Wochenprognose

Für Deutschland

Wochenpollenvorhersage Amedea

Mittwoch, 24. August 2022 - Dienstag, 30. August 2022

Traubenkraut (Ambrosia)
Gänsefußgewächse (Amaranthaceae/Chenopodiaceae)
Gräser (Poaceae)
Wegerich (Plantago)
Beifuß (Artemisia)
Brennnesselgewächse (Urticaceae)
Hopfen (Humulus - Cannabaceae)
Ambrosia produziert Unmengen Pollen und ist die letzte bedeutende Allergiepflanze der alljährlichen Pollensaison. Elizaveta Galitckaia/Shutterstock.com

Pollenflugtendenz: fallend – einzig Ambrosia kann noch zulegen.

Nach anfangs kräftigen Regenfällen vor allem im Osten und Süden Deutschlands beruhigte sich rückblickend das Wetter ab dem vergangenen Wochenende deutlich und trocken-warmes Sommerwetter zog wieder landesweit ein. Im Zuge der lang ersehnten Regenfälle beruhigte sich die Pollen- und Sporenflugsituation in vielen Landesteilen. Nach den Regenfällen blieben meist nur noch geringe bis mittlere Konzentrationen von Beifußpollen übrig. Ähnliches wurde vom Hopfen (Hanfgewächse) gemeldet. Auch der Pollenflug der Brennnesselgewächse erreichte praktisch nirgendwo mehr das Volumen der Vorwoche(n), blieb allerdings mäßig bis stark und die Pollen dominant in der Luft vertreten. Dort, wo es während der letzten Tage trocken blieb, also vor allem vom Westen in den Südwesten des Landes, fiel der Rückgang der Pollenkonzentrationen insgesamt moderater aus. Ambrosia beließ es in fast allen Regionen bei sporadischem bis leichtem Pollenflug mit der bedeutenden Ausnahme Niederlausitz, aus der auch hohe Werte gemeldet wurden. Als Fazit lässt sich festhalten: Der Pollenflug geht immer mehr vom Gas und das Ende hoher Pollenbelastungen ist nahe. Bei den Sporen verlor der Flug von Alternaria etwas an Schwung bzw. brach im Zusammenhang mit den Regenfällen vorübergehend stark ein. Die Sporentyp-spezifischen Warnschwellen wurden davor und danach vor allem in der großen Nordhälfte des Landes jedoch weiterhin überschritten, allerdings häufig nur noch knapp. Die Sporen von Cladosporium erlebte teilweise einen zweiten bzw. dritten „Frühling“ und legten nach den Regenfällen bei den Sporenkonzentrationen wieder eine „Schippe drauf“, besonders im Osten und Nordosten, neue Höchststände wurden jedoch nicht mehr erreicht.

Dem meteorlogischen Sommer hat nun die letzte Stunde bzw. Woche geschlagen. Diese verspricht weniger Hitze, gewittrige Regenfälle in der Landesmitte sowie im Osten und Süden und von Ausnahmen abgesehen insgesamt langsam weiter nachlassenden Pollenflug.  

Der Beifuß (Artemisia) geht nun in seine lange Nachsaison, in der zwar immer wieder Beifußpollen auftauchen, aber in der Fläche keine bedeutsame Belastungssituation mehr hinbekommen. Die Blüte des häufigen Gemeinen Beifußes (A. vulgaris) ist nahezu vorüber, später blühende und weniger stark stäubende Arten wie Feld-Beifuß (A. campestris) oder Strand-Beifuß (A. maritima) verursachen höchstens lokal höhere Pollenkonzentrationen dort, wo sie häufig sind – Strand-Beifuß direkt an der Küste, Feld-Beifuß in den östlichen Landesteilen. Die allermeisten von uns können sich auf meist niedrige Pollenzahlen freuen, die nur noch geringe Beschwerden verursachen dürften. Teilweise waschen die vorhergesagten Regenfälle die Luft auch Beifußpollen-rein.

Während der Pollen des Beifußes vergeht, kommt der Pollen des Traubenkrauts (lat. Ambrosia) angeweht. Allerdings, ganz so treffend, wie dieser Reim ist die Wirklichkeit dann doch nicht. Es können zwar ansteigende Ambrosiapollen-Werte postuliert werden, da sich die Ambrosiablüte in Deutschland und Europa ihrem alljährlichen Höhepunkt nähert. Jedoch führt die ungleiche Verteilung der Pflanze innerhalb unseres Landes (weiterhin) zu sehr unterschiedlichen Belastungssituationen. Nach wie vor sind Brandenburg und hier besonders die Niederlausitz, sowie Teile Nordsachsens vom Ambrosiapollenflug betroffen und hier können an trockenen Tagen die Pollenkonzentrationen hoch genug sein, um starke Symptome hervorzurufen. Den angrenzenden Gebieten fliegt ebenfalls Pollen aus den großen Niederlausitzer Vorkommen zu, allerdings ist die Exposition dann deutlich moderater. Niedrige bis maximal Pollenkonzentrationen können dort und gelegentlich entlang des Rheins (Ruhrgebiet) oder regional in Süd- und Norddeutschland außerhalb der Gebirgsregionen in den kommenden Tagen auftauchen. Möglich ist aber auch weiterhin, dass in den kommenden sieben Tagen kein einziger Ambrosiapollen vorbeifliegt. Insbesondere waldreichen Gebirgsgegenden sind für Ambrosiapollen schwierig zu erreichen.
Wichtig zu wissen ist, dass bei einer Sensibilisierung gegen Ambrosiapollen häufig auch eine Sensibilisierung gegen Beifußpollen besteht und umgekehrt. Daher sollten sich Betroffene aus dem Südosten Brandenburgs mit einer bestehenden Beifußpollenallergie nicht über ein erneutes Aufleben ihrer Symptome wundern. Bedeutsame Ferntransporte von Ambrosiapollen aus schwer „infizierten“ Ländern (Ungarn, Ukraine, Frankreich) stehen in den kommenden Tagen erst einmal nicht an.

