Wochenprognose

Für Deutschland

Wochenpollenvorhersage Igor

Mittwoch, 22. Juli 2020 - Dienstag, 28. Juli 2020

Beifuß (Artemisia)
Brennnessel (Urtica)
Hopfen (Humulus - Cannabaceae)
Ampfer (Rumex)
Gänsefuß (Amaranthaceae)
Wegerich (Plantago)
Gräser (Poaceae)
Ein lokales Problem für Gräserpollenallergiker – die Maisblüte (Zea mays) setzt ein. © Anek Sangkamanee/Shutterstock.com

Wildgräser belasten immer schwächer – aber Vorsicht vor blühenden Maisfeldern.

In punkto markanter Pollenflug war in den letzten sieben Tagen nicht viel zu holen. Gräserpollenkonzentrationen oberhalb der hohen Belastungsschwelle beschränkten sich fast ausschließlich auf grünlandreiche Gegenden im Norden (abseits des unmittelbaren Küstenumfelds) und Bergenlandregionen oberhalb von ca. 1.000 m NN. Der Rest des Landes wurde nur schwach bis mäßig mit Gräserpollen eingedeckt. Frische Baumpollen musste man buchstäblich mit der Lupe suchen – etwas Lindenpollen flog noch ganz im Norden, dazu an einzelnen Messstellen Pollen von Esskastanien und Zypressengewächsen. Selbst der allergene Beifuß blieb noch eher still und führte zu kaum mehr als schwachen Belastungen. Einzig die Brennnesseln (aka Brennnesselgewächse) haben im Vergleich zur Vorwoche insgesamt eine (deutliche) Schippe draufgelegt und vielerorts neue saisonale Höchstmarken erreicht. Fest im Sattel sitzen die Schimmelpilzsporen, die sich den Sporenallergikern an trockenen Tagen, insbesondere am vergangenen Wochenende, in sehr großer Zahl präsentierten. Besonders aktiv waren nun, neben den Sporen von Cladosporium auch die Sporen von Alternaria. Möglicherweise haben wir hier und da sogar schon die saisonalen Höchststände „gesehen“.

Die Pollen der Gräser (Poaceae) als Hauptbelastungsquelle für Pollenallergiker ziehen sich mittelfristig immer weiter zurück und machen den allergenen Kräutern Platz. Schon jetzt und in den kommenden Tagen sind allenfalls noch mittlere Belastungen zu befürchten. Das knappe Überschreiten der höchsten Warnschwelle sollte höchstens dem „Hohen Norden“ und lokal den Almgebieten in den Alpen gelingen. Im Tiefland weitet sich die Maisblüte (Zea mays) aus. Damit einher geht das Risiko der Entwicklung starker Allergiebeschwerden durch Maispollen. Bei etwas stärkerem Wind verbleibt eine genügend große Zahl der sehr großen und schweren Maispollen in der Luft, um Gräserpollenallergiker, die sich direkt neben einem Maisfeld aufhalten, zu betreffen. Beim Durchlaufen eines Maisfeldes fallen die Pollen durch das Berühren der Maispflanzen aus den Blütenständen von oben direkt auf die Betroffenen. Entsprechend sind heftige Allergiereaktionen möglich – also besser etwas Abstand zu einem Maisfeld halten. In einiger Entfernung zu den Feldern, speziell beim Aufenthalt in Wäldern oder in größeren Städten spielen Maispollen für Allergiker keine Rolle.

Die in der vergangenen Vorhersage „versprochene“ Spannung beim Beifuß (Artemisia), gemeint ist hier das Aufleben des Pollenflugs dieser allergenen Kräuterpollenart, blieb in den meisten Gegenden in Deutschland bisher aus. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Die Hauptblütezeit und damit die Zeit des stärksten Beifußpollenflugs steht nun unmittelbar bevor. Dennoch ist aufgrund der Vorgeschichte (recht kühler Sommer, bisheriger Saisonverlauf) in den nächsten sieben Tagen noch nicht mit verbreitet hohen Belastungen zu rechnen. Wahrscheinlich bleibt es eher bei einem schwachen bis mittleren „Allergikerbeeinträchtigungs-Niveau“. Beifußpollen finden sich besonders zahlreich in den Morgen- und frühen Vormittagsstunden in der Luft, speziell in der Nähe zu den entsprechenden Quellen. Außerdem wird der Nordosten des Landes in allen Jahren stärker von Beifußpollen heimgesucht als der Südwesten. Beifuß ist kaum an einen bestimmten Landschaftstyp gebunden. Er wächst sowohl auf dem Land als auch inmitten großer Städte, bevorzugt in Ruderal- und Unkrautfluren, auf Ackerbrachen, auf Halden oder an Weg- und Waldrändern von den Küsten bis hinauf in die Hochlagen der Berge. Das nach Deutschland und Europa eingeschleppte und sich in Ausbreitung befindliche Traubenkraut (lat. Ambrosia) ist bisher noch nicht nennenswert aktiv. Selbst am deutschlandweiten Ambrosia-Hotspot Niederlausitz fliegt der Pollen dieser allergenen Kräuterart in den nächsten Tagen kaum mehr als sporadisch bzw. in geringer Konzentration.

