30.03.2022

Pollenwissen-to-go: Die Pollensaison hat begonnen, ich habe Heuschnupfen, möchte aber möglichst wenig Medikamente einnehmen: Gibt es Alternativen, um mich zu schützen?

Die Pollensaison hat begonnen, ich habe Heuschnupfen, möchte aber möglichst wenig Medikamente einnehmen: Gibt es Alternativen, um mich zu schützen?

Viele Menschen kennen die Situation jedes Jahr während der Pollensaison: Niesen, juckende Augen, laufende oder verstopfte Nase... alles typische Symptome der allergischen Rhinokonjunktivitis (ARK), die durch die Exposition gegenüber Pollen ausgelöst und gemeinhin als „Heuschnupfen“ bezeichnet wird. Heuschnupfen ist die häufigste chronische allergische Erkrankung in Europa und den Industrieländern rund um den Globus.

Standardmäßig werden zur Linderung von Heuschnupfenbeschwerden Medikamente angewendet. Diese sind erfolgreich in der Symptomunterdrückung und in der Regel gut verträglich. Trotz allem kann die Einnahme von Medikamenten von Nebenwirkungen begleitet sein, die die Lebensqualität beeinträchtigen, wie z. B. Aufmerksamkeitsstörungen und Müdigkeit. Die einzige medizinische Behandlung, die in der Lage ist, die körpereigene Ursache der Krankheit zu verändern, ist die Allergen-Immuntherapie (AIT). Diese Behandlung hat jedoch den Nachteil, dass es bis zu drei Jahre dauern kann, bis sie ihre volle Wirkung entfalten kann, was die Einhaltung des Verabreichungsschemas erschwert und daher leider zu selten angewendet wird. Aus diesem Grund und wegen anderer Bedenken suchen viele Heuschnupfenpatienten zusätzlich nach medikamentenfreien Alternativen.

Heutzutage wird in der Laienpresse und in den sozialen Medien häufig für alternative Behandlungsmethoden geworben, die nicht wissenschaftlich fundiert sind. Dann kann es leicht passieren, dass man sich für Alternativen entscheidet, die entweder unwirksam oder sogar gefährlich sind. Um hier etwas Licht in den Methodendschungel zu bringen, hat sich eine Gruppe von Experten in Deutschland mit diesem Problem befasst und die vorhandenen wissenschaftlichen Veröffentlichungen zum Thema nicht medikamentöse Behandlungen gesammelt, überprüft und in einem verständlichen Überblick die verfügbaren Alternativen zur Linderung von ARK-Symptomen zusammengefasst. Für ihre Analyse haben die Autoren nur die in wissenschaftlichen Fachzeitschriften veröffentlichten Methoden herangezogen.

Aufgrund der Heterogenität aller getesteten Methoden ist es nicht möglich, einen evidenzbasierten Vergleich zwischen ihnen anzustellen, und nur wenige Studien haben einen direkten Vergleich mit pharmakologischen Medikamenten vorgenommen. Das erschwert die Aufgabe, eine definitive Empfehlung auszusprechen.

Als hilfreich haben sich jedoch vor allem diejenigen Methoden herausgestellt, die die Eigenschaft haben, den Kontakt mit Pollen zu verringern und dabei im täglichen Leben relativ einfach anzuwenden sind. Dazu gehören beispielsweise das Tragen von Sonnenbrillen und Mund-Nasenmasken, der Einbau von Pollenschutzgittern zu Hause oder Pollenfiltern im Auto. Auch Pollenflugvorhersagen offizieller Stellen, die auf Daten beruhen und medizinische Ratschläge enthalten, helfen Betroffenen ihre Pollenallergie besser zu managen bzw. den Kontakt mit Pollen zu reduzieren.

