Wochenprognose

Für Deutschland

Wochenpollenvorhersage Gabriele

Mittwoch, 16. September 2020 - Dienstag, 22. September 2020

Brennnessel (Urtica)
Gänsefuß (Amaranthaceae)
Gräser (Poaceae)
Beifuß (Artemisia)
Wegerich (Plantago)
Traubenkraut (Ambrosia)
Septembersommer küsst Frühherbst © Nata Bene/Shutterstock.com

Pollen glänzen immer mehr durch Abwesenheit – einzig Ambrosia hält noch etwas Pulver trocken.

In den zurückliegenden Tagen gönnte sich der Spätsommer noch einmal einen „kräftigen Schluck aus der Wärmflasche“, Wärmerekorde inklusive. Da auch Niederschläge ausblieben, herrschten häufig nahezu ideale Pollen- und Sporenflugbedingungen. Die Zahl der pflanzlichen Nutznießer dieser Bedingungen blieb aufgrund der fortgeschrittenen Jahreszeit jedoch gering. Zumindest nahm die Gesamtzahl der Pollen in der Luft nicht weiter ab, sondern hielt sich auf einem Niveau, welches bereits vor gut zwei bis drei Wochen herrschte – immerhin eine „respektable Leistung“ für Mitte September. Am häufigsten waren im deutschlandweiten Mittel weiterhin die Pollen des Typs Brennnesselgewächse (aka Brennnessel und Glaskraut) in der Luft , gefolgt von den bescheiden auftretenden Gräserpollen und diversen, sporadisch messbaren Kräuterpollen. Für den meisten Rumms bei Pollenallergikern dürfte Ambrosia gesorgt haben, jedoch weiterhin nur dort, wo massenhaft Ambrosiapflanzen auftreten, auch bekannt als nördliches Sachsen und südöstliches Brandenburg. Hier bezwungen die Ambrosia-Pollenkonzentrationen regional die Schwelle zur hohen Belastung. Der befürchtete Ferntransport von Ambrosiapollen aus stärker betroffenen Nachbarländern (z.B. Frankreich) ist zumindest vorerst ausgeblieben. Die Schimmelpilzkonzentrationen stiegen an vielen Messstationen im Vergleich zur Vorwoche an und selbst Alternaria erlebte zeitweilig ein gewisses Comeback, was bei den günstigen Sporenanreicherungs- und Sporenflugbedingungen kaum verwunderlich ist.
In der neuen Vorhersagewoche wird zwar das Temperaturniveau etwas heruntergeregelt, gleichzeitig werden aber weiterhin kaum Niederschläge prognostiziert. Daher setzt sich die Pollen- und Sporenflug-freundliche Wetterlage fort.

Inwieweit sich das Traubenkraut (lat. Ambrosia) diese weitere Chance zur Verbreitung seiner Pollen zunutze machen kann, bleibt abzuwarten. Irgendwann sind selbst die prallsten Staubbeutel leer und Ambrosiapollen nur noch eine Randerscheinung für Pollenallergiker. Am wahrscheinlichsten ist aus heutiger Sicht der allmähliche Rückgang der Belastungen auf ein zumindest mittleres Belastungsniveau in den o.g. Ambrosia-Hotspotregionen, wobei das hohe Belastungslevel noch immer nicht gänzlich vom Tisch ist. Die meisten Messstationen im Land werden wohl nur wieder sporadisch Ambrosiapollenflug vermelden. Einzelne Tage mit vermehrtem Ambrosiapollenflug aufgrund von Ferntransport sind jedoch im Süden und Westen des Landes möglich mit entsprechenden Auswirkungen auf Pollenallergiker. Es sein noch einmal daran erinnert, dass durch die verwandtschaftliche Nähe zwischen Beifuß und Ambrosia auch bei Beifußpollenallergikern Allergiesymptome durch Ambrosiapollen hervorgerufen werden können.

Abgesehen von möglicherweise allergierelevanten Ambrosiapollen-Konzentrationen steht den Pollenallergikern im Land eine weitgehend warnfreie Woche ins Haus, die idealerweise zu Aktivitäten im Freien einlädt. Selbst die Nähe zu einzelnen spätblühenden Exemplaren des Beifußes (Artemisia) oder der Gräser (Poaceae) führt jetzt nur noch zu sehr geringen Pollenkonzentrationen, die kaum eine Nase zum Laufen bringen werden.
Dies wird auch den anderen noch in der Luft nachweisbaren Pollenarten nicht mehr gelingen, von denen weiterhin die Pollen der Brennnesselgewächse (Urticaceae) zahlenmäßig am häufigsten auftreten werden. Brennnesselpollen sind bis in den Oktober hinein nachweisbar.

Weitere Pollenarten, die in der aktuellen Vorhersagewoche in kleiner Zahl messbar sein können, entstammen aktuell zum größten Teil windbestäubten Kräuterarten, die im Sommer noch häufig und stetig messbar waren, allen voran den Gänsefußgewächsen/Fuchsschwanzgewächsen (Chenopodiaceae/Amaranthaceae) und dem Wegerich (Plantago). Auch vereinzelte Ampferpollen (Rumex) sind dabei. Alle hier genannten Pollentypen können sich bis zum endgültigen Übergang in den Herbst in der Luft und in unseren Messgeräten zeigen. Ganz am Ende der Pollensaison geben die Baumpollen ein letztes Stelldichein, jedenfalls dort, wo es Anpflanzungen von Zedern (z.B. Atlaszeder, wiss. Cedrus atlantica) in Parks und Gärten gibt. Die Zedern aus der Familie der Kieferngewächse blühen erst spät im Jahr, produzieren als Windbestäuber aber beachtliche Mengen an Blütenstaub, der sich lokal zu dünnen gelben Ablagerungen in unmittelbarer Nähe zu diesen Bäumen akkumulieren kann. Damit erinnert Zedernpollen an das Frühjahr, wo massenweise Fichten- oder eben Kiefernpollen das Phänomen des Schwefelregens hervorrufen kann. Unter dem Mikroskop erinnert Zedernpollen ebenfalls an Kiefernpollen. Pollen der Gattung Cedrus werden nicht mit Allergien in Verbindung gebracht.

Das Spätsommerwetter lässt auch weiterhin Pollen insektenbestäubter Kräuterfamilien, insbesondere von diversen Arten der Korbblütler (Asteraceae) fliegen, die, wenn in sehr großer Zahl vorkommend, eine kreuzreaktive Relevanz zu den beiden Allergieverursachern Beifuß und Ambrosia (ebenfalls Korbblütler) haben. Daneben finden sich Kräuterpollen der Knöterichgewächse (Polygonaceae), Heidekrautgewächse (Ericaceae) und von Efeu (Hedera) und Senf (Sinapis - Brassicaceae) in der Luft. Vereinzelt sind Pollen der Zypressengewächse (Cupressaceae) messbar.

Mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit bereitet das sonnig-warme Spätsommerwetter der kommenden Tage den Weg zu jahreszeitlich hohen Schimmelpilzsporen-Konzentrationen, insbesondere im Zusammenhang mit der Maisernte. Damit sind Allergiereaktionen durch die bekannten allergenen Sporengattungen Alternaria, Cladosporium und auch Epicoccum selbst jetzt noch möglich.

Matthias Werchan, 16.09.2020    

 

 

*** Wir danken der Allergopharma GmbH & Co. KG und der AstraZeneca GmbH  für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***

 

Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Gräser, des Beifußes und der Ambrosia für Deutschland finden Sie hier.

Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Gräser, des Beifußes und der Ambrosia in der Luft in Europa finden Sie hier.

 

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