Wochenprognose

Für Deutschland

Wochenpollenvorhersage Ceres

Mittwoch, 12. August 2020 - Dienstag, 18. August 2020

Hopfen (Humulus - Cannabaceae)
Traubenkraut (Ambrosia)
Ampfer (Rumex)
Beifuß (Artemisia)
Brennnessel (Urtica)
Gräser (Poaceae)
Gänsefuß (Amaranthaceae)
Wegerich (Plantago)
Abgeerntetes Getreidefeld bei Berlin – hier werden kaum noch Schimmelpilzsporen freigesetzt. © Matthias Werchan

Glanzzeit des Beifußes – Pollenflug auf Höhepunkt. Ambrosia geht an den Start.

Die zurückliegende Vorhersagewoche war für viele einfach nur belastend. Eine veritable Hitzewelle machte Mensch und Umwelt zu schaffen. „Spaß bei der Arbeit“ hatten jedoch die Kräuter im Land. Emsig flogen Beifußpollen, die vor allem den Norden und Osten des Landes stark belasteten. Aber auch die Pollen der Brennnesselgewächse zeigten sich sehr unternehmungslustig. Nicht wenige Messstellen von den Alpen bis zur Küste konnten hier nochmals zulegen und damit neue Jahresbestmarken aufstellen. Auch andere Kräuterarten mit Windbestäubung (besonders Hopfen aka Hanfgewächse und Ambrosia) nutzten die „Gunst der Stunde“ und zeigten sich immer häufiger in der Luft. Schimmelpilzsporen-Allergiker mussten sich mit hohen bis sehr hohen Konzentrationen allergener Alternaria-Sporen herumplagen. Der vermutete allmähliche Rückgang der Sporenwerte blieb zumindest bei diesem Sporentyp aus. Die Gräser und ihre Pollen rangierten im Vergleich unter ferner liefen und betrafen sicherlich nur noch Wenige.

Nach den „großartigen Leistungen“ der Vorwoche erreicht der Pollenflug des allergenen Beifußes (Artemisia) in den kommenden Tagen ein Plateau. Noch etwas höhere Konzentrationen als zuvor sind nur noch an wenigen Orten, wie z.B. den Höhenlagen der Mittelgebirge oder an einigen küstennahen Abschnitten zu erwarten. Ansonsten werden auch unter Idealbedingungen (Sonnenschein, Trockenheit und Wind) allenfalls gleichbleibend hohe Konzentrationen möglich sein, hieße im Norden und Osten also starke Belastungen, im Rest des Landes meist ein mittleres Belastungsniveau. In den Hochlagen der Alpen spielt Beifußpollen mangels Pollenquellen dagegen kaum eine Rolle. Ansonsten wächst Beifuß in den unterschiedlichsten Landschaften bis hinein in die großen Städte. Er bevorzugt es unordentlich und zeigt sich daher gerne in ungepflegten Grünanlagen, auf Brach- und Ruderalflächen, Böschungen und Halden, sowie an Weg- und Grabenrändern. In den Morgenstunden ist die Luft häufig am stärksten mit Beifußpollen belastet, zu anderen Tageszeiten tendenziell weniger.

