Wochenprognose

Für Deutschland

Wochenpollenvorhersage Amadeus

Mittwoch, 24. Juni 2020 - Dienstag, 30. Juni 2020

Beifuß (Artemisia)
Brennnessel (Urtica)
Esskastanie (Castanea)
Linde (Tilia)
Ampfer (Rumex)
Wegerich (Plantago)
Gräser (Poaceae)
Holunder (Sambucus)
Lindenblüte (Tilia) auf dem Höhepunkt © kukuruxa/Shutterstock.com

Allmählicher Rückgang der Gräserpollenbelastung voraus.

Die zurückliegende Woche galt weiterhin vor allem den Gräsern, als den derzeit aktiven Drahtziehern im Allergiegeschehen. Insbesondere in Richtung Norden, Osten und Mitteldeutschland, sowie lokal in grünlandreichen Gebirgslagen wehte den Betroffenen an trockenen Tagen nochmals reichlich allergener Blütenstaub um die Nase (einzelne neue Höchststände inklusive). Besser kamen Allergiker an Rhein und Ruhr durch die Sommertage. Hier im Westen und Südwesten der Republik blieben die Belastungen bereits (deutlich) hinter alten Bestmarken zurück. Bei den Kräutern flogen Brennnesselpollen schon zahlreich und auf einem für die Jahreszeit recht ansehnlichem Niveau. Weitere Mitwirkende der spätsommerlichen Kräuterpollensaison (vor allem Gänsefuß und Beifuß) traten vereinzelt in Erscheinung.  In den kommenden Tagen präsentiert sich der Sommer als ein eher durchschnittlicher Geselle, Rekorde sind keine zu erwarten.  Dies trifft – kurz zusammengefasst – auch auf den Pollenflug zu. In der Pollenartenzusammensetzung der Luft werden nur geringe Unterschiede zur Vorwoche erwartet. Allerdings treten neben den Gräsern immer mehr die Kräuter und ihre Pollen in den Fokus des Geschehens.

Frei nach dem aktuell bekannten Motto „flatten the curve" (zu Deutsch: die Kurve abflachen) steuern die Gräser (Poaceae) von nun an langsam, aber sicher auf geringere Belastungsstufen zu. Vor allem in den Tieflagen im Südwesten und Westen sind viele Grasflächen bereits abgemäht, sind Gräser vertrocknet oder einfach schon verblüht, wodurch nur noch gelegentlich mal ein hohes Belastungslevel erreicht wird, bzw. sich stärkere Belastungen auf Orte zurückziehen, wo Gräser bisher ungestört wachsen konnten und genügend Feuchtigkeit im Boden zur Verfügung stand, wie etwa Weg- , Wald- und Grabenränder, extensives Grünland oder temporäre Brachen. Weiter nach Norden hin, sowie in grünlandreichen Gebirgsgegenden (in den Alpen die Almen) nehmen es die Gräser sportlicher und belasten die Luft an trockenen und windigen Tagen weiter überall stark mit ihren Pollen, wenn auch hier mit abfallender Tendenz. Meistenteils angenehmer für Gräserpollenallergiker ist der Aufenthalt innerhalb geschlossener Wälder oder stark versiegelter Innenstädte und an den Küsten bei auflandigem Wind. Pollen der Kulturgräser, wie dem Roggen (Secale) sind wieder aus der Luft verschwunden.

Ampfer (Rumex) und Wegerich (Plantago) befinden sich in unveränderter Blühlaune. Die Pollenflug-Tendenz ist daher – gleichbleibend gute Pollenflugbedingungen vorausgesetzt – seitwärtsgerichtet. Geringe bis mittlere Pollenkonzentrationen werden von unseren Pollenmessstationen gemeldet. Insbesondere Wegerichpollen enthält bekannte Allergene, die allergische Reaktionen auslösen können. Diese Reaktionen können leicht als Gräserpollenallergie interpretiert werden, aufgrund der sehr ähnlichen Blühzeit der beiden Pflanzenfamilien. Kreuzreaktionen zur Gräserpollen sind ebenfalls möglich.

Die kleinen Pollen der Brennnesselgewächse – Brennnessel (Urtica) und Glaskraut (Parietaria) sind die „heimlichen Stars“ am Pollen-Sommerhimmel, denn ihre Zahl in der Luft wächst und wächst. Das bereits erreichte Konzentrationsniveau entspricht aktuell an vielen Messstellen in etwa dem Konzentrationsniveau, welches die gesamte versammelte Gräserschar derzeit zustande bringt und es geht weiter aufwärts. Äußerlich unterscheiden lassen sich die Pollen der beiden genannten Gattungen der Brennnesselgewächse nicht, wohl aber allergologisch. Während Brennnesselpollen mehrheitlich als wenig allergierelevant betrachtet werden (möglicherweise zu Unrecht), gelten Glaskrautpollen dagegen als wichtiges Allergen, zumindest im Mittelmeerraum. Glaskräuter fühlen sich in warmen Klimaten wohl, spielten daher in der Vergangenheit keine größere Rolle bei uns. Im Zuge der unübersehbaren Erwärmungstendenzen steht der (weiteren) Ausbreitung des Glaskrauts in Deutschland zunehmend Tür und Tor offen. Bisher beschränken sich größere Vorkommen allerdings noch auf die Wärmeinseln von Städten oder klimatisch bevorzugte Sonderstandorte.

