Wochenprognose

Für Deutschland

Wochenpollenvorhersage Ria

Mittwoch, 11. September 2019 - Dienstag, 17. September 2019

Ampfer (Rumex)
Brennnessel (Urtica)
Beifuß (Artemisia)
Gänsefuß (Amaranthaceae)
Traubenkraut (Ambrosia)
Wegerich (Plantago)
Gräser (Poaceae)
Efeublüte (Hedera helix) am 11.09.2019 an einer Mauer im Berliner Stadtzentrum © Matthias Werchan

Pollenflug verliert Wirksamkeit auf Allergiker – Hauptblüte der Ambrosia vorbei.

Erste Schneefälle bis in die mittleren Höhenlagen der Alpen herunter illustrierten in den vergangenen Tagen die erlahmende Kraft der Sonne. Mit dem Schwinden der Wärme fahren immer mehr windblütige Kräuterarten ihre Pollenproduktion herunter. Die wichtigen Allergenträger der Sommersaison – Beifuß (Artemisia) und Gräser (Poaceae) – haben ihren Schrecken für Allergiker für dieses Jahr verloren. Minimaler Pollenflug der beiden genannten Pollentypen ist jedoch an sonnigen Tagen weiterhin möglich. Insbesondere bei den Gräsern sind spätblühende Arten, wie beispielsweise das Hundszahngras (Cynodon dactylon) oder einige exotische Ziergräserarten in Blumenrabatten, noch bis gegen Monatsende in der Lage, das Pollenkonzentrationsniveau in der Umgebung dieser Vorkommen über Null zu halten.

Als derzeit noch aktive und gleichzeitig allergenste Pollenquelle agiert das invasive Traubenkraut/lat. Ambrosia. Dieser fremdländische „Verlängerer“ unserer heimischen Pollensaison blüht verbreitet im Südosten Brandenburgs (zwischen Berlin und der Oberlausitz), sowie sehr lokal in Süddeutschland und entlang des Rheins. Ansonsten gibt es in Deutschland nur zerstreute, kleinere Bestände mit wenig Einfluss auf den Allergengehalt der Luft in einem größeren Gebiet. Von Ambrosiapollen können auch Beifußpollenallergiker über Kreuzreaktionen betroffen sein. Die Tage mit hoher Pollenbelastung sind allerdings auch in den genannten Ambrosia-Hotspots gezählt; die Pollenbelastung geht zurück. An Tagen mit guten Pollenflugbedingungen sind stellenweise noch hohe Belastungen denkbar, häufig wird aber nur ein mittleres Belastungslevel erreicht. In den anderen Gebieten Deutschlands treten Ambrosiapollen höchstens vereinzelt auf. Ferntransporte von Ambrosiapollen sind nur bei Wetterlagen mit anhaltenden Winden aus Südost, Süd oder Südwest und dementsprechendem Luftmassentransport aus stärker befallenden Ländern, wie Ungarn, Italien oder Frankreich möglich und zumindest bis zum Wochenende nicht zu erwarten.

Weitere, gegenwärtig noch messbar Pollen-emittierende Kräutergattungen/-familien gehören zu den Brennnesselgewächsen (Urticaceae), Gänsefußgewächsen (Chenopodiaceae/Amaranthaceae), Ampfer (Rumex) und Wegerich (Plantago). Die Pollenkonzentrationen sind aber sehr gering und der Pollenflug unstet. Der Einfluss auf möglicherweise gegen Pollen dieser Pflanzen reagierende Allergiker ist vernachlässigbar. Vor allem die Brennnesselgewächse hatten sich in den vergangenen Tagen recht zügig vom Status des allgegenwärtigen und sehr dominanten Kräuterpollentyps verabschiedet. Alle hier genannten Pollentypen können sich bis zum endgültigen Übergang in den Herbst in der Luft und in unseren Messgeräten zeigen.

Weitere Pollenarten die noch, bereits oder weiter in kleiner Menge messbar sind, gehören vor allem zu Zypressengewächsen (Cupressaceae), Knöterichgewächsen (Polygonaceae), Doldenblütlern (Apiaceae), Efeu (Hedera – siehe Foto) und Senf (Sinapis).
Gegen Ende des aktuellen Vorhersagezeitraums kann es hier und da zum gehäuften Anfliegen von Zedernpollen (Cedrus) kommen. Diese spätblühende Baumart ist in Südeuropa und Vorderasien heimisch, wurde und wird aber auch in Deutschland in Parks, Friedhöfen und Gärten stellenweise angepflanzt. Teilweise findet sich in der Nähe dieser Bäume reichlich Blütenstaub auf glatten Oberflächen (Autoscheiben, Gehwegen, Fensterbrettern ...). Der frische gelbe Staub erinnert an dann an das „Schwefelregen“-Phänomen durch Kiefern- und Fichtenpollen im Mai. Weiter zahlreich blühen diverse Korbblütlerarten (Asteraceae). Dabei geraten kleine Pollenmengen auch in die Luft. Bei Berührung von Goldrute (Solidago), Rainfarn (Tanacetum) und Co. können sehr lokal auch größere, allergologisch bedeutsame Pollenzahlen auftreten. In diesem Fall sind Symptome bei Beifuß- und Ambrosiapollenallergikern möglich, da alle diese Pflanzen zur gleichen Pflanzenfamilie gehören und Kreuzreaktionen möglich sind.