Neben Beifuß gewinnt allmählich das allergene Traubenkraut (lat. Ambrosia) an Bedeutung. An vielen Messstationen im Land sind in den letzten Tagen, angetrieben durch die Dauerwärme, erste Ambrosiapollen eingetrudelt. An den Hotspots in Brandenburg ist Ambrosia sogar schon Dauergast in den Pollenfallen und belastet die Luft zumindest in mittlerer Intensität. Solange das Wetter den Pollenflug nicht gänzlich abwürgt, (wonach es trotz Gewitterträchtigkeit nicht aussieht) wird sich der Trend steigender Pollenkonzentrationen fortsetzten. Im Mittelpunkt stehen dabei nach wie vor die Niederlausitz und die umliegenden Gebiete vom sächsischen Tiefland bis nach Mecklenburg-Vorpommern. Hier liegen die deutschlandweit größten Vorkommen dieser invasiven Pflanzenarten – bestehend aus: Beifußblättriges Traubenkraut (Ambrosia artemisiifolia) und Ausdauerndes Traubenkraut (A. psilostachya). Diese Regionen liegen auch näher an den großen europäischen Hotspots der erstgenannten Art in Ungarn, der Ukraine und Weißrussland, so dass Pollen, welcher dort aktuell reichlich freigesetzt wird, sich bei (Süd-)Ostwind schnell mal bis zu uns durchschlagen kann. Nur wenige Ambrosiapollen bekommen Allergiker im äußersten Norden und Nordwesten Deutschlands zu spüren. In den anderen Gebieten hängt es vom Ausmaß der Expansion dieser Art(en) aus, wie hoch die Belastungen werden. Größere zusammenhängende Vorkommen sind noch die Ausnahme und finden sich am ehesten entlang von Autobahnen und Fernstraßen, auf Baustellen oder auf Erdzwischenlagern jeder Art. Beifuß und Ambrosia sind nahe miteinander verwandt, so dass allergische Kreuzreaktionen zwischen beiden Pollenarten möglich, wenn nicht sogar die Regel sind.

Von den Gräsern (Poaceae) gibt es nichts grundlegend Neues zu berichten. Spähtblühende Arten und Nachzügler aus dem Hoch- und Frühsommer gestalten die Belastungssituation mild. Hier und dort darf´s auch mal ein bisschen mehr sein, beispielsweise auf länger ungemähten Gebirgswiesen (Hoch- und Mittelgebirge) oder an schattigen und feuchten Wiesenabschnitten im Tiefland (insbesondere im kühleren Norden). Etwas tückischer können Maisfelder (Zea mays) sein. Sofern diese noch blühen, was längst nicht mehr überall der Fall ist, breiten sich von den großen Anbauflächen genügend Maispollen in der Luft aus, um bei Gräserpollenallergikern, die sich in unmittelbarer Feldnähe befinden, bis zu starke Reaktionen hervorzurufen. Beim direkten Durchlaufen eines Maisfeldes fallen die dicken und schweren Pollen durch das Berühren der Maispflanzen aus den Blütenständen von oben sogar direkt auf die Betroffenen, mit entsprechenden Auswirkungen.

Die Pollenkonzentrationen der Brennnessel (Urtica) respektive der Brennnesselgewächse (Urticaceae) sind auf ihrem Höhepunkt angelangt. Deren kleine und leichte Pollen fliegen in hohen Konzentrationen kreuz und quer durchs Land. Zum Glück reagieren wohl nur wenige Menschen auf Brennnesselpollen im eigentlichen Sinne. Eine erheblich höhere Allergierelevanz wird einem weiteren Vertreter der Brennnesselgewächse, dem Glaskraut (Parietaria) bescheinigt – zumindest im angestammten europäischen Verbreitungsgebiet am Mittelmeer. In den kommenden Tagen hält sich das Pollenkonzentrationsniveau vermutlich auf dem Niveau der Vorwoche, zumindest ist keine größere Dynamik nach unten (weniger Pollen) oder oben (mehr Pollen) erkennbar.

Die Gänsefußgewächse/Fuchsschwanzgewächse (Chenopodiaceae/Amaranthaceae) blühen. Auch bei dieser Kräuterfamilie bleiben Änderungen bis zum Ende der aktuellen Vorhersageperiode aus. Das Niveau des Pollenflugs geht stabil seitwärts. Meist ist der Pollengehalt der Luft auf die Fläche gesehen sowieso recht gering. Die höchsten Konzentrationen an Gänsefußpollen werden – wie so oft – in der Umgebung zu den blühenden Pflanzen angetroffen.
 