Weiterhin leisten Ampfer (Rumex) und Wegerich (Plantago) ihren unermüdlichen Beitrag für ein reichhaltiges Pollenspektrum in der Luft. In nahezu unverändert geringer bis mittlerer Zahl gelangen deren Pollen in die Luft. Neben Grünland werden auch temporäre Brachen und Wegränder von diesen beiden Kräutergattungen besiedelt, wo dann auch die höchsten Pollenkonzentrationen angetroffen werden. Während die Gräser nach erfolgter Mahd meist nur eine schwache zweite Blüte hervorbringen, gelingt es Ampfer und Wegerich bis in den Spätsommer hinein Blüten in großer Zahl zu produzieren, entsprechend ändert sich am Pollenflug über einen langen Zeitraum nichts Grundlegendes.

Die Gänsefußgewächse/Fuchsschwanzgewächse (Chenopodiaceae/Amaranthaceae) haben in den meisten Regionen ein Pollenflug-Niveau erreicht, welches sie über die nächsten ca. 4 bis 5 Wochen halten werden. Mal gelangt dabei etwas mehr, meist aber nur recht wenig Pollen in der Fläche gesehen in die Luft. Die höchsten Konzentrationen an Gänsefußpollen werden – wie so oft – in der Umgebung zu den blühenden Pflanzen angetroffen. Hier können die Pollenkonzentrationen das an unseren Messstellen ermittelte, recht geringe Konzentrationsniveau um ein Vielfaches übersteigen und bei Betroffenen Probleme verursachen. Pollen mancher Arten der Gänsefußgewächse können Ursache einer Pollenallergie sein. Insbesondere in ariden Gebieten (z.B. Südeuropa, Mittlerer Osten) spielen Allergien gegen Gänsefußgewächse eine (größere) Rolle. Zu den Gänsefußgewächsen zählen neben den Arten der namensgebenden Gattung Gänsefuß (Chenopodium) auch die Melden (Atriplex), der salztolerante Queller (Salicornia) und der sich in Ausbreitung befindliche Amaranth (Amaranthus).

Die Blüte des wildwachsenden Hopfens (Humulus) setzt allmählich ein. Damit gesellen sich zu den seit einigen Wochen hin und wieder messbaren Pollen des Hanfs (Cannabis) zaghaft Pollen des Hopfens. Hopfen und Hanf bilden die beiden einzigen heimischen Vertreter der Hanfgewächse (Cannabaceae). Ihre mikroskopisch kaum unterscheidbaren Pollen gelten als moderat allergen.

Die Brennnesselgewächse (Urticaceae) und deren in Deutschland bekannten Vertreter Brennnessel (Urtica) und Glaskraut (Parietaria) sind in den vergangenen Tagen, wie oben bereits geschrieben, deutlich aktiver geworden. Der Pollenflug ist vielerorts stark. Das Ende der Fahnenstange dürfte jedoch noch nicht ganz erreicht sein. Dieses erreichen wir in allen Regionen irgendwo zwischen jetzt und ca. Mitte August. Brennnessel und Glaskraut sind unterschiedlich stark allergieauslösend. Das Glaskraut hat eine hohe allergologische Relevanz, wohingegen die Brennnessel unauffällig(er) ist. Während jedoch Brennnesseln überall im Land weit verbreitet sind, beschränken sich nennenswerte Glaskrautvorkommen auf die Zentren und Ränder städtischer Wärmeinseln oder auf andere wärmebegünstigte Gegenden. An diesen Orten mischen sich die Pollen der beiden Gattungen. Der Anteil an Glaskrautpollen in der Luft kann allerdings nur vage anhand der Größe der Vorkommen dieser Gattung geschätzt werden. Eine Differenzierbarkeit am Mikroskop ist nicht möglich. Das zunehmend wärmere Klima fördert die Ausbreitung des Glaskrauts und vergrößert den Anteil an Glaskrautpollen in unseren Breiten.

Weitere Pollenarten, die in der aktuellen Vorhersagewoche in kleiner, teils zunehmender, teils abnehmender Zahl messbar sein können, stammen größtenteils von diversen insektenbestäubten Kräuterfamilien, insbesondere von diversen Arten von Korbblütlern (Asteraceae). Daneben fliegen Pollen von Doldenblütlern (Apiaceae), Raublattgewächsen wie dem Natternkopf (Echium) oder Knöterichgewächsen (Polygonaceae). Vereinzelt sind Pollen der Zypressengewächse (Cupressaceae), der Sauergräser (Cyperaceae) und von Linde (Tilia) und Esskastanie (Castanea) messbar.

Die hohen bis sehr hohen Belastungen mit allergenen Schimmelpilzsporen der Marke Cladosporium oder Alternaria gehen auch in den nächsten Tagen nicht zurück. Diese beiden von unseren Messstellen erfassten Sporentypen entstammen in großer Zahl den Getreideanbauflächen. Beim Dreschen des Getreides werden die Sporen und Bruchstücke des Pilzmycels aufgewirbelt und belasten die Luft. Dabei kann es zu größeren Schwankungen in den Belastungen kommen je nach Ablauf der Getreideernte. Trockenwarme und windige Tage zeichnen sich dabei durch Spitzenkonzentrationen aus. In den Höhenlagen der Berge (oberhalb der Baumgrenze), in waldreichen Gegenden und an den Küsten bei Seewind sind die Belastungen schwächer. Die allergologisch relevante Sporengattung Epicoccum hat ebenfalls ein nennenswertes aber im Vergleich zu Alternaria und Cladosporium deutlich geringeres Belastungsniveau erreicht.

Matthias Werchan, 22.07.2020   

 

*** Wir danken der Allergopharma GmbH & Co. KG, der AstraZeneca GmbH und der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***

 

Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Gräser und des Beifußes für Deutschland finden Sie hier.

Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Gräser und des Beifußes in der Luft in Europa finden Sie hier.

 

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