Wochenprognose

Für Deutschland

Wochenpollenvorhersage Heiko

Mittwoch, 29. Juni 2022 - Dienstag, 05. Juli 2022

Brennnesselgewächse (Urticaceae)
Gänsefußgewächse (Amaranthaceae/Chenopodiaceae)
Ampfer (Rumex)
Esskastanie (Castanea)
Linde (Tilia)
Wegerich (Plantago)
Gräser (Poaceae)
Blühender Wegerich (Plantago) - treuer Blüten- und Pollenlieferant des Sommers © aga7ta/shutterstock.com

 

Gräserpollen ziehen sich langsam zurück – Kräuterpollen rücken nach.

In den letzten Tagen machte den meisten Pollenallergikern weiterhin der Gräserpollenflug zu schaffen. Dabei verringerten sich jedoch die Pollenkonzentrationen gegenüber der Vorwoche, teils sogar deutlich. So zwangen zum einen wiederholte Niederschläge im Süden und Westen die Pollen zu Boden, zum anderen erlöste die starke Trockenheit in weiten Teilen Ostdeutschlands so manche Gräserblüte oder gleich die ganze Pflanze. Außerdem sind viele Wiesen und Raine abgemäht, wodurch der Pollennachschub stockt. Neben Gräserpollen flogen vor allem Pollen der Brennnesselgewächse und spielten, was die Pollenkonzentrationen anbelangt, mit den Gräserpollen in etwa in einer Liga. Insgesamt waren Brennnessel- und lokal Glaskrautpollen nur gebietsweise häufiger in der Luft als in der Woche zuvor (z.B. im Norden). Die Blüte von Linde und Esskastanie, lokal auch Götterbaum machte sich an den meisten Messstationen durch leichten Pollenflug bemerkbar, nur an einzelnen Stationen bzw. an einzelnen Tagen ging es (deutlich) darüber hinaus. Ampfer und Wegerich setzten ihren Pollenflug unverändert fort. Hinzu kamen ganz sparsam erste Pollen der Gänsefußgewächse. Alles andere als sparsam präsentierten sich dagegen die Sporen von Cladosporium – häufig, aber nicht immer, wurde der Schwellenwert für ein mögliches Auftreten von Symptomen bei den Betroffenen überschritten. In diesem Fall waren dann am Tag wenigstens mehrere tausend Sporen/m³ in der Luft, selbst mehr als 10.000 Sporen/m³ gab es dieses Jahr bereits zu bewundern – Cladosporium ist ein echter „Überflieger“ im biogenen Luftstaub. Dagegen sind Alternaria-Sporen an ihrer reinen Anzahl gemessen nur „sehr klein mit Hut“, können jedoch trotz allem die Betroffenen reizen und Asthma induzieren. In der vergangenen Woche gab es erstmals in diesem Jahr an mehreren Stationen Überschreitungen der sporeneigenen Warnschwelle.

Nach anfänglichen (kräftigen) Regenfällen setzt sich zum Wochenende wieder die Sonne durch bei sommerlichen Temperaturen. Auch danach ist abseits der Alpen nicht viel Regen in Sicht. Somit herrscht überwiegend gutes Flugwetter. Welche Pollen- und Sporentypen davon profitieren, wird in den nächsten Zeilen erörtert.  

Die gute Nachricht für Gräserpollenallergiker (Poaceae) lautet: Die Pollenbelastungen verringern sich trotz des Sommerwetters tendenziell weiter. Immer weniger Gräserblüten stehen in den kommenden Tagen für den Pollenausstoß zur Verfügung. Trockenheit, Mahdverluste und das Ende der Blütezeit vieler Gräserarten lassen den Pollenflug der Gräser vor allem in den Tieflagen abebben. Hohe Pollenbelastungen ziehen sich mehr und mehr auf bestimmte Lokalitäten zurück, wie beispielsweise ungemähte Wiesen und Raine mit vielen spätblühenden Gräsern, wie dem Lieschgras (Phleum pratense). Ansonsten mobilisieren die Gräser noch Pollenmengen die in etwa ein mittleres Pollenkonzentrationsniveau hervorrufen, womit dann viele Gräserpollenallergiker vermutlich schon wieder recht gut leben können.  
Die meisten blühenden Gräser trifft man weiterhin im äußersten Norden und in den kühleren Hochlagen der Mittelgebirge und der Alpen. Hier ist der Pollenflug an trockenen Tagen weiter stark und kann entsprechende Beschwerden verursachen – daher, Bergurlauber aufgepasst! Getreidepollen ist kein Thema mehr, ganz im Gegenteil, die Getreideernte beginnt.

Die zurückgehende Gräserpollenzahl trifft auf eine langsam weiter ansteigende Zahl von Kräuterpollen. Vor allem die Pollen der Brennnesselgewächse (Urticaceae) geben bei den Kräutern den Ton an. Es werden allerdings in den kommenden Tagen nur geringfügige Zuwächse im Pollenflug dieser Pflanzenfamilie erwartet. Da aber häufig bereits hohe Pollenkonzentrationen gemessen werden, ändert sich nicht viel an der Gesamtsituation. Im Osten könnte die Dürresituation regional ein Minderwachstum von Brennnesseln verursachen und die zu erwartenden Spitzenkonzentrationen im Sommerverlauf stark limitieren. Da die Pollen der Brennnesselgewächse sehr klein, leicht und damit flugaffin sind und zumindest die klassischen Brennnesseln (Urtica) praktisch an jeder Ecke wachsen, ist Brennnesselpollen überall um uns herum gut vertreten. Familienmitglied der Brennnesselgewächse sind neben den Brennnesseln auch die Glaskräuter (Parietaria). Die Pollen beider Gattungen sind unterschiedlich stark allergieauslösend. Das Glaskraut hat eine hohe allergologische Relevanz, wohingegen die Brennnessel unauffällig(er) ist. Bedeutende Vorkommen des Glaskrauts sind auf die Zentren und Ränder manch städtischer Wärmeinsel oder auf andere wärmebegünstigte Gegenden beschränkt. Das zunehmend wärmere Klima lässt es diesen, eher am Mittelmeer heimischen Pflanzen, auch hierzulande immer besser gehen, wodurch mit Blick auf die kommenden Jahre immer mehr Menschen in Deutschland in Kontakt mit Glaskrautpollen kommen dürften.