Die Liste blühender Kräuter verlängert sich gegenwärtig mit dem zaghaften Beginn der Beifuß- (Artemisia) und Gänsefußblüte (Chenopodium); wobei mit Gänsefuß eigentlich der gesamte Komplex der Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae/Amaranthaceae) gemeint ist, wozu auch Arten, wie die Melde (Atriplex) oder der Amaranth (Amaranthus) gehören. Noch sind die von diesen Pflanzen ausgehenden Belastungen – falls überhaupt spürbar – schwach und örtlich begrenzt. Bevorzugt wachsen Beifuß und Gänsefuß an Ruderalstellen, temporären Halden, Wegrändern und Baumscheiben, schieben dort in den nächsten Tagen aber noch eine ruhige Kugel, was den Pollenflug anbelangt. Vereinzelt fliegen erste Pollen aus der Familie der Hanfgewächse (Cannabaceae), wobei hier tatsächlich der Hanf (Cannabis) gemeint ist und nicht der Hopfen (Humulus), der noch ein bisschen „auf die Weide muss“.

Die Baumblüte von Linde (Tilia), Esskastanie (Castanea) und Götterbaum (Ailanthus) ist mittlerweile auf ihrem Höhepunkt angekommen. Falls bei Betroffenen Allergiesymptome durch eine oder mehrere der genannten Arten ausgelöst werden, ist jetzt die Phase mit den stärksten Beeinträchtigungen zu erwarten. Allerdings werden auch jetzt in der Hauptblütezeit weder bei Linde noch bei Götterbaum oder Esskastanie die Pollenkonzentrationen ein Birkenpollensaison-ähnliches Niveau erreichen. Alle drei Baumarten sind größtenteils insektenbestäubt und geben Pollen in relativ überschaubarer Menge in die Luft ab. Wir messen an „Hochbelastungstagen“ meistenteils Konzentrationen, die meist im einstelligen Prozentbereich einer Birkenhochblüte liegen. Weiterhin sollten Betroffene in den kommenden Tagen den direkten Aufenthalt unter blühenden Bäumen meiden, da die unmittelbare Umgebung deutlich stärkeren Belastungen ausgesetzt ist, als es durch unsere weit verteilten Pollenmessgeräte darstellbar ist. Sind Linde, Götterbaum und Esskastanie einmal verblüht, kräht für dieses Jahr kein Hahn mehr nach allergenen Baumpollen – freilich nur in der Hoffnung, dass der diesjährige Dezember mal wieder als Wintermonat daherkommt und ohne frische Hasel- und Erlenpollen auskommt.

Mittlerweile sind blühende Holunderbüsche (Sambucus) eine Seltenheit. Einzelne Büsche mit offenen Blüten finden sich noch im kühlen Norden und an schattigen Berghängen. Allergiesymptome durch Holunderpollen sind nicht mehr zu befürchten.

Weitere Pollenarten, die in der aktuellen Vorhersagewoche in kleiner, teils zunehmender, teils abnehmender Zahl messbar sein können, stammen insbesondere von der Familie der Zypressengewächse (Cupressaceae), der Sauergräser (Cyperaceae), dem Liguster (Ligustrum), und diversen insektenbestäubten Kräuterfamilien, wie den Doldenblütlern (Apiaceae), den Hahnenfußgewächsen (Ranunculaceae), den Korbblütlern (Asteraceae), oder Arten wie dem Natternkopf (Echium), dem Mädesüß (Filipendula) oder dem Büschelschön (Phacelia), u.a. In den Alpenregionen ebbt der allergene Erlenpollenflug der dortigen Grünerlenbestände (Alnus viridis) allmählich ab. Dafür blühen nun die Latschenkiefern (Pinus mugo), die aber keinen allergenen Pollen produzieren. Mit Südwind werden einzelne Grünerlen- und Kiefernpollen bis in den Norden Deutschlands verfrachtet.

Sporen durch Schimmelpilze belasten – gefördert durch Feuchtigkeit mit nachfolgender Sommerluft – die Außenluft in immer stärkerem Maße. Von den von unseren Messstellen erfassten Sporentypen ist insbesondere die Zahl der allergie- und asthmaauslösenden Cladosporium-Sporen als hoch einzustufen. Ebenso steigert die Gattung Alternaria ihr Sporenangebot in der Luft auf ein für Betroffene zunehmend unangenehmes Niveau. Von weiterem Steigerungspotential ist auch in den kommenden Tagen auszugehen, sofern die Sporenflugbedingungen stimmen (trocken, warm, windig). Die bevorstehende Getreideernte gilt regelmäßig als Garant für die alljährlichen Peaks im Sporenflug von Cladosporium und Alternaria. Die von uns ebenfalls gemessenen Sporen der Gattungen Epiccocum und Pleospora sind in niedriger Konzentration in der Luft.

Matthias Werchan, 24.06.2020

 

 

*** Wir danken der Allergopharma GmbH & Co. KG, der AstraZeneca GmbH und der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***

 

Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Gräser, des Roggens und des Beifußes für Deutschland finden Sie hier.

Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Gräser und des Beifußes in der Luft in Europa finden Sie hier.

 

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