Wochenprognose

Für Deutschland

Wochenpollenvorhersage Lisa

Mittwoch, 15. Juli 2020 - Dienstag, 21. Juli 2020

Beifuß (Artemisia)
Brennnessel (Urtica)
Ampfer (Rumex)
Gräser (Poaceae)
Wegerich (Plantago)
Esskastanie (Castanea)
Gräser (Poaceae)
Spitzwegerich (Plantago lanceolata) – ein ausdauernder und zuverlässiger Pollenlieferant. © Depiano/Shutterstock.com

Kräuterpollen werden immer mehr – Schimmelpilze belasten unverändert stark.

Im Prinzip hat sich in den vergangenen Tagen nicht viel verändert beim Pollenflug. Man könnte fast die letztwöchige Vorhersage an dieser Stelle einfügen und gut ist. Kein von unseren Messstellen aktuell erfasster Pollen- oder Sporentyp schlug bemerkenswerte Kapriolen, das Pollenspektrum in der Luft blieb nahezu unverändert. Die Gräserpollenkonzentrationen folgten ihrem jahreszeitengemäßen Weg hin zu weiter nachlassenden Belastungen, wobei es an sonnigen Tagen teils immer noch für ein hohes Belastungsniveau reichte. Meist blieben die Werte jedoch auf einem gedämpften Niveau und machten nur den sensibleren Gräserpollenallergikern noch Kummer. Die Pollen der Brennnesselgewächse sind zwar mittlerweile tonangebend, aber auch hier fehlten deutliche Impulse zum Ansteuern der saisonalen Höchstwerte. Von den Baumpollen hielt sich noch etwas Linden- und Esskastanienpollen in der Luft, allerdings in abnehmender Zahl. Einzig bei den Schimmelpilzsporen war messbar Dampf im Kessel, wobei an regnerischen Tagen der Sporendruck auf erträgliche Maße reduziert wurde. Da das Wetter der kommenden Tage irgendwie als „Sommer ohne alles“ daherkommt, es fehlen Hitze, Sturm und Schwergewitterlagen – stattdessen (sehr) gemäßigte Temperaturen, Wolken für alle und gelegentlich etwas Regen, ist keine für die Jahreszeit ungewöhnliche Pollenbelastung zu erwarten.

Die wichtigsten Allergieverursacher des Frühsommers, die Gräser (Poaceae), spielen auch in den kommenden Tagen eine Rolle im Allergiegeschehen, sind an Orten mit ungemähten Wiesenflächen, an Feld- und Wegrainen, an Gräben und generell in den grünlandreichen Hochlagen der Berge sogar noch das Allergen Nr. 1, werden aber in den meisten anderen Gegenden Mitteleuropas bei den Betroffenen – wenn überhaupt – nur noch schwache bis mittlere Allergiesymptomstärken verursachen, bei tendenziell weiter zurückgehenden Pollenkonzentrationen. In Zeiten der Mahd oder beim Heuwenden können jedoch kurzzeitig viele, auch bereits sedimentierte Pollen, von der bearbeiteten Fläche in die Luft wirbeln und die unmittelbare Umgebung stark belasten. Wichtig für Gräserpollenallergiker ist außerdem der Blühbeginn des Maises (Zea mays). Direkt neben oder innerhalb von Maisfeldern kann bei Wind eine ausreichende Zahl der großen und schweren Maispollen in der Luft sein, um starke Allergiesymptome hervorzurufen. In einiger Entfernung zu den Feldern, speziell beim Aufenthalt in Wäldern oder in größeren Städten spielen Maispollen für Allergiker keine Rolle.

Vom Grünland aus oder von Wegen und aus Brachen gelangen Ampfer- (Rumex) und Wegerichpollen (Plantago) in die Luft und belasten konstant in schwacher bis mittlerer Intensität von den Küsten bis ins Hochgebirge. Nach jedem Mahdvorgang treiben diese beiden Kräutergattungen wieder neue Blüten aus, so dass sich in den kommenden Tagen nichts Grundlegendes an der Pollenflugsituation verändert.

Etwas mehr Spannung kommt jetzt beim Beifuß (Artemisia) auf. Hier in Mitteleuropa nähern wir uns der Hauptpollenflugzeit dieses wichtigen bzw. wichtigsten Allergenträgers des Spätsommers. Die bisher wenig allergiewirksame Zeit mit schwachen oder sporadischen Belastungen geht in den kommenden Tagen zu Ende und macht während der nächsten zwei bis drei Wochen einem kontinuierlichen Anstieg der Pollenkonzentrationen Platz hin zu den alljährlichen Höchstständen. Ein mittleres Belastungsniveau ist also zumindest an trockenen Tagen mit etwas Sonnenschein und Wind ab sofort möglich. In der Nähe zu ausgedehnten Beifußbeständen besteht zudem ein punktuelles Risiko starken Belastungen ausgesetzt zu sein, insbesondere in den Morgen- und Vormittagsstunden. Beifuß wächst bevorzugt in Ruderal- und Unkrautfluren, auf Ackerbrachen, Halden oder an Wegrändern, sowohl auf dem Land als auch inmitten großer Städte. Langsam sind erste Beifußpflanzen in den Berglagen ausgereift und beginnen zu blühen, schwacher Pollenflug ist bis in Höhenlagen um 1.000 m NN möglich. Des Beifußes unliebsame Schwester die Ambrosie – auch Traubenkraut genannt (lat. Ambrosia) ist bisher in Deutschland nicht aktiv.