Andere in dieser Veröffentlichung erwähnte Methoden haben keine konsistenten Ergebnisse gezeigt (z.B. Hypnose) oder waren nicht leicht durchführbar und konnten so kaum in das tägliche Leben integriert zu werden (z.B. Akupunktur). Im Fall der endonasalen Phototherapie besteht sogar die Gefahr, durch die Anwendung von UV-Strahlen die empfindliche Nasenschleimhaut mit unbekannten Folgen zu schädigen.

Letztendlich ist es so, dass keine der nicht medikamentösen Methoden die derzeitige Medikation ersetzen wird, diese aber eine sehr wirksame Ergänzung darstellen können, die die Möglichkeit eröffnet, ein Gleichgewicht zwischen angemessener Medikation und dem Einsatz von Präventionsmaßnahmen zu finden.

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The pollen season has started, I have hay fever, but I want to take as little medication as possible: Are there alternatives to protect myself?

Many people know the situation every year during the pollen season: sneezing, itchy eyes, runny or stuffy nose... all typical symptoms of allergic rhinoconjunctivitis (ARC), triggered by exposure to pollen and commonly referred to as “hay fever”. Hay fever is the most common chronic allergic disease in Europe and industrialized countries around the globe.

Standard medications are used to relieve hay fever symptoms. These are successful in suppressing symptoms and are usually well tolerated. Despite this, taking medication can be accompanied by side effects that affect quality of life, such as attention deficit disorder and fatigue. The only medical treatment capable of altering the body's own cause of the disease is allergen immunotherapy (AIT). However, this treatment has the disadvantage that it can take up to three years to take full effect, making it difficult to adhere to the administration regimen and therefore, unfortunately, too rarely used. For this reason and other concerns, many hay fever patients additionally seek drug-free alternatives.

Nowadays, the lay press and social media often advertise alternative treatments that are not scientifically based. It can then easily happen that people opt for alternatives that are either ineffective or even dangerous. To shed some light on this methodological jungle, a group of experts in Germany addressed this problem by collecting and reviewing the existing scientific publications on the topic of non-drug treatments and summarizing the available alternatives for alleviating ARC symptoms in a comprehensible overview. For their analysis, the authors considered only those methods published in scientific journals.

Because of the heterogeneity of all the methods tested, it is not possible to make an evidence-based comparison between them, and only few studies have made a direct comparison with pharmacological medications. This complicates the task of making a definitive recommendation.

However, the methods that have been found to be most helpful are those that have the property of reducing contact with pollen while being relatively easy to apply in daily life. These include, for example, wearing sunglasses and mouth-nose masks, installing pollen screens at home or pollen filters in the car. Pollen forecasts from official agencies, which are based on data and include medical advice, also help sufferers better manage their pollen allergies or reduce contact with pollen.

Other methods mentioned in this publication have not shown consistent results (i.e., hypnosis) or have not been easily feasible and thus difficult to integrate into daily life (i.e., acupuncture). In the case of endonasal phototherapy, there is even a risk of damaging the sensitive nasal mucosa with unknown consequences through the application of UV radiation.

Ultimately, none of the non-medication methods will replace current medication, but they can be a very effective adjunct, opening the possibility of finding a balance between appropriate medication and the use of preventive measures.


Dr. Nestor González Roldán, Matthias Werchan, 30.03.2022


*** Ein populär-wissenschaftlicher Service der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst mit freundlicher Unterstützung von Allergopharma GmbH & Co. KG. ***


Originalpublikation in Deutsch: K.-C. Bergmann, M. Berger, L. Klimek, O. Pfaar, B. Werchan, M. Werchan und T. Zuberbier. Nicht medikamentöse Maßnahmen zur Vermeidung allergischer Symptome bei der Pollenallergie – eine kritische Übersicht. 2021; 44: 943-956.

Originalpublikation in Englisch (OPEN ACCESS): Bergmann, K. C., Berger, M., Klimek, L., Pfaar, O., Werchan, B., Werchan, M., & Zuberbier, T. (2021). Nonpharmacological measures to prevent allergic symptoms in pollen allergy: A critical review. Allergologie select, 5, 349–360.

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