Wochenprognose

Für Deutschland

Wochenpollenvorhersage Ida

Mittwoch, 07. August 2019 - Dienstag, 13. August 2019

Traubenkraut (Ambrosia)
Ampfer (Rumex)
Beifuß (Artemisia)
Brennnessel (Urtica)
Gänsefuß (Amaranthaceae)
Gräser (Poaceae)
Hopfen (Humulus - Cannabaceae)
Wegerich (Plantago)
Blütenstand des Glatthafers (Arrhenatherum elatius) © Matthias Werchan

Spätsommer ist Kräuterpollenzeit - Beifußblüte hat Höhepunkt erreicht.

Warme, teils niederschlagsreiche, teils weiter trockene Augusttage liegen hinter uns, dankenswerter Weise ohne neue Temperaturrekorde hervorzubringen - es herrscht das übliche Sommerwetter. Auch der Pollenflug der derzeit aktiven Windbestäuber folgt seinem üblichen Gang. Allergologisch ragt derzeit der Beifuß (Artemisia) heraus. An mehr und mehr Orten dürften die Konzentrationen mittlerweile das maximal mögliche Maß an Belastung erreicht haben. Von einem spürbaren Rückgang der Konzentrationen kann in den nächsten Tagen jedoch noch nicht ausgegangen werden; zu viele Pflanzen haben noch Juckpulver übrig oder stehen erst am Beginn der Blüte, insbesondere in den kühleren Berglandregionen. So dürften bis zum Ende des aktuellen Vorhersagzeitraums mehr oder weniger alle Regionen in Deutschland in den „Genuss“ zumindest mal mäßiger teils auch hoher Beifußpollenbelastungen kommen, der Norden und Osten legen sich dabei traditionell besonders ins Zeug. Orte mit größeren Beifußbeständen sollten Betroffene möglichst meiden, da Beifußpollen in der unmittelbaren Nähe ihres Herkunftsortes besonders zahlreich auftreten und sich deren Zahl mit größerer Entfernung zu diesen Quellen rasch verringert. Als ruderale Arten siedeln die beiden Hauptvertreter des heimischen Beifußes, der Gemeine Beifuß (Artemisia vulgaris) und der Feld-Beifuß (A. campestris), häufig auf Halden, Erdhaufen, Uferböschungen und Bahndämmen, an Weg- und Feldrändern und auf Brachflächen. Dabei blüht der Gemeine Beifuß meist einige Tage vor dem Feld-Beifuß.

Durchaus ernst kann es für Beifußpollenallergiker auch dort werden, wo zusätzlich das invasive Traubenkraut (Ambrosia) gehäuft auftritt. Beifuß und Ambrosia sind nahe miteinander verwandt, so dass allergische Kreuzreaktionen zwischen diesen beiden Pollenarten möglich sind. Dazu enthält der Pollen der Ambrosia den höchsten Allergengehalt unter den bekannten „Allergiepflanzen“ Europas. Die Blüte der Ambrosia/ des Traubenkrauts hat begonnen, macht aber bislang noch wenig Aufsehen. Einzelne Ambrosiapollen können hin und wieder auftreten, mit allmählich steigender Wahrscheinlichkeit und Zahl. Der Konzentrationsgipfel ist hierzulande Ende August bis Anfang September zu erwarten, wobei die Belastungsverteilung im Land äußerst heterogen ist. Die meisten Pollen fliegen im Südosten Brandenburgs, wo auch jetzt bereits mäßiger Pollenflug gemeldet wird. Weitere bekannte Ambrosia-Regionen liegen im Norden Sachsens, in und um Berlin und Aachen und regional in Süddeutschland. Hauptausbreitungsverursacher ist unbeabsichtigt der Mensch, der z.B. durch die Übertragung von Erdausaushub bei Baumaßnahmen oder das Verschleppen von samentragenden Pflanzen durch Mahdmaschinen an der allmählichen Vergrößerung des Blühareals „arbeitet“. Zusätzlich greift der Klimawandel der Ambrosia unter die Arme und lässt sie selbst im kühleren Norden des Landes immer häufiger ihre Samen ausreifen, wodurch die erfolgreiche Etablierung möglich erscheint.

Die Gräserblüte (Poaceae) schleppt sich durch den Spätsommer. Lokale Regenfälle haben die Trockenheit vermindert und einigen Gräserarten eine schwache Nachblüte/Zweitblüte ermöglicht, z.B. dem Glatthafer (Arrhenatherum elatius – siehe Foto) darüber hinaus stehen einige spätblühende Gräserarten zur Pollenabgabe bereit, wie beispielsweise das wärmeliebende und nach Mitteleuropa eingeschleppte Hundszahngras (Cynodon dactylon). Damit einher gehen gelegentliche schwache Belastungen, die nur wenigen Gräserpollenallergikern wirkliche Probleme bereiten dürften. In höheren, grünlandreichen Berglandregionen (Almwiesen) sind durch den verzögerten Blühbeginn der Gräser stellenweise auch noch stärkere Symptomausprägungen denkbar.
Der Mais (Zea mays), als größte Gräserart im Lande und zusätzlich mit den größten Gräserpollen ausgestattet, blüht verbreitet auf großen Feldern. Er kann die unmittelbare Umgebung dieser Felder belasten. Gräserpollenallergiker sollten den Aufenthalt in den Feldern unbedingt vermeiden, da beim Berühren der Pflanzen große Pollenmengen von oben herunter fallen und zu starken Symptomen führen können. In einigen duzend Metern Entfernung von den Feldern verringern sich die Konzentrationen sehr rasch und Maispollen treten meist nur vereinzelt auf.