Die Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae/Amaranthaceae) zeigen sich bereits blühfreudiger als der Beifuß. Der Pollenflug hat den meisten Regionen ein Niveau erreicht, welches sich in den nächsten 4 bis 5 Wochen in etwa halten wird, mit mal etwas weniger, mal etwas mehr Pollen in der Luft, alles in allem auf einem schwachen bis teilweise mäßigen Konzentrationsniveau. Die Pollen mancher Arten der Gänsefußgewächse rufen Symptome bei Pollenallergikern hervor. Insbesondere in ariden Gebieten (z.B. Südeuropa, Mittlerer Osten) spielen Allergien gegen Gänsefußgewächse eine (größere) Rolle. Bei uns im Land ist der Einfluss, den diese Gewächse auf Pollenallergiker haben, sicherlich geringer, aber vorhanden. Daher sollten Betroffene die unmittelbare Nähe zu den hochwachsenden Stauden der Gänsefußgewächse, insbesondere von Melde (Atriplex) und Gänsefuß (Chenopodium) meiden. In der Umgebung dieser Pflanzen können die Pollenkonzentrationen das an unseren Messstellen ermittelte Konzentrationsniveau um ein Vielfaches übersteigen. Die Blüte des wildwachsenden Hopfens (Humulus) setzt allmählich ein. Damit gesellen sich zu den seit einigen Wochen hin und wieder messbaren Pollen des Hanfs (Cannabis) unstet erste Pollen des Hopfens. Hopfen und Hanf bilden die beiden einzigen heimischen Vertreter der Hanfgewächse (Cannabaceae). Ihre mikroskopisch kaum unterscheidbaren Pollen gelten als moderat allergen.

Nachdem die Brennnesselgewächse (Urticaceae) und deren in Deutschland bekannten Vertreter Brennnessel (Urtica) und Glaskraut (Parietaria) sich zuletzt noch recht bescheiden ausnahmen und kaum mehr (wetterbedingt eher weniger) Pollen in die Luft abgaben als bereits vor drei Wochen, sollte in den kommenden Tagen wieder das Klotzen beginnen. Falls sich mal mehrere Tage trockenen Sommerwetters aneinanderreihen, sind durchaus saisonale Spitzenwerte drin. Im Klartext bedeutet dies eine deutliche Zunahme gegenüber den aktuellen Pollenkonzentrationen. Brennnessel und Glaskraut sind unterschiedlich stark allergieauslösend. Das Glaskraut hat eine hohe allergologische Relevanz, wohingegen die Brennnessel unauffällig(er) ist. Während jedoch Brennnesseln überall im Land weit verbreitet sind, beschränken sich nennenswerte Glaskrautvorkommen auf die Zentren und Ränder städtischer Wärmeinseln oder auf andere wärmebegünstigte Gegenden. An diesen Orten mischen sich die Pollen der beiden Gattungen. Der Anteil an Glaskrautpollen in der Luft kann allerdings nur vage anhand der Größe der Vorkommen dieser Gattung geschätzt werden. Eine Differenzierbarkeit am Mikroskop ist nicht möglich. Das zunehmend wärmere Klima fördert die Ausbreitung des Glaskrauts und vergrößert den Anteil an Glaskrautpollen in unseren Breiten.

Die Blüte von Linde (Tilia) und Esskastanie (Castanea) geht ihrem Ende entgegen. Der Pollenflug vereinzelt sich und ein mögliches Allergierisiko ist kaum mehr gegeben. Bei der Linde blühen einzelne Exemplare bevorzugt noch ganz im Norden der Republik und in kühleren Berglagen. 

Weitere Pollenarten, die in der aktuellen Vorhersagewoche in kleiner, teils zunehmender, teils abnehmender Zahl messbar sein können, stammen insbesondere von diversen insektenbestäubten Kräuterfamilien, wie den Doldenblütlern (Apiaceae), den Hahnenfußgewächsen (Ranunculaceae), diversen Korbblütlern (Asteraceae), oder Arten wie dem Natternkopf (Echium), dem Mädesüß (Filipendula) oder dem Büschelschön (Phacelia). Vereinzelt sind Pollen der Zypressengewächse (Cupressaceae), der Sauergräser (Cyperaceae) und vom Götterbaum (Ailanthus) messbar. Die Blüte und damit der lokale Pollenflug der Latschenkiefer (Pinus mugo) in den Hochlagen der Alpen endet.

Die an trockenen Tagen weiter fortschreitende Getreideernte belastet Schimmelpilzsporen-Allergiker (sehr) stark mit allergenen Cladosporium- und Alternariasporen. Diese beiden von unseren Messstellen erfassten Sporentypen sind noch für einige Wochen sehr häufig in der Luft. Die Sporenkonzentrationen können dabei größeren Schwankungen unterliegen je nach aktueller Bewirtschaftungsintensität der Agrarflächen in der Umgebung. Saisonale Spitzenkonzentrationen liegen voraussichtlich sogar noch vor uns. In den Höhenlagen der Berge (oberhalb der Baumgrenze), in waldreichen Gegenden und an den Küsten bei Seewind sind die Belastungen schwächer. Die allergologisch ebenfalls relevante Sporengattung Epicoccum ist ebenfalls immer häufiger in der Luft, belastet aber nur schwach. Sporenkonzentrationen wie bei Alternaria oder gar Cladosporium werden nicht annähernd erreicht. Pleospora sind in nur sehr geringer Konzentration vertreten und damit allergologisch vernachlässigbar.

Matthias Werchan, 15.07.2020   

 

*** Wir danken der Allergopharma GmbH & Co. KG, der AstraZeneca GmbH und der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***

 

Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Gräser und des Beifußes für Deutschland finden Sie hier.

Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Gräser und des Beifußes in der Luft in Europa finden Sie hier.

 

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