Wochenprognose

Für Deutschland

Wochenpollenvorhersage Friedericke

Mittwoch, 25. Mai 2022 - Dienstag, 31. Mai 2022

Ampfer (Rumex)
Brennnesselgewächse (Urticaceae)
Gräser (Poaceae)
Holunder (Sambucus)
Wegerich (Plantago)
Kiefer (Pinus)
Eiche (Quercus)
Fichte (Picea)
Blühendes Zittergras (Briza media) am 20.05.2022 im Botanischen Garten Berlin © Barbora Werchan

Baumpollensaison nimmt leise Abschied, bei den Gräsern ist jetzt Hochsaison.

In den zurückliegenden sieben Tagen hatte sich die Natur noch einmal mit reichlich Baumpollen in der Luft und Pollenschleiern auf dem Boden geschmückt, wobei vor allem Kiefern- und Fichtenpollen vertreten waren. In Kieferwald-reichen Gegenden wie in Berlin/Brandenburg und Umgebung registrierten unsere Messstationen anfangs geradezu „unvernünftig“ große Mengen an Kiefernpollen, die alle anderen derzeit aktiven Pollentypen „alt“ aussehen ließen. Inzwischen haben zeitweilige Regenfälle und eine abflauende Blühintensität nicht nur in Brandenburg den Kiefernpollenflug auf ein Normalmaß zurückgestutzt. Auch bei den Fichtenpollen ließ der Pollenflug insgesamt nach. Eichen- und Rotbuchenpollen haben nun ebenfalls in den meisten Gegenden ihren Hut genommen und nur noch im hohen Norden etwas Unruhe gestiftet. Allergiker-wirksam zeigten sich hingegen Gräser- und Getreidepollen, die an den anfangs warmen und trockenen Tagen vor allem die Allergiebetroffenen im Westen und Süden mit hohen Pollenbelastungen traktierten, die – jahreszeitlich früh – den Bereich der saisonalen Spitzenkonzentrationen antesteten. Weiter nach Norden und Osten kam der Gräserpollenflug ebenfalls in Schwung, Spitzenbelastungen sah hier jedoch noch niemand, allenfalls wurde erstmals im Jahr die Schwelle zur hohen Belastung erreicht, was natürlich für manchen Gräserpollenallergiker ausreichend unangenehm gewesen sein dürfte. Mit den Gräsern sind auch die Wiesenkräuter Wegerich und Ampfer erblüht und haben schwach, im Westen auch mäßig belastet. Der Rest der Pollenschar setzte sich zusammen aus Platane, Birke, Holunder, Walnuss, Raps, Rosskastanie und im Westen auch Esskastanie, Brennnessel und Olive und hier und da und überall etwas Pollen der Zypressengewächse (mutmaßlich vom Wacholder). Bei den Schimmelpilzsporen ging es vor allem bei Cladosporium überraschend schnell bergauf. Die Warnschwelle wurde bereits vereinzelt ins Visier genommen.

Da die Luft in den nächsten Tagen aus Nordwesten zu uns strömt, verabschiedet sich der Mai kühl mit (einzelnen) Regenfällen vor allem in der Nordhälfte des Landes. Der Pollen- und Sporenflug geht daher in etwa der Jahreszeit entsprechend weiter, ohne sich irgendwo in irgendwelche Extreme zu versteigen.