Die Brennnesselgewächse (Urticaceae) steuern auf die saisonal letzte Woche mit noch recht verbreitet hohen Pollenkonzentrationen zu, bevor der Pollenflug danach endgültig „den Bach runter geht“. Regenbedingt kann es in den oben angesprochenen Gebieten (Mitte, Osten) allerdings schon am Freitag, Samstag zu deutlichen, zwischenzeitlichen Absenkungen der Pollenwerte kommen, die sich danach nur mühsam wieder erholen werden. Es ist offensichtlich, auch bei Brennnessel (Urtica) und Glaskraut (Parietaria) beginnt nun bereits die Nachsaison.

Der Pollenflug der Hanfgewächse (Cannabaceae), insbesondere der des Hopfens (Humulus), gibt in den kommenden Tagen weiter nach. Geringe Pollenkonzentrationen sind besonders nach Norden und Osten hin möglich, ansonsten tritt Hopfenpollen sporadisch auf. Eine mögliche Allergiegefahr besteht somit nur noch in unmittelbarer Nähe zu den blühenden Kletterstauden.

Die Pollen der Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae/ Amaranthaceae) verschwinden in den kommenden Tagen noch nicht im Nirvana. Eher ist bei trockenem Wetter von einem gleichbleibend schwachen bis vereinzelt mittleren Pollenflug auszugehen, in unmittelbarer Nähe zu blühenden Pflanzen auch darüber.
So ähnlich ist es auch beim Wegerich (Plantago), der seicht und durch die Regenfälle etwas erholt vor sich hin blüht und leichten Pollenflug verursacht. Weltbewegendes in Sachen Allergie ist von den geringen Pollenzahlen nicht zu erwarten.

Der Gräserpollenflug (Poaceae) bleibt uns auf sehr niedrigem Niveau erhalten. Stellenweise kann das in Blühlaune kommende Schilfrohr (Phragmites) die Umgebung von Feuchtgebieten und Seen mit seinen späten Gräserpollen belasten und möglicherweise zu spürbaren Symptomen führen, solange man sich längere Zeit in der Umgebung solcher Bestände aufhält – beispielsweise beim Baden. Auch dekorative Gräserarten wie das Lampenputzergras (Pennisetum) oder das Chinaschilf (Miscanthus) blühen spät und können Gartenbesitzer oder Gärtner mit Gräserpollenallergie betreffen.  

Zu den oben genannten Pollentypen gesellen sich einige Pollen von spätblühenden, fremdländischen Lindenarten, wie der Henrys Linde (Tilia henryana), ein paar Ampferpollen (Rumex) und Pollen der Knöterichgewächse (Polygonaceae), der Zypressengewächse (Cupressaceae) oder erste Efeupollen (Hedera). Eine große Anzahl insektenbestäubter Kräuter blüht. Daher können sporadisch Pollen von z.B. Natternkopf (Echium), diversen Korbblütlern (Asteraceae), Hahnenfußgewächsen (Ranunculaceae), Doldenblütlern (Apiaceae) und Heidekrautgewächsen (Ericaceae) in unseren Pollenflugmessgeräten und auch überall sonst auftauchen. Deren allergene Relevanz ist aufgrund der sehr geringen Pollenzahl in der Luft in den meisten Fällen unbedeutend oder zumindest deutlich gedeckelt. Pollen insektenbestäubter Korbblütler, wie der Goldrute (Solidago) und Pollen windbestäubter Korbblütler, wie des Beifußes ähneln sich aus allergologischer Sicht aufgrund der familiären Nähe. Somit sind allergische Kreuzreaktionen möglich, und beim Umgang mit bunt blühenden Blumensträußen oder beim Durchstreifen blühender Landschaften mit geringer Wahrscheinlichkeit einzukalkulieren.  

Der Sporenflug allergener Schimmelpilze der Marke Alternaria und Cladosporium hat dieses Jahr trotz häufig guter Sporenflugbedingungen keine Rekorde gebrochen. Rekorde sind jetzt auch nicht mehr zu erwarten. Allerdings geben sich die Sporen nicht so schnell geschlagen und können nach Zugabe von Feuchtigkeit (Regen) und in immer noch recht warmer Luft gut gedeihen. Trocknet es dann längere Zeit ab ist das Überschreiten der Sporentyp-eigenen Warnschwellen zur Symptomauslöse bequem möglich, insbesondere bei Cladosporium und insbesondere in den Regionen nördlich der Mittelgebirge. Die ebenfalls unter Allergieverdacht stehenden Sporen von Epicoccum fliegen meist in mäßiger Zahl, können regional auch schon an die Werte von Alternaria heranreichen.

Matthias Werchan, 24.08.2022


*** Wir danken der Allergopharma GmbH & Co. KG, der AstraZeneca GmbH und der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***

 

Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Gräser, des Beifußes und des Traubenkrauts (Ambrosia) für Deutschland finden Sie hier.

Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Gräser und des Traubenkrauts (Ambrosia) in der Luft in Europa finden Sie hier.

 

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