Weitere Kräuterpollen kommen von Ampfer- (Rumex) und Wegerich (Plantago). Beim Pollenflug ändert sich kaum etwas. Das schwache bis mittlere Niveau der Vorwoche wird auch in dieser Woche erreicht. Gräserpollenallergiker könnten durch die Pollen des Wegerichs über allergische Kreuzreaktionen beeinträchtigt werden. Über mögliche unangenehme Begleiterscheinungen des Ampferpollenflugs ist in Deutschland kaum etwas bekannt. Allergiesymptome lassen sich jedoch nicht völlig ausschließen.

Mit dem Fortschreiten des Sommers gedeihen zudem die Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae/Amaranthaceae) und machen in der Fläche vorerst mit sporadischem Pollenflug auf sich aufmerksam. In und um größere Bestände dieser typischen Brachebesiedler kann der Pollenflug bereits stetiger sein, ein schwaches Niveau aber vorerst nur selten überschreiten. Trotzdem sind bei intensiven Pflanzen -und Pollenkontakt bereits Allergiesymptome bei den Betroffenen möglich.

Vereinzelt treten Pollen der Hanfgewächse (Cannabaceae) auf. Die Hanfblüte (Cannabis) hat begonnen. Mit der Blüte des, aus der gleichen Familie stammenden, weit verbreiteten Hopfens (Humulus) ist nicht vor Mitte Juli zu rechnen.

Von den spätblühenden Baumarten verabschiedet sich der lokal blühende Götterbaum (Ailanthus) in den kommenden Tagen bereits aus der Blühliste. Nur noch an Standorten im Norden des Landes trifft man auf blühende Bäume und in deren Nähe auf Götterbaumpollen. Linde (Tilia) und Esskastanie (Castanea) setzten ihre Blüte fort. In allen Landesteilen kann leichter Lindenpollenflug auftreten. Im Einflussbereich blühender Bäume ist der Pollenflug mitunter mittel bis stark. Lindenpollen rufen bei einigen Wenigen Allergiesymptome hervor. Die Betroffenen sollten dann möglichst nicht für längere Zeit unter Linden verweilen. Esskastanienpollen können gelegentlich zu schwachen Reaktionen bei Birkenpollenallergikern führen. Allerdings ist deren Pollenzahl hierzulande im Vergleich zur Pollenzahl der Birke verschwindend gering, da Esskastanien nur in wenigen, meist kleinen Anpflanzungen vorkommen. Ferntransporte aus den großen Anpflanzungen südlich der Alpen sind möglich und führen zu kurzzeitigem Anstieg der Pollenzahlen. Selbst hierzulande sind dann hohe Pollenkonzentrationen tageweise möglich, insbesondere im Süden und Südwesten des Landes.

Zu den oben genannten Pollentypen kommen vermehrt Pollen von Beifuß (Artemisia), einige Restpollen von Holunder (Sambucus), Kiefer (Pinus), insbesondere der Latschenkiefer (P. mugo) in den Alpen, letzte Pollen von Liguster (Ligustrum), Sauergräsern (Cyperaceae) und immer wieder ein paar Pollen der großen Familie der Zypressengewächse (Cupressaceae). Zahlreich blühen die unterschiedlichsten insektenbestäubten Kräuter und Sträucher. Daher können sporadisch Pollen von z.B. Natternkopf (Echium), Pfeifenstrauch (Philadelphus), diversen Korbblütlern (Asteraceae), Hahnenfußgewächsen (Ranunculaceae) oder Doldenblütlern (Apiaceae) in unseren Pollenflugmessgeräten und auch überall sonst auftauchen.

Bei den beiden wichtigen Typen allergener Schimmelpilzsporen Cladosporium und Alternaria sind im Zusammenhang mit der beginnenden Getreideernte und dem trockenen Sommerwetter ab dem Wochenende gebietsweise signifikante Belastungsanstiege gegenüber der Vorwoche möglich! Vor allem betroffen sind voraussichtlich die Tieflandregionen im Westen und in der Mitte Deutschlands. Eine Zunahme der Belastungen ist jedoch überall zu erwarten. Das Überschreiten der Sporentyp-eigenen Grenzwerte und (intensive) Symptome bei den Betroffenen sind möglich.
Die Sporen von Epicoccum fliegen in geringer bis mittlerer Zahl. Symptome sind nicht völlig auszuschließen.

Matthias Werchan, 29.06.2022

 

*** Wir danken der Allergopharma GmbH & Co. KG, der AstraZeneca GmbH und der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***

 

Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Gräser und des Roggens für Deutschland finden Sie hier.

Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Gräser in der Luft in Europa finden Sie hier.

 

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