Wärmeinseln oder in anderen wärmebegünstigten Gegenden.

Die Blüte der Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae) setzt sich in etwa auf dem Niveau der Vorwoche fort, ohne jedoch für flächendeckend intensiven Pollenflug zu sorgen. Die vergleichsweise wenigen Pollen in der Luft, erreichen meist nur in der Nachbarschaft größerer Bestände von Gänsefuß (Chenopodium), Melde (Atriplex) und Amaranth (Amaranthus) ein allergologisch bedeutsames Konzentrationsniveau. Gänsefußgewächse sind als Pionierpflanzen häufig auf Brachflächen, temporären Erdablagerungen, Wegrändern oder ungenügend gepflegten Grünstreifen anzutreffen.

Der Pollenflug, der optisch sehr ähnlichen, moderat allergenen Pollen von Hopfen (Humulus) und Hanf (Cannabis), als einzige einheimische Vertreter der Hanfgewächse (Canabaceae), bewegt sich auf einem in etwa dem Pollenflug der Gänsefußgewächse vergleichbaren Niveau und mit niedrigem Allergierisiko. Die Blüte hält auch in den nächsten Tagen noch an, der Höhepunkt liegt aber vermutlich bereits hinter uns.

Derzeit sind einzelne frische Pollen spät im Jahr blühender Zypressengewächse (Cupressaeceae) messbar. Ebenso lassen sich wenige Pollen von Doldengewächsen (Apiaceae) und diversen insektenbestäubten Korbblütengewächsen (Asteraceae), beispielsweise der Goldrute (Solidago) messen, die in voller Blüte stehen. Auch die zarten rosa Blüten der Heidekrautgewächse (Ericaceae) lassen sich jetzt finden, zusammen mit einzelnen Pollen dieser Pflanzenfamilie auf den Tagespräparaten unserer Pollenmessstellen.

Die Schimmelpilzsporenzahl der beiden wichtigen allergenen Gattungen Cladosporium und Alternaria hat sich weiter verringert, bewegt sich aber noch auf einem Niveau, welches bei entsprechend Sensibilisierten zu allergischen Reaktionen führen kann. Stärker vom Sporenflug betroffen sind besonders der Norden, Osten und die Mitte des Landes nördlich der Mittelgebirge. Zeitweilige Niederschläge oder starker Wind können den abnehmenden Trend für einige Tage auch wieder umkehren und zu einer Belastungszunahme führen.

Matthias Werchan, 15.08.2018


Ärztliche Hinweise (Prof. Dr. Karl-Christian Bergmann):

Wie der obigen Pollenflugvorhersage zu entnehmen ist, geht die Leidenszeit der Patienten mit einer Pollenallergie dem Ende entgegen – aber nur für dieses Jahr. Im nächsten Jahr fliegen die Pollen erneut, das ist versprochen. Wer deshalb in diesem Jahr unter Beschwerden bereits im 2. oder sogar 3. Jahr litt, der sollte jetzt mit einem Arzt über die Möglichkeit der Immuntherapie sprechen. Sie ist die wirklich einzige gesicherte Therapie, die den Verlauf des Heuschnupfens stoppt, die häufige Entwicklung von Asthma verhindert und zu einem geringeren Medikamentenverbrauch führen kann.

Die Immuntherapie ist in den letzten Jahren immer effektiver, sprich besser, geworden. Sie gibt es weiterhin als die klassische Form mit Injektionen unter die Haut (subkutane Immuntherapie) oder mit Tropfen bzw. Tabletten, die über den Mund aufgenommen werden (sublinguale Immuntherapie); das ist sehr praktisch zu Hause möglich. Überlegen Sie jetzt Strategien, wie Sie Ihren Heuschnupfen zukünftig bekämpfen wollen, um im kommenden Jahr weniger zu leiden.
Dabei können die beiden besten Apps für Pollenallergiker („Pollen App 5.0“ und „Husteblume“) sehr hilfreich sein; mit Pollenflug- und Symptomvorhersage bis zur Medikamentenempfehlung.
Lassen Sie noch in den kommenden Herbstmonaten feststellen, gegen welche Pollen Sie sensibilisiert sind; durch einen Hauttest oder eine Blutuntersuchung. Dann hat es der Arzt leichter, Ihnen die richtige Immuntherapie vorzuschlagen.

 

? Diese Wochenpollenvorhersage trägt den Namen Martina. Als Gewinner unseres Allergiequiz auf der Langen Nacht der Wissenschaften Berlin/Brandenburg 2018 widmet Herr Florian Groth diese Vorhersage seiner Frau Martina aus Berlin. Unseren herzlichen Glückwunsch!

 

 

Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Gräser, des Beifußes und des Traubenkrauts für Deutschland finden Sie hier.

Tägliche Pollenkonzentrationen der Gräser, des Beifußes und des Traubenkrauts in der Luft in Europa finden Sie hier.

 

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Ihr Team des Polleninformationdienstes

 

 

 

 

 

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Die Vorhersage beruht auf den Daten unseres Pollenflugmessnetzes mit derzeit 33 aktiven Messstationen.

 

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