Bei Hopfen (Humulus) und Hanf (Cannabis), die zusammen die einzigen heimischen Vertreter der Hanfgewächse (Cannabaceae) darstellen, hat der rasche Durchmarsch in Richtung alljährlicher Höchststände im Pollenflug recht gut funktioniert. Steigerungspotential dürfte jedoch noch vorhanden sein (außer im Südwesten der Republik). Daher geht der Trend vorerst weiter aufwärts. Die Pollenzahl in der Luft kann sich am ehesten mit der des Beifußes messen, nicht aber mit der der Brennnessel, wodurch Allergiesymptome durch diese nur moderat allergenen Pollen wohl die Ausnahme bleiben. Dort wo Hanf angebaut wird (z.B. in der Uckermark in Brandenburg) oder Hopfen in größerer Zahl wächst (z.B. feuchte, stickstoffreiche Weg- und Waldränder) ist die Pollenzahl mitunter (deutlich) größer und Allergiesymptome können stärker ausfallen.

Ampfer
(Rumex) und Wegerich (Plantago) streuen seit Monaten Pollen aus – nie besonders viel, aber stetig messbar. Auch nach wiederholter Mahd werden selbst jetzt im Spätsommer noch neue Blüten gebildet. Daher ist eine grundlegende Änderung der Pollenflugsituation nicht zu erwarten, auch wenn insbesondere der Pollenflug des Ampfers recht schlapp geworden ist.

Weitere Pollenarten, die in der aktuellen Vorhersagewoche in kleiner, teils zunehmender, teils abnehmender Zahl messbar sein können, stammen größtenteils von den zahllosen bunten Blüten insektenbestäubter Kräuterfamilien, insbesondere von diversen Arten der Korbblütler (Asteraceae), die, wenn in sehr großer Zahl vorkommend, eine kreuzreaktive Relevanz zu den beiden Allergieverursachern Beifuß und Ambrosia haben. Arten wie beispielsweise die Goldrute (Solidago) produzieren einiges an Pollen, der beim Durchschreiten eines Bestandes dieser Art den Betroffenen um den Kopf wirbelt. Daneben finden sich Kräuterpollen von Doldenblütlern (Apiaceae), Rosengewächsen, wie dem Mädesüß (Filipendula), Knöterichgewächsen (Polygonaceae), Rötegewächsen (Rubiaceae) und Heidekrautgewächsen (Ericaceae) in der Luft. Vereinzelt sind Pollen der Zypressengewächse (Cupressaceae) messbar.

Im Vergleich zu den Vorjahren belastet bei den Schimmelpilzsporen der allergene Sporentyp Alternaria die Luft derzeit erheblich. Vergleichsweise wenig (aber immer noch zahlreich) fliegen dagegen Sporen von Cladosporium. Feuchtwarmes Wetter im Wechsel mit trockenwarmem Wetter fördert das Wachstum und die Ausbreitung vieler verschiedener Sporentypen. Davon hatte zuletzt auch Epicoccum profitiert und recht „früh“ im Jahr ein durchaus beachtliches Konzentrationsniveau erreicht, welches sich sonst für gewöhnlich erst im Übergang zum Herbst einstellt. Da sich das Wetter der kommenden Tage keinem grundlegenden Wandel unterzieht, bleiben uns die größtenteils hohen Sporenkonzentrationen der Außenluft wohl erhalten; ein Hoffnungsschimmer: Die Emissionen aus der Landwirtschaft (durch die Bewirtschaftung der Getreideanbauflächen) gehen nun deutlich zurück, wodurch neuerliche Spitzenbelastungen unwahrscheinlich sind.

Matthias Werchan, 12.08.2020   


*** Wir danken der Allergopharma GmbH & Co. KG, der AstraZeneca GmbH und der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***

 

Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Gräser, des Beifußes und der Ambrosia für Deutschland finden Sie hier.

Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Gräser, des Beifußes und der Ambrosia in der Luft in Europa finden Sie hier.

 

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