Bei den Gänsefußgewächsen (Chenopodiacea/Amaranthaceae) bleibt momentan noch alles beim Alten. Die unterschiedlichen Arten dieser Familie verbreiten kleine Mengen Pollen in die Luft die sich aber nur punktuell in der Nähe größerer Pollenquellen zu einer allergologisch bedeutsamen Menge verdichten. Gänsefußgewächse sind als Pionierpflanzen häufig auf Brachflächen, temporären Erdablagerungen, Wegrändern oder ungenügend gepflegten Grünstreifen anzutreffen, nicht jedoch in geschlossenen Wäldern.

Die Brennnesselgewächse (Urticaceae) sind weiter sehr aktiv und dominieren den Pollenflug des Spätsommers. Brennnesseln (Urtica) wachsen nahezu überall und ihre sehr kleinen Pollen verteilen sich gut im gesamten Land. Daher ist mit hohen Brennnesselpollenkonzentrationen ist zu rechnen. Die zurückliegende Trockenheit hat auch um die Brennnesseln keinen Bogen gemacht und lässt diese geschwächt zurück. Rekordhohe Pollenkonzentrationen dürften sich damit für diese Saison erledigt haben. Brennnesselpollen gelten als weitestgehend harmlos für Pollenallergiker, was zumindest bei einigen Betroffenen mit Allergiesymptomen zu diesem Zeitpunkt der Pollensaison auch auf eine unzureichende Allergiediagnostik zurückzuführen sein kann.
Zur Familie der Brennnesselgewächse gehören auch die allergenen Glaskräuter (Parietaria). Diese spielen im Mittelmeergebiet eine wichtige Rolle am Allergiegeschehen, sind bei uns jedoch (noch) eher selten zu finden. Nichtsdestotrotz können sich auch hierzulande unter die Brennnesselpollen die mikroskopisch nicht unterscheidbaren allergen Glaskrautpollen mischen. Glaskrautbestände finden sich an Ruderalstellen und Wegrändern am Rande oder in städtischen Wärmeinseln oder in anderen wärmebegünstigten Gegenden. Dort wo das Glaskraut vorkommt, steht es derzeit in voller Blüte. Mit dem Fortschreiten der Klimaerwärmung wird die Ausbreitung des Glaskrauts in unseren Breiten begünstigt.

Die Intensität des Pollenflugs der beiden Kräutergattungen Ampfer (Rumex) und Wegerich (Plantago) ist und bleibt schwach, aber messbar. Beide Arten hatten mit der langandauernden Trockenheit zu kämpfen. Durchziehende Regenfälle haben den verschiedenen Wegerich- und Ampferarten mancherorten wieder eine Regeneration und Blütenneubildung ermöglicht, so dass die Tendenz in etwa gleichbleibend ist.

Hopfenpollen (Humulus) sind bevorzugt im Tiefland aktuell überall mal in der Luft. Die optisch ähnlichen Pollen des Hanfs (Cannabis) sind ebenfalls dabei. Hopfen und Hanf bilden die beiden einzigen heimischen Vertreter der Hanfgewächse (Cannabaceae). Beide besitzen moderat allergenen Pollen. Die Pollenzahl der beiden Arten in der Luft ist in der Fläche gesehen relativ gering, wodurch Allergiesymptome die Ausnahme bilden dürften. Dort wo Hanf angebaut wird (z.B. in der Uckermark in Brandenburg) oder Hopfen in größerer Zahl wächst (z.B. feuchte, stickstoffreiche Weg- und Waldränder) ist die Pollenzahl mitunter (deutlich) größer und Allergiesymptome stärker.

Weitere Pollenarten die noch, bereits oder weiter in kleiner Menge messbar sind, gehören vor allem zu Esskastanie (Castanea), zu Zypressengewächsen (Cupressaceae), Heidekrautgewächsen (Ericaceae), Binsengewächsen (Juncaceae), Knöterichgewächsen (Polygonaceae) und Doldenblütlern (Apiaceae). Zahlreich blühen weitere insektenbestäubten Kräuter, neben Beifuß und Traubenkraut beispielsweise zahlreichen weitere Korbblütler (Asteraceae) wie die Goldrute (Solidago).

Der Flug von Schimmelpilzsporen hat sich noch nicht abgeschwächt, wohl aber seinen Höhepunkt erreicht. Das derzeitige Wetter ist der Bildung großer Sporenmengen förderlich. Der intensive Sporenflug der allergologisch bedeutsamen Gattungen Alternaria, Cladosporium kann Betroffene stark belasten, woran sich auch in den kommenden Tagen (noch) nichts wesentlich ändern wird. Allerdings gehen die Expositionen durch die Getreideernte zurück, da die Mehrzahl der Äcker abgeerntet wurde. Die allergologisch ebenfalls relevante Sporengattung Epicoccum taucht nun allmählich häufiger auf, erlangt dann im Übergang zwischen Sommer und Herbst eine gewisse allergologische Relevanz.

Matthias Werchan, 07.08.2019

 

 

*** Wir danken der AstraZeneca GmbH für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***

 

Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Gräser, des Beifußes und des Traubenkrauts für Deutschland finden Sie hier.

Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Gräser, des Beifußes und des Traubenkrauts in der Luft in Europa finden Sie hier.

 

 

Für die Anmeldung unseres wöchentliches Newsletters schreiben Sie bitte eine E-Mail mit dem Betreff „Anmeldung des PID Newsletters“ an barbora.werchan[at]charite.de Dankeschön!

Ihr Team des Polleninformationsdienstes

 

 

 

 

 

 

 

 

Facebook

Archiv