Für die nächsten sieben Tage ist klar: Gräserpollen (Poaceae) werden bzw. bleiben Hauptverursacher für Allergiesymptome hierzulande. Daher müssen an dieser Stelle nicht viele Worte gemacht werden. Wir befinden uns in vielen Regionen in der Hauptblütezeit der Gräser, in der ein Großteil der vorhandenen Arten gleichzeitig blühen und bei jeder sich bietenden Gelegenheit Pollen an ihre Umgebung abgeben. Der kühle und leicht wechselhafte Witterungsabschnitt begrenzt allerdings die Intensität des Pollenflugs. Vor allem im Norden des Landes dürfte sich der Pollenflug nur langsam weiter verstärken und es ist fraglich, ob hier in den kommenden Tagen hohe Belastungen Standard sein werden oder ob diese eher kurzzeitiger Natur sind. Für ein mäßiges Pollenflugniveau sollte es an trockenen Tagen in fast allen Regionen reichen. Das Wort „fast“ bezieht sich hierbei auf küstennahe Gebiete, bei denen die Luft pollenarm von der Nordsee einströmt und erst beim Weg über das Festland mit Pollen angereichert wird. In der Süd- und Südwesthälfte von Deutschland und hier besonders in den tieferen Lagen drohen an niederschlagsfreien Tagen großräumig hohe Belastungen mit Gräserpollen. Im Inneren geschlossener Wälder und innerhalb großer Städte kann sich der Gräserpollenflug etwas verdünnen und als weniger belastend wahrgenommen werden als in Grünland-dominierten Gegenden. Das Risiko von Gewitterasthma im Zusammenhang mit hohen Gräserpollenkonzentrationen ist mangels kräftiger Gewitter gegenüber der Vorwoche deutlich reduziert.  
Zur Vielzahl blühender Wildgräserarten kommt eine überschaubare Zahl blühender Kulturgräser, namentlich vor allem der Roggen (Secale), der in den kommenden Tagen, bis auf den äußersten Norden Deutschlands, in Vollblüte steht. Damit einher geht eine zusätzliche Belastung der Gräserpollenallergiker im Umfeld blühender Felder. Vorne dabei sind beim Roggenanbau und Roggenpollenflug insbesondere Brandenburg, Meck-Pomm und Niedersachsen. Waldreiche Gegenden und die Höhenlage der Gebirge haben dagegen nur wenig Kontakt mit Roggen- oder anderen Getreidepollen.

Die Pollenzahl von Ampfer (Rumex) und Wegerich (Plantago) steigt vor allem im Norden und Osten, sowie in den Bergen weiter an. Damit nähert sich der Pollenflug dieser beiden Grünlandbegleiter allmählich dem Pollenflugniveau, dass dann über Wochen mehr oder weniger beständig gehalten wird. An guten Tagen, will sagen sonnig und trocken, kann der Pollenflug in der Fläche ein mittleres Konzentrationsniveau erreichen, auf bzw. im ungemähten Grünland kann es stellenweise auch „hoch hergehen“. Die Blüte der Brennnesselgewächse (Urticaceae) beginnt. Leichter Pollenflug von meist Brennnessel (Urtica) und (sehr) selten Glaskraut (Parietaria) ist im ganzen Land zu erwarten. Im Westen und Süden nimmt der Pollenflug bereits größeren Umfang ein und kann das Konzentrationsniveau der beiden zuvor genannten Kräuterpollen übersteigen.

Die Eichen (Quercus) sind hierzulande abgeblüht. Eichenpollen stören somit wahrscheinlich niemanden mehr, auch wenn etwas Pollenflug weiterhin messbar ist. Das Pollenkonzentrationsniveau der ehemals „stolzen“ Eichenpollensaison dürfte in den kommenden Tagen kaum mehr als ein bis zwei Prozent vormaliger Spitzenwerte erreichen.

Bei den Nadelgehölzen, besonders bei der Kiefer (Pinus), weniger bei der Fichte (Picea) ist der Pollenflug in den kommenden Tagen stärker präsent als bei der Eiche. Allerdings ist auch hier der Zenit in allen Regionen erreicht bzw. überschritten und der Pollenflug präsentiert sich, auch aufgrund des kühleren Wetters, im Verhältnis zur vorherigen Vorhersagewoche deutlich abgeschwächt.  Allenfalls leichter „Schwefelregen“ ist regional (Brandenburg, Mittelgebirgsraum) noch möglich. Allergiker haben weder von der Fichte noch von der Kiefer etwas zu befürchten. Beide Pollentypen gelten als nicht allergen.

