Der Beifuß-Ambrosia-Komplex

Da Ambrosia die höchste Kreuzreaktivität zu dem gemeinen Beifuß aufweist, kann man nicht isoliert von einem alleinigen Ambrosia-Problem sprechen. Die wechselseitige Beeinflussung beider Sensibilisierungsformen muss im Ambrosia-Beifuß-Komplex Beachtung finden.

Allgemeines:

  • Bisherige Beifußallergiker reagieren sowohl auf Beifuß- als auch auf Ambrosiapollen.
  • Patienten mit einer neu erworbenen Ambrosia-Sensibilisierung reagieren auf Ambrosia- und auf Beifußpollen.
  • Es gibt Mono- (selten) und Ko-Sensibilisierungen (häufig) gegen beide Pollen als klinisch stumme und klinisch aktuelle Sensibilisierungen (d. h. Auftreten einer Allergie).
  • Der allergische Schnupfen durch Beifuß- oder Ambrosiapollen ist klinisch nicht unterscheidbar, durch beide Pollen werden asthmatische Früh- und Spätreaktionen ausgelöst.
  • Ein orales Allergie-Syndrom existiert gegen beide Pollen.

Diagnostik:

  • Die Erhebung der Patientengeschichte sollte für beide Arten der Sensibilisierung gleich sein. 
  • Auch der Sensibilisierungsnachweis in Form eines Pricktests sollte bis auf Weiteres mit Extrakten beider Pollen erfolgen.
  • Da sich die Saison beider Pollen überschneidet, sollte – falls möglich – mittels Nasen- oder Konjunktivaltests die Aktualität einer festgestellten Sensibilisierung geprüft werden; auf jeden Fall vor einer beabsichtigen spezifischen Immuntherapie.

Therapie:

  • Beim allergischen Schnupfen ist die Behandlung mit Antihistaminika und ein Karenzversuch (wie bei anderen Pollenarten) sinnvoll.
  • Die spezifische Immuntherapie sollte in der Praxis mit einem Gemisch von je 50% Beifuß- und Ambrosia-Allergen durchgeführt werden.
  • Beim allergischen Asthma findet eine Behandlung wie bei anderen Pollenasthmaformen Anwendung. Empfehlungen für spezielle Therapieformen sollten erst getroffen werden, wenn Erfahrungen aus Studien in Europa vorliegen.

Schlussfolgerungen:

  • Die – alleinige – Entfernung von Ambrosiapflanzen bei gleichzeitigem Wachstum von Beifuß löst das Problem möglicherweise nicht.
  • Vergleichende Organprovokationen an Erkrankten mit Beifuß- und Ambrosiapollen (und Extrakten) zur Einschätzung der Allergenität der in Europa auftretenden Pollen beider Arten sind notwendig (ECARF 12/08 bis 01/10).
  • Epidemiologische Studien (Österreich, Schweiz, Deutschland) zur Schwellenwertbestimmung bei Beifuß und Ambrosia (Beginn Frühjahr 2009, COST action ES0603) sind wichtig und werden von der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst – PID unterstützt.
  • (Pollen-) Belastungs- (Medikamenten-) Kosten-Analysen anhand von Antihistaminika sollten auch in Deutschland erfolgen.