Die in der Außenluft messbaren Sporenzahlen allergener Schimmelpilzsporengattungen wie Alternaria und Cladosporium sind rückläufig. Allergieauslösende Sporenkonzentrationen treten immer seltener auf und beschränken sich auf einzelne Tage mit trocken-warmer Witterung und stärkerem Wind. Die ebenfalls als allergen eingestufte Sporengattung Epicoccum war in den letzten Tagen ebenfalls nur noch in geringer Zahl messbar, hatte aber in den vergangenen Jahren ihre „beste Zeit“ häufig erst gegen Mitte/Ende September - ein nochmaliges Ansteigen der Konzentrationen ist deshalb wahrscheinlich.

Matthias Werchan, 11.09.2019

 

Ärztliche Hinweise (Prof. Dr. med. Karl-Christian Bergmann):

Liebe Leserinnen und Leser der aktuellen Pollenflugvorhersage,
wie Sie dieser Vorhersage entnehmen können, ist der Flug der wirklich allergenen Pollen für dieses Jahr zu Ende gegangen bzw. nähert sich dem Ende. Die rund 11 Millionen Pollenallergiker haben damit nun ein paar Monate Ruhe und eine Zeit ohne die notwendige Einnahme von Medikamenten.
Aber, die nächste Pollensaison kommt bestimmt und es ist jetzt die Zeit, mit dem Allergologen oder allergologisch tätigen Haut-, Haus- oder Allgemeinarzt über die Möglichkeit zu sprechen, eine Immuntherapie zu beginnen. Dazu ist die pollenfreie Herbstzeit die beste Zeit!
Die Immuntherapie, früher auch Desensibilisierung genannt, ist in den letzten 20 Jahren deutlich verbessert worden, so auch ihre Erfolge. Bis vor rund 15 Jahren wurde die Immuntherapie grundsätzlich mit Spritzen gemacht. Die Allergene aus den Pollen, die zu Beschwerden an Auge, Nasen und Bronchien führen, werden dabei in sehr geringen Dosen mit dünnen Kanülen unter die Haut am Oberarm gespritzt. Die Dosen bzw. die Konzentration der Allergene in ihnen werden allmählich oder auch schnell gesteigert. Es gibt heute eine Vielzahl an Varianten bei dieser subkutanen Immuntherapie: bei einigen wird ganz langsam gesteigert und die Injektionen erfolgen über viele Monate, bei anderen Präparaten gibt es nur vier Injektionen pro Jahr. Empfohlen werden, egal wie viele Injektionen erfolgen, diese an drei aufeinanderfolgenden Jahren durchzuführen, um eine Toleranz gegen die Pollen zu erreichen. In den meisten Fällen wird schon durch die Injektionen in nur einem Jahr in der folgenden Pollensaison erreicht, dass die Beschwerden deutlich geringer sind.
Nebenwirkungen in Form von Rötung oder Schwellung an der Einstichstelle können auftreten, sind aber meist harmlos. Diese treten meist innerhalb von 15 – 30 min auf, ebenso wie die außerordentlich seltenen schwereren Nebenwirkungen in Form einer anaphylaktischen Reaktion, wie bei einem Bienen- oder Wespenstich. Noch einmal weniger Nebenwirkungen bei vergleichbar guter Wirkung treten bei der sog. „sublingualen Immuntherapie“ auf, bei der die Allergene über den Mund aufgenommen werden. Die Extrakte werden als Lösung oder Tabletten in den Mund genommen und die Allergene werden über die Mundschleimhaut aufgenommen.
In den kommenden Wochenpollenvorhersagen unserer Stiftung werde ich mehr über die sublinguale Immuntherapie gegen die Pollenallergie berichten; bleiben Sie neugierig!

 

 


*** Wir danken der AstraZeneca GmbH und der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***


 

Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Gräser, des Beifußes und des Traubenkrauts für Deutschland finden Sie hier.

Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Gräser, des Beifußes und des Traubenkrauts in der Luft in Europa finden Sie hier.

 

 

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Ihr Team des Polleninformationsdienstes

 

 

 

 

 

 

 

 

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