Die großen weißen und duftenden Blütendolden der Holunderbüsche (Sambucus) erhellen die grüne Frühsommerlandschaft an immer mehr Stellen. Holunderpollen sind bereits unterwegs (Westen, Süden, Mitte) und nehmen in den kommenden Tagen auch den Norden, Osten und in die höheren Berglagen ins Visier. Die üppig blühenden Büsche werden vorwiegend von Insekten bestäubt. Bei Wind geraten aber auch Pollen in die Luft, die in der unmittelbaren Umgebung blühender Büsche durchaus für ein hohes Konzentrationsniveau sorgen können. Weiter entfernt ist der Pollenflug dagegen schwach bis höchstens mäßig und unstet. Holunderpollen hat laut Fachliteratur nur eine sehr untergeordnete Bedeutung für Pollenallergiker, Allergien sind aber nicht völlig ausgeschlossen.

In den kommenden Tagen beginnt im Westen und Süden der Republik die Lindenblüte (Tilia), sowie die Blüte der Esskastanie (Castanea). Leichter Pollenflug setzt somit ein. Ausmaße im Pollenflug wie zuvor bei Eiche, Buche oder Kiefer sind selbst unter optimalen Pollenflugbedingungen nicht zu erwarten. Die Bewohner des Nordens und Ostens müssen sich noch ein bis zwei Wochen gedulden, bevor auch dort die Blüte beginnt. Pollen der Esskastanie können, falls in größerer Menge präsent, bei einigen Birkenpollenallergikern leichte Symptome hervorrufen. Lindenpollen kann in seltenen Fällen ebenfalls zu Sensibilisierungen und zu allergischen Symptome führen, die dann leicht den zeitgleich vorhandenen Gräserpollen angelastet werden könnten. Hier hilft es, bei sich zu beobachten, ob Symptome an blühende Lindenbäume in der Nachbarschaft gekoppelt sind. Bei bestehendem Verdacht am besten einen fachkundigen Allergologen konsultieren und mit einem Allergietest abklären lassen.

Zu den oben genannten Pollentypen kommen einzelne Pollen von Ahorn (Acer), Birke (Betula), Blumen-Esche (Fraxinus), Götterbaum (Ailanthus), Liguster (Ligustrum), Platane (Platanus), Raps (Brassica), Robinie (Robinia), Rosengewächsen (Rosaceae), Rosskastanie (Aesculus), Rotbuche (Fagus), Sauergräsern (Cyperaceae), Spierstrauch (Spirea) und Zypressengewächsen (Cupressaceae). Im Alpenraum hat die Blüte der Grün-Erle (Alnus) eingesetzt, womit der Erlenpollenflug dort lokal zu spürbaren Belastungen führen kann (Gebirgsurlauber aufgepasst!). Mittelmeerurlauber mit Eschenpollenallergie sollten sich dort auf mäßigen bis starken Olivenpollenflug (Olea) einstellen, der häufig zu Kreuzreaktionen bei Eschenpollenallergikern führt. Vereinzelt treten Kräuterpollen von Doldenblütlern (Apiaceae) und Korbblütlern (Asteraceae) auf.

Beim Sporenflug allergener Schimmelpilzsporengattungen macht Cladosporium zunehmend von sich reden. Früher als in anderen Jahren nähert sich der Sporengehalt der Luft bei diesem als allergen eingestuften Sporentyp der Belastungsschwelle. Sporen von Alternaria sind nun ebenfalls immer regelmäßiger in der Luft. Hier müssen sich Betroffene in den kommenden sieben Tagen allerdings noch keine Sorgen über spürbare Belastungen machen.

Matthias Werchan, 25.05.2022


*** Wir danken der Allergopharma GmbH & Co. KG und der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***

 

Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Gräser und des Roggens für Deutschland finden Sie hier.

Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Birke, der Gräser und der Olive in der Luft in Europa finden Sie hier.

 

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